Positive Bilanz bei Mehrweg-Test in Bochum
Essen zum Mitnehmen ohne Müll
Zwei Wochen lang haben die Teilnehmenden der Aktion „Essen in Mehrweg“ ausprobiert, wie es in Bochum funktioniert, Einwegverpackungen zu vermeiden und stattdessen Mehrwegbehältnisse für Take-away-Speisen zu verwenden. Die Umweltberatung der Verbraucherzentrale NRW hatte die Testpersonen wahlweise mit einem Gefäß aus Metall, Glas oder Kunststoff oder einer Pizzabox ausgestattet. Manuela Weber, Umweltberaterin, berichtet, wie es mit dem praktischen Einsatz funktionierte.
Ob Teller, Boxen, Schalen oder Kartons: Take-away-Gerichte werden bisher überwiegend in Einwegverpackungen abgegeben. „Für deren Herstellung werden riesige Mengen an Rohstoffen wie Erdöl, Pappe oder Aluminium und zudem viel Energie verbraucht, damit die Behältnisse nach nur einmaliger Nutzung im Müll landen. Umwelt und Klima werden unnötig belastet“, erklärt Umweltberaterin Manuela Weber. Zudem fallen durch die To-go-Verpackungen in öffentlichen Mülleimern oder sogar in der Natur für die Kommunen etwa 458 Millionen Euro Entsorgungskosten im Jahr an.
Alltagstest für Mehrweg
Gründe genug, gemeinsam neue Wege zu gehen und auf Mehrweg statt Einweg auch beim Essen zum Mitnehmen zu setzen. 11 Bochumerinnen und Bochumer unternahmen im vergangenen Monat auf Einladung der Verbraucherzentrale den Selbstversuch. Mit den Glas-, Metall- und Kunststoffboxen sowie dem mehrfach verwendbaren Pizzakarton der Umweltberatung testeten sie, wie die Gastronomiebetriebe auf die Mehrwegbehälter reagierten und wie praktikabel das Mitnehmen eigener Gefäße im Alltag ist.
Schwierig für den spontanen Hunger
Die Bilanz nach den zwei Wochen fällt gemischt aus. Viele waren von dem Testobjekt begeistert und wollen es auch weiter nutzen. Einige Teilnehmer fanden es allerdings schwierig, das Gefäß immer dabei zu haben, da man sich manchmal spontan dazu entscheidet, Essen mitzunehmen. Außerdem berichten manche Tester, dass nicht alle Behälter das Essen lange genug warm halten. Ein weiteres Problem ergibt sich, wenn man Essen vorbestellt.
Insgesamt waren alle mit Größe, Material, Haltbarkeit und Reinigungseigenschaften der Mehrwegbehältnisse zufrieden. Verbesserungspotenzial sahen die Testerinnen und Tester vor allem bei der Pizzabox. Viele fanden außerdem, dass insgesamt in den Gastronomiebetrieben ein Mehrwegsystem angeboten werden sollte.
Einige Gastronomen sperren sich
Einige der Teilnehmenden machten die Erfahrung, dass die eigenen Boxen von den gastronomischen Betrieben erst nach einer Diskussion akzeptiert wurden. Noch sind Gastronomen dazu auch nicht verpflichtet. „Hier zeigt sich, dass nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher mitmachen müssen, wenn Mehrweg gelingen soll, sondern dass auch die Mitarbeitenden in den Betrieben entsprechend geschult sein müssen. Der Lebensmittelverband Deutschland beispielsweise stellt Informationen zur Verfügung, wie das Befüllen von Kundengefäßen hygienekonform möglich ist“, so Umweltberaterin Weber.
Pflicht zur Mehrwegalternative
Mit Blick auf das ab dem 1. Januar 2023 kommende Gebot, dass Gastronomiebetriebe, die Essen oder Getränke zum Mitnehmen in Einwegkunststoff anbieten, zusätzlich auch Mehrwegalternativen bereithalten werden müssen, weist die Umweltexpertin darauf hin, dass damit nicht generell Wegwerfbehältnisse verschwinden werden. „Zwar werden Plastikgefäße durch das Mehrweggebot sicher weniger nachgefragt, da größere Gastronomiebetriebe ein Mehrwegsystem anbieten müssen und kleine Betriebe mitgebrachte Gefäße annehmen und befüllen müssen. Aber es gibt kein Einwegverbot, so dass neben bestimmten Einwegkunststoffen auch noch viele Einweg-Verpackungen aus Aluminium, Pappe und anderen Materialien angeboten werden dürfen. Weniger Abfälle haben wir daher nur, wenn sich Mehrweglösungen wirklich breit etablieren.“ Dafür wollte die Umweltberatung in der Aktionswoche „Essen in Mehrweg“ sensibilisieren.
Testerinnen und Tester sind überzeugt
Die Testerinnen und Tester wollen jedenfalls Mehrweg-Esserinnen und -Esser bleiben. Es sei zwar etwas aufwendiger, als die Einweg-Verpackungen zu verwenden, aber durchaus machbar. Als kleines Dankeschön fürs Mitmachen durften alle Teilnehmenden die wiederverwendbaren Gefäß behalten.
Autor:Patricia Porwol aus Bochum |
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