Wasserratten auf dem Trockenen - Stadtbad macht nach zehn Jahren dicht

Das nasse Vergnügen währte nur knappe zehn Jahre: Das Stadtbad in der City schließt seine Pforten. Nach dem Wasserschaden vom Sommer erteilt der Betreiber einer Wiedereröffnung eine Absage. | Foto: Presseamt der Stadt Bochum
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  • Das nasse Vergnügen währte nur knappe zehn Jahre: Das Stadtbad in der City schließt seine Pforten. Nach dem Wasserschaden vom Sommer erteilt der Betreiber einer Wiedereröffnung eine Absage.
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Nach zehn Jahren ist das „neue“ Stadtbad in Bochum schon wieder Geschichte. Nach dem schweren Wasserschaden wird das Bad in der Innenstadt nicht wieder eröffnen. Die notwendigen Investitionen seien zu hoch. Das teilten am Montag die Betreibergesellschaft und der Eigentümer der Stadtbadgalerie mit. Die Konsequenz: Schwimmer sitzen in der Innenstadt künftig auf dem Trockenen. Es ist ein Aus mit Ansage: Zum Jahresende hätten bestehende Verträge neu verhandelt werden müssen.

Die Meldung hatte zunächst ihren ganz eigenen Witz: Am 28. Juli meldete das Stadtbad einen Wasserschaden. Doch schnell war der Ernst der Lage klar: Mehrere tausend Liter Wasser waren im Keller ausgeflossen und hatten auch Chemikalien gelöst.

Seither laufen die Trocknungsarbeiten, Badegäste stehen vor verschlossenen Türen, die beliebten Aqua-Fit-Kurse wurden in verschiedene Lehrschwimmbecken verlegt und auch das Schulschwimmen musste in andere Bäder verlegt werden. „Die Trocknung ist immer noch nicht abgeschlossen“, so Thomas Pfaff, Sprecher der Betreiber. „Den ganzen Ausmaß des Schadens können Experten nur grob beziffern. Doch es hat sich heraus gestellt, dass immense Investitionen nötig sein werden, um den Betrieb wieder aufzunehmen.
So scheint der Unfall nur einen Prozess zu beschleunigen, der absehbar war: Stadtbad-Betreiber sfm („sport und freizeit management gmbh“) und Stadtbad-Eigentümer DIC Assets GmbH in Frankfurt erklärten am Montag, dass unter den gegebenen Bedingungen keine „wirtschaftlichen Konditionen für einen langfristigen Schwimmbadbetrieb darstellbar“ seien und sprechen von einer „schwierigen Ausgangslage“ des privaten Bades.

Der 2002 geschlossene zehnjährige Vertrag zum Betrieb des Schwimmbades bedürfe Ende des Jahres einer Erneuerung - dazu werde es aber nicht kommen. Diese Entscheidung sei auch in Absprache mit der Stadt Bochum getroffen worden, so DIC und sfm in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Vor allem den zu geringen Anteil des Schulschwimmens an der Gesamtnutzung des Bades nennen sie als Grund: Xaver Majewski von der sfm: ,,Ich bin enttäuscht, dass ein sehr modernes Bad schließen muss, weil es uns trotz jahrelanger Bemühungen nicht gelungen ist, das Schulschwimmen im Stadtbad in dem erforderlichen Umfang zur erweitern. Ohne das erweiterte Schulschwimmen hätten wir das Bad nur mit immensen Zuschüssen betreiben können.“

Stadtsprecher Thomas Sprenger wehrt sich dagegen, dass der Stadt der „Schwarze Peter“ zugespielt wird: „Es gibt einen Vertrag, an den wir gebunden sind“. An fünf Tagen pro Woche seien vormittags zwei Bahnen für das Schulschwimmen angemietet, hinzu käme noch einmal eine Bahn in den Abendstunden. „An diesen Vertrag haben wir uns gehalten und wollten ihn auch so fortführen. Eine weitere Verlagerung des Schulschwimmens in das privat geführte Bad indes ist nicht machbar: Durch das Haushaltssicherungskonzept und den Schulentwicklungsplan ist das nicht realisierbar.“ Welche Summe die Stadt bislang für das Schulschwimmen im Stadtbad aufbringen musste, darüber hüllt sich der Stadtsprecher in Schweigen: „Das wollen wir nicht öffentlich diskutieren.“

Sechs oder sieben Bochumer Schulen, so Sprenger, nutzten zuletzt mit einzelnen Klassen das Stadtbad für das Schulschwimmen. Für sie wurde bereits Ersatz in anderen städtischen Bäder in den Stadtteilen oder Lehrschwimmbecken gefunden. „Das muss für die Schüler nicht zwangsläufig längere Anfahrtswege bedeuten.“ Die Versorgung mit Schwimmbädern sei, so Sprenger, für das Schulschwimmen eigentlich ganz gut.

Die letzten Zahlen, die der Betreiber veröffentlicht hat, weisen für das Jahr 2010 eine Gesamtzahl von 122.664 Besuchern aus, darunter 32.337 Schüler und 20.336 Teilnehmer von Kursen. Im Jahr 2003 hatte das Bad insgesamt 87.925 Gäste verzeichnet. Das Stadtbad verfügt über sechs 25-Meter-Bahnen mit einer Wassertiefe von 80 Zentimetern bis 3,40 Metern sowie ein Therapiebecken und ein Kinderplanschbecken. Wettkämpfe sind aufgrund der zu geringen Größe und Tiefe aber nicht möglich.

Mit dem Entschluss, den Betrieb des Stadtbades nicht weiterzuführen, sei das Thema „Schwimmen“ in der Innenstadt derzeit abgeschlossen, bestätigt Sprecher Thomas Pfaff für die mfs und die DIC. Darüber hinaus sei die ganze Stadbadgalerie ein schwieriges Thema für die DIC als Eigentümerin. „Es läuft nicht so richtig.“ Deshalb werde man jetzt mit Experten darüber nachdenken, welche alternativen Nutzungskonzepte es jetzt für die Stadtbad-Galerie gebe. Ein öffentliches Schwimmbad - soviel ist absehbar - wird dabei wohl keine Rolle mehr spielen.

Historie
Das „neue“ Stadtbad wurde am 14. November 2002 eröffnet.

Das „alte“ Stadtbad war 1988 unter heftigen Protesten der Bochumer Bürger geschlossen worden; ein Jahr später wurde mit dem Abriss des denkmalgechützten Baus aus den 1950er Jahren begonnen.

Bereits am 14. März 2002 hatte die „Stadtbad-Galerie“ eröffnet.

Die Bochumer Häusser-Bau-GmbH hatte 60 Mio. Euro in diese Projekt investiert.

Zum 1. August 2006 wurde die Stadtbad-Galerie an die DIC Assets GmbH in Frankfurt verkauft.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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