„Be-Up“-Studie zur aktiven Geburt auch in den Augusta Kliniken gestartet
Haben Umgebung und Ausstattung eines Gebärraums Einfluss auf den Geburtsverlauf? - Die Antwort auf diese Frage wird unter anderem in Bochum gefunden, denn die Geburtshilfe der Augusta Kliniken wirkt bei einer Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit. In den kommenden zwei Jahren werden bundesweit 4.000 Frauen teilnehmen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit 1,1 Millionen Euro.
„Be-Up: Geburt aktiv“ heißt die Studie, für die in allen beteiligten elf Kliniken alternative Gebärräume für schwangere Frauen, deren Geburtswehen begonnen haben, eingerichtet wurden. Frauen, die während der Geburt selbstbestimmt und aktiv handeln können, so die These, werden weniger Komplikationen erleben, die ärztliche Eingriffe erfordern.
„Die alternativ eingerichteten Gebärräume sind darauf ausgerichtet, dass die Frauen sich frei bewegen und die Umgebung so nutzen können, wie sie möchten und je nachdem, wie sie sich fühlen“, erklärt Benedikt Gottschlich, der leitende Arzt im Augusta. „Die wissenschaftliche Literatur deutet darauf hin, dass Bewegung und aufrechte Körperhaltung sich positiv auf die Geburt auswirken.“ Einerseits wirke die Schwerkraft unterstützend und positioniere das Kind entsprechend. Andererseits fördere diese Körperhaltung beispielsweise auch eine bessere Durchblutung der Gebärmutter.
Die Hebammenwissenschaftlerin Dr. Gertrud M. Ayerle vom Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg leitet die Studie. „Die Frauen haben die Möglichkeit, verschiedene Steh- und Sitzpositionen einzunehmen und diverse Schaumstoffelemente zu nutzen.“ Es gibt eine Snackbar und einen Monitor, der Naturszenen zeigt.
Dies alles könne dazu beitragen, dass weniger Komplikationen auftreten, die im äußersten Fall einen Kaiserschnitt erforderlich machen. Somit könne perspektivisch die Kaiserschnittrate gesenkt werden, die in Deutschland bei rund 30 Prozent und deutlich über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO (bis zu 15 Prozent) liege. Auch das Risiko für weitere Komplikationen und einen Kaiserschnitt in einer nachfolgenden Schwangerschaft, so Ayerle, sei reduziert.
Alle teilnehmenden Kreißsäle waren offen für die Studie und freuen sich, mit der alternativen Geburtsumgebung etwas Neues anbieten zu können. „Unsere Geburtsräume sind generell sehr freundlich und angenehm eingerichtet“, sagt Gottschlich. Der alternative Gebärraum gehe aber noch ein Stück weiter und schaffe eine individuell veränderbare Umgebung mit der maximalen medizinischen Sicherheit für Mutter und Kind und einer noch intensiveren Betreuung durch die Hebammen. Die Frauen können mit der flexiblen Positionierung der Schaumstoffelemente jede für sie angenehme Position einnehmen oder sich, wie der Titel ‚Be-Up‘ ja impliziert, frei bewegen.
Im Vorfeld hatten Ayerle und ihre wissenschaftlichen Kolleginnen und Kollegen Schwangere befragt, ob sie an einer solchen Studie teilnehmen würden und die Resonanz sei sehr gut gewesen. Die Teilnehmerinnen haben auch sonst bei den Geburten keinen Einfluss darauf, welcher Geburtsraum ihnen im Kreißsaal zugewiesen wird. Die tatsächliche Zuordnung, ob die Geburt im üblichen oder alternativen Gebärraum stattfindet, erfolgt in der Studie zufällig per Computer. Die fachliche und medizinische Begleitung seitens der Ärztinnen und Ärzte sowie der Hebammen stehe allen gleichermaßen zur Verfügung.
Verglichen werden in der „Be-Up“-Studie die Geburten in den üblichen Gebärräumen mit denen, die in den alternativen Gebärräumen der Kreißsäle stattfinden. Um herauszufinden, wie die Mütter die Geburt erlebt haben, werden sie auf der Wochenstation und drei Monate nach der Geburt schriftlich befragt.
Autor:Eberhard Franken aus Bochum |
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