„Wochenmarkt wird ein Riesenknaller“: Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke präsentierte Infrastrukturprojekte

Bochums Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke (l.) beim "Balkongespräch" mit Journalisten am 2. August. | Foto: Lutz Leitmann / Stadt Bochum, Referat für Kommunikation
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Bochums Stadtspitze erklärt die Bochum Strategie: Beim neuen Sommerformat „Balkongespräche“ erklären die Dezernenten, wie sie die „Bochum Strategie“ umsetzen, wie ihre nächsten Schritte aussehen und welche Herausforderungen zu bewältigen sind. Von einem Innenhofbalkon im fünften Stock des Rathauses aus entwerfen sie ein Bild von Bochum in der nahen Zukunft. den Auftakt machte Stadtdirektor Michael Townsend, es folgten Stadtkämmerer Dr. Manfred Busch, Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke sowie Sebastian Kopietz, Bochums Dezernent für Personal, Recht und Ordnung und zum Abschluss Sozialdezernentin Britta Anger.

„Großstadt mit Lebensgefühl“ lautet eine der Stärken, die in der „Bochum Strategie“, dem städtischen Entwicklungskonzept, ausgemacht wurden. Mit Hilfe welcher Projekte diese Kompetenz bis zum Jahr 2030 ausgebaut werden soll, stellte Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke jetzt in einem Pressegespräch dar.

Auf die Begegnung hebt die Kernaktivität „Gute Stube“ ab. Dahinter verbirgt sich die Entwicklung von Orten der Begegnung, wie Familien- und Jugendzentren, in den Wohnquartieren. „Sehr gute Ansätze gibt es mit dem Q1 im Westend“, nennt Bradtke ein Beispiel. Auch das Amtshaus Hamme soll mit Fördermitteln instandgesetzt werden, denn „wir brauchen Orte, wo die Leute sich treffen“. Beim Amtshaus Harpen dagegen sei es schwierig, dies baulich zu erhalten. Stattdessen suche man nun im Stadtteil ein anderes Gebäude als „gute Stube“.
Ganz begeistert zeigt man sich bei der Stadtverwaltung von der Idee einer Markthalle in der Innenstadt, die von den Bürgern während der Bürgerkonferenz 2016 gewünscht worden sei. Zunächst soll bis Ende dieses Jahres ein Nutzungskonzept erstellt werden, bei dem ein „feinfühliges Gleichgewicht“ zwischen Gastronomie und Handel gefunden werden müsse. Dazu habe man bisher Hallen in Gelsenkirchen, Hannover sowie Kassel besichtigt, „und die Kollegin war in ihrem Urlaub in der Markthalle in Rotterdam“.

Markthalle in der Innenstadt

1.500 Quadratmeter Verkaufsfläche schweben Bradtke für die Markthalle vor. „Das entspricht einem modernen Edeka-Markt.“ Viele Standorte gebe es dafür in der Innenstadt nicht. Wegen einer möglichen Inhouse-Lösung sei man im Gespräch. „An öffentlichen Plätzen kommen Husemannplatz, Dr.-Ruer-Platz und der Boulevard in Frage“, so der Stadtbaurat, wobei der Boulevard verkehrstechnisch schwierig werden könne. 2018 sollen eine Standortstudie erstellt und öffentliche Fördermittel generiert werden.
„Das wird ein Riesenknaller für uns“, hegt der Stadtbaurat die Hoffnung, dass Bochum mit der Markthalle ein Alleinstellungsmerkmal hätte, das nicht nur die Besucherfrequenz in der Innenstadt steigern würde, sondern die Nachfrage der Innenstadt als Wohnraum erhöhen könnte. Schließlich gebe es 60.000 Studenten an den Bochumer Hochschulen, „und nicht mal 30.000 wohnen hier. Das ist ein Potential, das wir nicht ausgenutzt haben“.

800 neue Wohneinheiten pro Jahr

Ansonsten wird zum Thema Wohnen seit einem Jahr ein Handlungskonzept erstellt, das nach der Sommerpause vorgestellt werden solle. Es sieht den Bau von 800 Wohneinheiten pro Jahr vor, davon 200 geförderte. „Da sind wir bei Weitem nicht“, sagt Bradtke über die aktuelle Situation. Zurzeit würden jährlich etwa 300 Wohneinheiten errichtet.
Als Beispiel für angedachte Wohnbebauung nennt er in Wattenscheid den Wilhelm-Leithe-Weg, wo rund 1.000 Wohnung entstehen sollen. „Das ist eine super attraktive Lage“, so Bradtke. Den Protesten der dortigen Anwohner sowie von Nachbarn anderer potentieller Neubauviertel, dass dadurch Grünflächen zerstört würden, entgegnet er, dass sie es in Anspruch nehmen würden, dort zu leben, es anderen aber nicht zugestehen würden.
„Wenn man annimmt, dass es den Bedarf gibt, muss man ihn erfüllen“, erläutert Bradtke, denn Bochum wachse seit 2014 wieder, und man solle die Chance nutzen, wieder auf 400.000 Einwohner zu kommen. „Ist es gut für die Stadt, Leute abwandern zu lassen?“, fragt er mit Verweis darauf, dass er als früherer Stadtbaurat von Witten viele Bochumer dort hin hat umziehen sehen. „Können wir uns das erlauben? Ich sage ganz klar: nein. Das wäre eine verfehlte Standortpolitik.“

Mehr Straßenbäume

Als Bestandteil der Kernaktivität StadtBaumKonzept hat die Stadtverwaltung von der Bürgerkonferenz den Wunsch der Bürger nach dem „Baum vor der Haustür“ mitgenommen. „Das haben wir so nicht auf dem Schirm gehabt“, gesteht Bradtke, „aber wir haben verstanden, was für die Bürgerschaft wichtig ist, und verändern unsere Verhaltensweisen.“ Dazu seien das Budget des Grünflächenamtes aufgestockt und zum Beispiel in der vergangenen Woche außerhalb der Pflanzzeit an der Huestraße vorgezogene Bäume für 30.000 Euro gepflanzt worden, erläutert der Stadtbaurat die ersten Reaktionen auf den Bürgerwunsch.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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