gotha live
Was, wenn ich auch heute noch „DDR-ler“ bin ?

Viele Jahre meines Lebens liegen in der DDR.
Das war meine Kindheit, meine Jugend, das war die Zeit meiner ersten Ehe, die Familie mit unseren beiden Jungs und es waren die Jahre meiner Schulzeit, der Facharbeiterausbildung, des Studiums und danach der Freude an meiner Arbeit.
Das prägt einen Menschen und gibt ihm die Richtung seines Handelns.

In all diesen Jahren war ich stets erfolgreich bemüht, meine eigenen Leistungen so zu gestalten, dass ich damit den Menschen um mich herum eine Freude bereiten oder gar eine Hilfe bieten konnte.

Kein Wunder, dass ich in der Jugend alle Möglichkeiten nutzte, Ferienlager zu erleben und später selbst an deren Gestaltung mitzuwirken.
Auch machte es mir Freude, in unserem Wohnblock zwei Kinderfeste auf die Beine zu stellen, wofür sich nahezu alle 32 Familien mit einbrachten.
Ein Höhepunkt war der 100. Geburtstag einer Mitbewohnerin, wofür ich den Gothaer Fanfarenzug zu einem kleinen Konzert gewinnen konnte.

Als Familie unternahmen wir anfangs viele Fahrten mit den Fahrrädern und später erkundeten wir die DDR per Auto. Gern denke ich auch an die jährlich begangene Weihnachtszeit.

Schließlich bereitete es mir ein großes Vergnügen, in meiner Arbeit Programme zu entwickeln, mit denen nicht nur in der Firma, sondern auch anderen Betrieben ein leichtes Arbeiten möglich wurde. Eine Grundhaltung, welche mich mein ganzes Leben erfolgreich begleitet.
All das wurde eingebettet in die Freude an gemeinsamen gesellschaftlichen Veranstaltungen besonders im Arbeitskollektiv.

So, wie mich das alles prägte wechselte ich mit der „Deutschen Einheit“ in ein für mich neues Deutschland, in dem meine Lebensauffassung allerdings keine große Wende erfuhr.
Meine DDR-Art des Lebens wurde nicht umgekrempelt, sondern ergänzt und bestätigt.
Dass es die DDR nicht mehr gibt, bedeutet ja nicht, dass mit ihr auch mein bisheriges Leben abgelegt und neugestalten werden musste.
So wird es auch den Menschen der früheren BRD gegangen sein, die sich nun in einer neuen BRD wiederfanden.

Keineswegs möchte ich den Staat DDR wieder haben, wenngleich ich es aber doch gut fände, wenn einige erprobte Dinge übernommen worden wären. Nun ja, das geschieht so ganz nebenbei schon – muss freilich heutzutage anders heißen.

Heute bin ich fest verankert im „Deutschland“ und kann immer wieder feststellen, wie gut und richtig meine Lebensauffassung aus der DDR eine solide Grundlage bildet.
Sicher gibt es andere Lebenslinien, gibt es ganz andere persönliche Entwicklungen und erlebte DDR. Doch ich kann und möchte ja nur für mich sprechen.
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Vielleicht können mich die Kommentare bestätigen oder ähnliche Lebenswege zeigen.

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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