Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe bietet Rat und Hilfe

Experten in eigener Sache

„Ich bin immer wieder beeindruckt, über welches Maß an Ressourcen und Resilienz pflegende Angehörige verfügen“, betont Jutta Meder, die als hauptamtliche Mitarbeiterin der Alzheimer-Gesellschaft Bochum für das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Bochum und Wattenscheid verantwortlich ist. Auch in Zeiten der Pandemie bleiben Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige untereinander in Kontakt – angesichts der besonderen Belastungen, die die Krise mit sich bringt, wichtiger denn je.

„Nur du schaffst es, aber du schaffst es nicht allein“, bringt Jutta Meder den Grundgedanken der Selbsthilfe auf eine griffige Formel. Zwar werden einige Gruppen – etwa bei Sportangeboten – von externen Anleitern betreut, aber grundsätzlich geht es um klassische Selbsthilfeangebote, die bewusst niederschwellig gehalten sind. „Die Gruppen“, ist es Jutta Meder wichtig zu betonen, „treffen sich quartiersnah in den Stadtteilen und sind Teil der Strategie ‚Leben im Alter in Bochum‘.“ Sie ist dankbar, dass sich immer wieder auch Unterstützer finden, die zum Beispiel Räume zur Verfügung stellen.
Das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe existiert in seiner jetzigen Form seit Juni 2020 und seine Arbeit ist bis Mai 2023 gesichert. Es ist Teil des Landesförderplans Alter und Pflege NRW und versteht sich als Anlaufstelle für Menschen mit Pflegebedarf und ihre pflegenden Angehörigen. Gefördert wird sie vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, den Landesverbänden der Pflegekassen in NRW und dem Verband der Privaten Krankenversicherung.

Selbsthilfegruppen unterstützen

Konkret hat es sich das Kontaktbüro zur Aufgabe gemacht, sowohl bestehende Selbsthilfegruppen als auch Neugründungen zu unterstützen und deren finanzielle Förderung zu organisieren. Interessierte sollen über das Angebot an Selbsthilfegruppen, in denen sie sich als Experten in eigener Sache erfahren können, informiert werden. Auch gemeinsame Aktivitäten für Menschen mit Demenz und zugehörige Personen werden unterstützt.
Zurzeit findet der Austausch zwischen den Angehörigen notgedrungen via Telefon oder Videochat statt. Jutta Meder kann Ratsuchenden im Kontaktbüro jedoch – je nach den gerade geltenden Hygienevorschriften – auch Gespräche von Angesicht zu Angesicht anbieten, bei denen auch über professionelle Hilfsangebote gesprochen werden kann. „Gerade in Zeiten der Pandemie sind die Leistungen pflegender Angehöriger gar nicht hoch genug zu bewerten“, unterstreicht Jutta Meder, „denn Pflegedienste bieten derzeit nur eingeschränkte Leistungen an, ehrenamtliche Unterstützer fallen aus und Einrichtungen der Tagespflege bleiben geschlossen. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass die meisten Angehörigen ihre Aufgaben nicht als Belastung, sondern als Herausforderung begreifen. Einige fühlen sich in der derzeit sehr angespannten Situation aber auch überfordert und entwickeln vielleicht depressive Verstimmungen.“

Sich gegenseitig Mut zusprechen

Da sind Selbsthilfegruppen, in denen sich die Teilnehmenden gegenseitig Mut zusprechen und in denen die Aussagen der Mitglieder nicht gewertet werden, umso wichtiger. Jutta Meder weiß aus Erfahrung: „Die Mitglieder dieser Gruppen stärken ihre Resilienz.“ Adressaten der Selbsthilfegruppen sind dabei nicht ausschließlich pflegende Angehörige, sondern auch Menschen, die bereits im jüngeren Lebensalter, also vor dem 65. Lebensjahr, an Demenz erkranken, und Menschen im frühen Demenzstadium. „Für diese Personen bieten wir auch Gedächtnistraining an“, erzählt Jutta Meder und ergänzt, „es berührt mich immer wieder zu sehen, wie lebensfroh viele Menschen mit Demenz sind.“

Infos
- Das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe, Universitätsstraße 77, ist unter Tel.: 0234/ 3253523 zu erreichen.