"Initiative Forensik" – Unterstützung Angehöriger von psychisch kranken Straftätern

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Jede Straftat zieht Kreise, wie ein ins Wasser geworfener Stein. Während wie im aktuell verhandelten Fall der Bochumer Arzthelferin, die ihren Liebhaber und Vater ihres Kindes tötete, der Täter im Blickpunkt öffentlichen Interesses steht, bleibt das Leiden der unfreiwillig von einer Tat betroffenen Angehörigen in der Regel unbeachtet.

Dabei leiden nicht nur die Angehörigen eines Verletzten oder die Hinterbliebenen eines Getöteten. Es leiden in besonderem Maße auch die Angehörigen des zu einem Täter gewordenen, bis zum Zeitpunkt der Tat oft völlig unauffälligen Menschen.
Während derjenige, der einen Menschen schädigte oder ihm das Leben nahm, seine Gefängnisstrafe verbüßt, müssen dessen Angehörige mit einer völlig veränderten Lebenssituation draußen in der Gesellschaft weiterbestehen.

Was das für deren Erleben bedeutet, kann und mag man sich kaum vorstellen. Es ist ein Ereignis, das entwurzeln kann, da man sich möglichweise plötzlich nirgends mehr zugehörig fühlt. Vater, Mutter, Geschwister, Ehepartner oder Kinder eines straffällig gewordenen Menschen finden sich von einem Moment zum anderen in einer veränderten Rolle wieder, fühlen sich als enge Angehörige eines Straftäters, obwohl sie gleichermaßen dessen Opfer sind und an sich als eigenständige Persönlichkeit bestehen bleiben.
Sie haben sich mit dem Blick des Umfeldes auf sich selber auseinanderzusetzen und werden herausfinden, wer wirklich Freund ist, und wer nicht.

Diese Situation kann für sie psychisch sehr belastend sein. Es erlegt ihnen auf, mit einer Problematik fertig zu werden, in der sie sich nicht selten alleingelassen fühlen werden.

Während alle betroffenen Angehörigen gleichermaßen eine verständnisvoll unterstützende Begleitung nötig hätten, hat sich in dem Wissen um deren verzweifelte Situation mittlerweile zumindest für die Angehörigen psychisch kranker Straftäter, die in einer Forensik untergebracht werden, eine Initiative gegründet.
Weil Forensik-Patienten ebenso wie deren Angehörige keine Lobby haben, bieten sie da Hilfe, wo kompetente Ansprechpartner, Informationen und Unterstützung fehlen.

Diese bundesweit unabhängige Arbeitsgruppe für Angehörige von Forensik-Patienten, die „Initiative Forensik“, wird vom Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V. und von den Landesverbänden unterstützt, die eine wichtige Anlaufstelle für die Angehörigen psychisch erkrankter Menschen in Deutschland sind und bereits viele Selbsthilfe-Angehörigengruppen ins Leben riefen.

Erfahrene Angehörige von Forensik-Patienten, die den Verbänden persönlich bekannt sind, beantworten an sie herangetragene Anfragen vertraulich und helfen jenen, die mit den unterschiedlichsten Fragen zur Einweisung in eine Forensik konfrontiert werden und sich mit Themen wie Aufenthaltsdauer, dortiger Behandlung und möglicher Besuche ebenso auseinandersetzen müssen, wie mit der Frage des Umgangs mit der veränderten Situation innerhalb der Familie und im sozialen Umfeld.

Angehörige psychisch kranker Straftäter sehen sich auch durch die öffentliche Berichterstattungen mit Vorurteilen und Ängsten konfrontiert. Der Initiative geht es deshalb um eine Versachlichung des Bildes der Forensik, wie auch der allgemeinen Psychiatrie in der Gesellschaft und um die Verbesserung der Situation Angehöriger.

Mit Stand Juni 2010 gab es in Deutschland bislang sieben Selbsthilfegruppen. Wer Kontakt aufnehmen oder Anfragen an die Initiative richten möchte, kann dies unter Tel. 01577-2152689 oder per E-Mail: forensik-angeh@psychiatrie.de tun.
Auch der Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch Kranker e.V. in München kann angefragt werden:

Tel.: 089-510 86 325
Fax: 089-510 86 328
E-Mail: lvbayern_apk@t-online.de
Internet: http://www.lvbayern-apk.de

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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