Wichtiger Teil des Bochumer Sports
Zehnte Tafel des Bochumer Stelenwegs feierlich eingeweiht
Die erste Stele widmete sich der Musik, die zehnte dem Sport: Der "Stelenweg jüdisches Leben in Bochum und Wattenscheid" feiert ein kleines Jubiläum und zeigt gleichzeitig die ganze Vielfalt der Aspekte jüdischen Lebens in unserer Stadt. Über 60 Gäste, nicht nur aus Bochum, informierten sich während und nach einer Feierstunde am Erich-Gottschalk-Platz über die Jubiläumsstele. Zur offiziellen Einweihung kam auch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, frühere Bundesministerin und heutige Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW.
"Es ist wichtig, sichtbar zu machen, welche Bedeutung jüdisches Leben für uns alle hat", würdigte Leutheusser-Schnarrenberger in ihrer Rede bei der kleinen Feierstunde zur Einweihung der Gedenkstele am Erich-Gottschalk-Platz die Bedeutung des Bochumer Stelenwegs. Denn die Antisemitismusgefahren in unserer Gesellschaft seien nach wie vor groß. Wichtiges Anliegen der Antisemitismusbeauftragten sei es gerade, die Verankerung des jüdischen Lebens im heutigen täglichen Leben sichtbar zu machen. Die Aufstellung diese Stele wurde aus Mitteln der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt.
Projekt entwickelt sich seit 10 Jahren
Der "Stelenweg" ist ein vor über zwanzig Jahren von der Evangelischen Stadtakademie entwickeltes Projekt, das an jene Orte in der Stadt erinnert, die in besonderer Weise mit jüdischem Leben verbunden waren. Initiator ist Dr. Manfred Keller, ehemaliger Leiter der Stadtakademie. Angesichts des Verständnisses von Sport im jüdischen Glauben und der jüdischen Tradition sei es erstaunlich, so Keller in seiner Rede, in welchem Maße sich jüdische Menschen von Anfang an im Bochumer Sportleben engagiert haben und dies bis heute tun.
Denn auch diese Stele blickt nicht nur in die Vergangenheit zurück, sondern zeigt auch die Gegenwart: So wies Manfred Keller in der Feierstunde auch darauf hin, dass vor allem den jüdischen Einwanderern der 1990er Jahre es zu verdanken sei, dass sich in Bochum wieder jüdische Sportgruppen bildeten und dass im Jahr 2000 der Turn- und Sportverein „Makkabi Bochum“ neu gegründet wurde. Der Verein trete ein für eine offene, plurale Gesellschaft, für die Unantastbarkeit und die Würde jedes einzelnen Menschen. „Diesem Ziel dient auch der Erinnerungsweg zur jüdischen Geschichte der Stadt Bochum“, fügte Keller hinzu.
Erich-Gottschalk-Platz
Der Standort der neuen Stele ist ganz bewusst gewählt: Der kleine Platz an der Ecke Castroper Straße/Blumenfeldstraße wurde im letzten Jahr nach Erich Gottschalk benannt, Kapitän der Mannschaft von Schild/Hakoah Bochum, die 1938 die letzte Deutsche Jüdische Fußballmeisterschaft gewann. Die spannende Geschichte dieser beiden Vereine ist auf einer Seite der Stele nachgezeichnet. Schülerinnen und Schüler des Neuen Gymnasiums haben an der Recherche-Arbeit mitgewirkt.
Auch Bürgermeisterin Gabriele Schäfer (SPD) und die Vorsitzende des Kulturausschusses, Barbara Jessel (Grüne), hoben anlässlich der Feierstunde die Bedeutung dieses Erinnerungsprojekts hervor. Sie dankten den Initiatoren und Organisatoren für ihr jahrelanges und erfolgreiches Engagement. Bochum könne mit Stolz auf diese Erinnerungskultur blicken.
Der Stelenweg beschäftigt sich ganz bewusst nicht nur mit den dunklen Kapiteln: „Erinnert werden soll an die ganze Geschichte des Zusammenlebens von Juden und Nichtjuden in unserer Stadt, die barbarische, aber ganz bewusst auch an die bereichernde Seite eines einvernehmlichen Miteinanders“, sagt Manfred Keller. Die Aufstellung der zehnten Stele wurde aus Mitteln der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger macht die Bedeutung des Projektes deutlich: Es sei wichtig, sichtbar zu machen, welche Bedeutung jüdisches Leben für uns alle habe. Und hatte deshalb auch noch eine Anregung parat: Die Stadt Bochum könne den Stelenweg mit seinen Stationen aufgreifen und daraus ein Tourismus-Projekt machen. Und die inzwischen zehn Standorte sollten durch einen Hinweis darauf, wo die anderen Stelen stehen, für Interessierte leichter auffindbar gemacht werden.
Ausstellung im Stadtarchiv
Gewürdigt wird das kleine Jubiläum des Stelenwegs "Jüdisches Leben in Bochum und Wattenscheid" auch mit einer Ausstellung im Stadtarchiv ab dem 28. Oktober. Dort sind dann 22 Info-Tafeln zu den Stelen zu sehen.
ZUM NACHLESEN:
- Manfred Kellers Buch „Im jüdischen Bochum - Spurensuche auf dem Stelenweg“ ist frisch als Nachdruck erschienen im Bochumer Verlag Gimmerthal.
- Das Buch umfasst 112 Seiten, mit zahlreichen, teils farbigen Abbildungen, und kostet 16,90 Euro.
- Das Buch ist in jeder Buchhandlung und in der Evangelischen Stadtakademie erhältlich.
Autor:Petra Vesper aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.