Abriss des Traditionshauses in Hamme zeigt Wandel in der Jugendhilfe
Ev. Stiftung Overdyck bietet längst spezialisierte Hilfe in den Stadtteilen
Der laufende Abriss des Stammhauses der Ev. Stiftung Overdyck steht sinnbildlich für den Wandel in der Kinder- und Jugendhilfe. Während die Mauern des Gebäudes in Bochum-Hamme fallen, hat sich die Stiftung längst vom klassischen Kinderheim zu einem modernen Jugendhilfe-Träger mit dezentralen, spezialisierten Angeboten entwickelt.
Am Bodelschwinghplatz lebten ab etwa 1920 junge Kinder und ältere Jugendliche gemeinsam unter einem Dach. Streng getrennt waren allerdings Jungen und Mädchen. Das Konzept ging auf die von Graf Adelbert von der Recke-Volmerstein 1819 in Hamme gegründete Rettungsanstalt zurück. „Bis 1979 waren alle Gruppen zentral am Bodelschwinghplatz angesiedelt“, erinnert sich Petra Hiller, heute Leitung und Vorstand bei Overdyck. Es gab auch einen heimeigenen Kindergarten, bis 1933 eine eigene Schule. Die jungen Menschen im Kinderheim blieben oft unter sich.
„Ab den 1990er Jahren hat ein starkes Umdenken eingesetzt“, sagt Petra Hiller. „Wir sind in die Stadtteile gezogen, damit die Kinder und Jugendlichen mit einem normalen Wohnumfeld konfrontiert sind.“ Für ein gutes Miteinander ist Rücksicht auf die Nachbarn an den über zwei Dutzend Standorten Pflicht. Kontakte zu Gleichaltrigen ergeben sich auch jenseits der Gruppe.
Zusätzlich ist das Angebot immer spezieller geworden. Inzwischen gibt es auch Wohngruppen für psychisch kranke Jugendliche, junge Menschen mit Missbrauchserfahrungen, Kleinkinder, junge Wohnungslose oder unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Seit 2004 wurde das Overdyck-Stammhaus in Hamme wegen verschärfter Brandschutzauflagen nur noch übergangsweise genutzt und stand zuletzt leer. Zum Jahresende rückte dann die Abrisskolonne an. Auf dem Gelände bekommen die nebenan wohnenden unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge künftig mehr Platz.
Autor:Felix Ehlert aus Bochum |
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