Solingen
Vier Menschen mussten vermutlich durch Faschisten sterben

Jetzt ist es amtlich: Das Feuer, das in einem Dachgeschoss eines Wohnhauses in Solingen ausbrach, wurde vorsätzlich gelegt. Eine bulgarische Familie mit zwei Kindern mussten einen qualvollen Tod in den Flammen erleiden. Dazu äußerte sich der Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt am Mittwoch in Wuppertal.

Das Feuer wurde im hölzernen Treppenhaus entzündet und schnitt damit den Fluchtweg für die Hausbewohner ab. Die Familie im Dachgeschoss: Die Eltern waren 28 und 29 Jahre jung, ihre Kinder drei Jahre und fünf Monate.  Weitere Menschen wurden schwer verletzt, als sie sich in Panik aus den Fenstern stürzten.

Dieser Brandanschlag war besonderns heimtückisch und grausam und kann daher nur die Handschrift von brutalen Faschisten tragen. Durch einen Kamineffekt breitete sich das Feuer mit ungeheurer Geschwindigkeit aus, erreichte nach spätestens 5 Minuten den Dachstuhl, wo die junge bulgarische Familie eingeschlossen wurde. „Eine Flucht durch das Treppenhaus war allerdings keinem der Bewohner mehr möglich.“ so Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt" Die Mieter aus der dritten Etage erlitten ebenfalls sehr schwere Verletzungen durch das Feuer und durch einen Sprung auf die Straße“, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Drei Schwerverletzte. Weitere fünf Personen aus dem ersten und zweiten Geschoss haben nach Angaben des Staatsanwalts „weniger intensive Verletzungen“ durch Feuer und Flucht erlitten. Insgesamt sollen neun Menschen den Flammen entkommen sein.

Deutliche Reste eines Brandbeschleunigers wurden nachgewiesen“ wurden. Stecken wie in Russland auch Verbrecher des Islamischen Staates (IS) oder gar inländische faschistische Organisationen dahinter? Die Staatsanwaltschaft geht jetzt von einem Verbrechen aus. Eine eingerichtete Mordkommission (MK Grün) ermittelt wegen Mordes und versuchten Mordes. Angeblich liegen keine Anhaltspunkte vor, die auf ein "fremdenfeindliches Motiv" deuten.

Das ist jedoch sehr anzuzweifeln. Zum einen wurde der Brandanschlag auf ein von Migranten bewohntes Haus und dazu noch in der Nacht ausgeführt, zum anderen wurde in ähnlichen Fällen von Einzeltätern ohne politisches Motiv gesprochen, z.B. bei dem verheerenden Anschlag durch einen LKW-Fahrer auf dem Berliner Weihnachtsmarkt. Zudem gab es in Solingen 1993 einen mörderischen Anschlag auf das Haus der ausländischen Familie Genc, wo mehrere Familienangehörige starben und das komplette Haus niederbrannte. Dieser Anschlag hatte rassischtische Wurzeln.

Letztendlich ist der Sachverhalt nach den NSU-Morden in Hanau und Halle immer noch nicht vollständig aufgeklärt. Die Justiz neigt anscheinend dazu, die faschistische Gefahr in Deutschland herunterzuspielen.

Dieses bestialische Verbrechen ist lückenlos aufzuklären und die Verbrecher sind streng zu bestrafen!  Volle Wachsamkeit gegen jeden Vertuschungsversuch!

Gestern fand um 17 Uhr eine Trauerkundgebung in Solingen-Höhscheid vor dem Haus Grünewalder Straße 69 statt. Zu den Aufrufenden gehörte der Türkische Volksverein Solingen und Umgebung e.V., die Armin T. Wegner Gesellschaft, der Solinger Appell, sowie weitere Antifaschisten aus dem Bergischen Land.

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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