Flüchtlingen eine Stimme geben

Engagierte in Bochum: Die ehrenamtlichen Vormünder treffen sich regelmäßig, um sich über ihre Tätigkeit auszutauschen. | Foto: Stadt Bochum
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Bochum ist eine Vorzeigestadt, wenn es um die Frage der Einzelvormundschaft für minderjährige Kinder und Jugendliche geht. „Seit 2009 sind wir im Ruhrgebiet die Stadt, in der es möglich ist, einem Kind einen ehrenamtlichen Vormund an die Seite zu stellen, anstatt eines Amtsvormundes“, so Nicole Quade, Mitarbeiterin des Kinderschutzbund Bochum.

Ein Grund für diese Möglichkeit ist die enge Verzahnung zwischen dem Jugendamt und dem Kinderschutzbund. Kinder, deren Eltern die Vormundschaft entzogen wurde, werden zunächst dem Jugendamt gemeldet und dann einem Amtsvormund zugeordnet.
Doch das Bedürfnis und Interesse der Kinder und Jugendlichen, einen Menschen zu haben, der als direkter Ansprechpartner, Vertrauensperson und Weggefährte fungiert, ist enorm. Deshalb entschied sich das Jugendamt Bochum für eine Unterstützung des Projektes „Do it!“, das vom Kinderschutzbund betreut wird und EU-gefördert ist.
Mittlerweile sind rund 50 ehrenamtliche Vormünder in Bochum aktiv, 76 wurden seit 2009 erfolgreich vermittelt.
Eine ehrenamtliche Vormundschaft kann jeder Bürger übernehmen, der die Volljährigkeit erreicht hat. Dabei wird ein Blick in das polizeiliche Führungszeugnis vorgenommen.
Um Kindern und Vormund einen guten Start zu ermöglichen, bedarf es einiger Vorarbeit: „Zunächst gibt es ein Informations- und Kennenlerngespräch bei uns. Anschließend werden Schulungen angeboten, die für den rechtlichen und pädagogischen Background sorgen“, erklärt die Mitarbeiterin des Kinderschutzbundes Jutta Devantié. Im Anschluss wird geschaut, ob der ehrenamtliche Vormund bereit ist, ein Kind auf seinem Weg zum Erwachsenwerden zu begleiten.
In der Regel leben die Kinder und Jugendlichen in betreuten Wohngruppen, bei Pflegefamilien oder ihren Großeltern. „Der Erstkontakt wird gemeinsam mit dem Jugendamt, dem Kinderschutzbund, dem Kind und den Bezugspersonen gestaltet“, so Nicole Quade.
Dadurch entsteht die Möglichkeit, dass sich Kind und Vormund kennenlernen. Stimmen alle Parteien einer Vormundschaft zu, so wird diese rechtlich anerkannt. Danach übernimmt der Vormund seine Aufgaben: „Dieser ist zum Beispiel für Unterschriften in der Schule zuständig. Bei Kindern, die in einer Wohngruppe leben, ist auch der Kontakt zu Lehrern und Gruppenleitern wichtig. Außerdem kümmert sich der Vormund um medizinische Probleme, wie beispielsweise eine anstehende Operation“, erläutert Nicole Quade.
Neben der formellen Zuständigkeit ist aber auch eine Bindung zum jeweiligen Kind von Bedeutung. So sollte sich ein Vormund mindestens einmal im Monat die Zeit nehmen, etwas mit dem Kind oder Jugendlichen zu unternehmen: „Der Vormund sollte auch Ansprechpartner für das Kind sein, mit dem er im Idealfall ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann“, wünscht sich Jutta Devantié.
Neben den klassischen Fällen widmet sich der Kinderschutzbund seit 2012 auch der ehrenamtlichen Vormundschaft für Flüchtlingskinder. Hierbei handelt es sich meist um Jugendliche, die im Alter zwischen 16 und 17 Jahren alleine nach Deutschland kommen. Aber auch minderjährige Flüchtlinge sind auf die Hilfe eines Vormundes angewiesen.
Für sie ist es wichtig, jemanden zu haben, der ihnen bei Behördengängen und in Schulfragen unter die Arme greift. Die Bochumer Berufkollegs bieten seit Anfang Februar 2014 internationale Förderklassen an. Hier ist es wichtig dem Kind oder Jugendlichen den Weg ins Schulleben zu ebnen, und einen entsprechenden Platz gemeinsam zu finden.
Alle ehrenamtlichen Vormünder haben jederzeit die Möglichkeit Rücksprache mit dem Kinderschutzbund zu halten. Außerdem finden monatliche Gesprächsrunden statt, in denen sich Vormünder und solche, die es werden wollen zum Austausch treffen können.
„Wir wünschen uns, dass noch mehr Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben wird, mit einer individuellen Vormundschaft erwachsen zu werden“, so die Kinderschutzbund-Mitarbeiterinnen.
Die nächste Schulung findet am Mittwoch, 12. Februar, um 18 Uhr beim Deutschen Kinderschutzbund e.V. Ortsverband Bochum, Gerberstraße 20, statt. Weitere Schulungstermine sind der 13. März, der 10. april sowie der 7. Mai. Sollten Interessierte zu einem Termin nicht kommen können, so ist die Teilnahme trotzdem möglich
Verbindliche Anmeldung und weitere Informationen unter 0234/ 3618292 oder vormundschaft@kinderschutzbund-bochum.de.

Angebot

Der Kinderschutzbund unterstützt die Einzelvormünder mit verschiedenen Angeboten:

 Einführungsschulung “Starthilfe für Vormünder”

 Informationsveranstaltungen zu Schwerpunktthemen

 Einzelfallberatung

 Gesprächsrunden mit anderen Vormündern

Autor:

Lauke Baston aus Wattenscheid

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