Update: Outokumpu will die Schmelze 2014 schließen - 450 Jobs weg – Reaktionen - IG Metall warnt
Für die ehemaligen Mitarbeiter von ThyssenKrupp, die mit dem Verkauf des Bochumer Schmelzwerks zum finnischen Konzern wechselten, ist es ein Schlag ins Gesicht. Statt wie vereinbart bis 2016 den Standort und die Arbeitsplätze zu erhalten, will Outokumpu die Bochumer Schmelze im Laufe des kommenden Jahres schließen. Betroffen sind allein in Bochum 450 Arbeitsplätze.
„Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung ergab, dass mit der Schließung von Bochum eindeutig höhere Kosteneinsparungen erzielt werden, als mit jedem anderen Szenario“, begründet der Konzern die Entscheidung. „Outokumpu wird mit den Arbeitnehmervertretern umgehend Verhandlungen zu den geplanten Maßnahmen aufnehmen“.
Völlig überraschend erreichte die Stadt Bochum die Nachricht des finnischen Edelstahlproduzenten Outokumpu, bereits 2014 das Edelstahl-Werk in Bochum zu schließen. Von der Schließung betroffen sind nach Angaben des Konzerns ca. 450 Arbeitsplätze. Zugesichert war, das Werk frühestens 2016 zu schließen. Begründet wird der Schritt mit einer massiven Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Nach eigenen Worten Outokumpus ergab eine „Wirtschaftlichkeitsprüfung, dass mit der Schließung von Bochum eindeutig höhere Kosteneinsparungen erzielt werden, als mit jedem anderen Szenario".
„Für die Beschäftigten in Bochum ist diese Entscheidung ein Schlag ins Gesicht", sagte Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz. „Es gibt eine verbindliche Zusage, die plötzlich nicht mehr gilt. Welchen Wert haben denn Absprachen? Die Beschäftigten und ihre Familien darf man nicht ohne eine Perspektive entlassen,“ so OB Dr. Scholz. „Ich erwarte von Outokumpu, dass sie die Zusagen aus dem Jahre 2012 einhalten, Verantwortung übernehmen und eine Weiterbeschäftigung bei Thyssen-Krupp
sicherstellen."
Die Oberbürgermeisterin bringt außerdem ihre Sorge zum Ausdruck, dass mit dieser Entscheidung die Auslastung des benachbarten Thyssen-Krupp- Walzwerkes nicht mehr gegeben ist und auch dort weitere Arbeitsplätze gefährdet sind.
Zur Bekanntgabe der Entscheidung von Outokumpu, in NRW massiv Arbeitsplätze abzubauen, erklären Thomas Eiskirch, wirtschaftspolitischer Sprecher und Michael Scheffler, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion NRW :
„Mit der Entscheidung zur Schließung des Edelstahl-Werkes in Bochum 2014 und dem Beschäftigungsabbau in Krefeld begeht Outokumpu schweren Vertragsbruch. Gegenüber den Arbeitnehmern, die mit dem geltenden Sanierungstarifvertrag schmerzhafte Zugeständnisse gemacht haben und auch gegenüber der Thyssen-Krupp AG, von der sie die Edelstahlsparte erworben haben.
Ins Deutschland sind Tarifverträge verbindlich. Sie schaffen Planungssicherheit für Unternehmen und für Beschäftigte. In wirtschaftlich guten ebenso wie in wirtschaftlich schlechten Zeiten. Darauf müssen sich Arbeitnehmer und Unternehmen verlassen können. Das gilt für Betriebe in der Bundesrepublik Deutschland unabhängig davon, in welchem Land das besitzende Unternehmen seinen Sitz hat. Aber für finnische Unternehmen scheinen Verträge und eine Vertrauenskultur nicht zu gelten. Das können und werden wir nicht akzeptieren.
Mit seinem Vorgehen attackiert Outokumpu das ordnungspolitische Instrument der Tarifverträge im Allgemeinen und der Sanierungstarifverträge im Besonderen. Outokumpu erschüttert damit die Akzeptanz dieses in Krisenzeiten wichtigen Instrumentes um Beschäftigung zu sichern und Unternehmen Zukunftsfähigkeit zu verschaffen.
Wir fordern Outokumpu auf, zu seinen erst im Januar 2012 vertraglich vereinbarten Verpflichtungen zu stehen. Das heißt ganz konkret für die 450 Beschäftigten am Standort Bochum die Fortführung der Produktion bis Ende 2016 und eine transparente und nachvollziehbare Überprüfung der Wirtschaftlichkeit zur Fortführung des Werkes über 2016 hinaus.
Das heißt für Krefeld die Sicherung des Produktionsvolumens und der Beschäftigung sowie die Investitionen in Forschung und Entwicklung.“
Zu der geplanten Schließung erklärt der Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Rat:
„Das ist ein weiterer schwerer Schlag für die Stadt Bochum. Am
schlimmsten ist es natürlich für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
bei Outokumpu. Schon das drohende Aus 2016 dürfte sie schwer belastet
haben. Aber immerhin gab es die Aussicht, dass es eine Zukunft für das
Bochumer Werk gibt. Nun sind die Zusagen des Unternehmens hinfällig. Das
erinnert mich sehr an Opel. So geht man nicht mit Beschäftigten um. Das
ist Manchesterkapitalismus. Jetzt gilt Alarmstufe rot für die
Beschäftigten und für Bochum. DIE LINKE im Rat spricht den
Beschäftigten im Kampf um ihre Arbeitsplätze ihre volle Solidarität
aus.“
Zu der geplanten Schließung erklärt der Fraktionsvorsitzende der CDU:
CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Franz: „Für die Outokumpu-Beschäftigten ist diese Nachricht ein schwerer Schicksalsschlag. Wir versetzen uns in die Lage der betroffenen Mitarbeiter, für die schnellstens Alternativen gefunden werden müssen.“
Mit der Schließung des Werkes in Bochum findet der dramatische Verlust von Arbeitsplätzen in Bochum seine Fortsetzung. Diese Entwicklung bei Outokumpu unterstreicht die dringende Notwendigkeit, auf den freiwerdenden Industrieflächen in der Stadt neue gewerbliche Arbeitsplätze zu schaffen. Hierzu muss sofort eine Vermarktungs- und Akquisitionsstrategie entwickelt werden.
Die CDU-Fraktion fordert die Oberbürgermeisterin noch einmal nachdrücklich auf, endlich die Neuorganisation der Wirtschaftsförderung umzusetzen. „Mit dieser Ankündigung von Outokumpu muss auch dem Letzten klar sein, dass die schnelle
Etablierung der Wirtschaftsförderung eine immer größere Bedeutung gewinnt. Die Grünen müssen nun endlich ihre zögerliche Haltung bei der Neuorganisation der Wirtschaftsförderung aufgeben und eine schnelle Umsetzung in die neue Organisationsstruktur unterstützen. In schwierigster Zeit ist die Bochumer Wirtschaftsförderung kopflos“, so Roland Mitschke, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.
Klaus Franz: „Wir könnten in Bochum schon viel weiter sein, wenn unsere Anträge zur Neuorganisation der Wirtschaftsförderung nicht seit Jahren von Rot/Grün abgelehnt worden wären. Auch bei der Entwicklung der Opel-Flächen hat die rot-grüne Koalition den CDU-Antrag abgelehnt, den Steuerungsprozess auf kommunaler Ebene mit einem Gremium aktiv zu begleiten.“
Der verkehrlich bestens angebundene Standort unmittelbar am neu entstehenden Westkreuz sollte nach Meinung von Roland Mitschke sofort in einen Entwicklungsprozess aufgenommen und gemeinsam mit den Opel-Flächen betrachtet werden.
IG Metall warnt Outokumpu vor Bruch der Tarifverträge
Die IG Metall NRW hat heute die Unternehmensführung des finnischen Stahlkonzern Outokumpu aufgefordert, alle tarifvertraglichen Standortzusagen zu achten und einzuhalten.
Der Tarifvertrag von Januar 2012 sichert für die 450 Beschäftigten am Standort Bochum die Fortführung der Produktion bis Ende 2016, einschließlich einer transparenten und nachvollziehbaren Überprüfung der Wirtschaftlichkeit zur Fortführung über 2016 hinaus. Für die anderen Standorte wie Krefeld (1900 Beschäftigte) und Dillenburg (730 Beschäftigte) gelten Zusagen bis Ende 2015.
Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW: „Die Ankündigungen von Outokumpu würden den Bruch der geltenden Tarifverträge bedeuten, davor kann ich den Vorstand nur warnen. Managementfehler einzig auf die Beschäftigten abzuwälzen, das geht nicht. Die Menschen in Bochum, Krefeld und Dillingen erbringen Spitzenleistungen für höchste Edelstahlqualität in Europa. Alle heutigen wirtschaftlichen Probleme waren bereits beim Abschluss unserer Tarifverträge bekannt. Sonst hätten wir sie ja nicht gebraucht. Diese gültigen Verträge sind schlicht und klar einzuhalten. Was das Unternehmen jetzt vorhat ist die pure Provokation. Das werden wir nicht hinnehmen.“
Outokumpu-Schließung schockt Freie Bürger im Rat Jens Lücking: "Die Menschen brauchen sofort eine Perspektive und nicht erst 2022"
"Es ist erschreckend, wie in Bochum massiv industrielle Arbeitsplätze
verloren gehen. Wir brauchen dringend Ersatz", bekräftigt Jens Lücking,
Fraktionsvorsitzender der Freien Bürger im Rat der Stadt. Vor allem aber
müsse den Menschen geholfen werden. "Und zwar sofort, von ganzem Herzen
und mit voller Kraft. Sie brauchen jetzt eine Perspektive und nicht erst
2022", sagt er und spielt damit auf die Situation bei Opel an.
Der finnische Edelstahlproduzent Outokumpu will bereits 2014 das Werk
in Bochum schließen. Von der Schließung betroffen sind nach Angaben des
Konzerns rund 450 Arbeitsplätze. Als Grund nennt das Unternehmen die
dramatische wirtschaftliche Lage.
"Es gibt Absprachen: Der Tarifvertrag sicherte den Bochumer Standort bis 2016 und es wurde festgeschrieben, dass nicht betriebsbedingt gekündigt werden darf", zählt Lücking auf. "Es kann doch nicht sein, dass ein Unternehmen nun plötzlich gegen sämtliche Verträge agiert und als drastische Konsequenz die Menschen kurzerhand auf die Straße setzt. Da müssen auf jeden Fall Abfindungen gezahlt werden."
Besser aber wäre es, würde die Produktion weiterlaufen. Lücking: "Die
Geldausgabe ohne Gegenwert wäre für Outokumpu in der Summe sicherlich
teurer." Gut wäre dieses Szenario aber für die vielen hundert Mitarbeiter, denn dann wäre der freie Fall in die Existenznot gebremst und es bliebe Luft für jeden einzelnen, ein wenig sorgenfreier neue Chancen auszuloten, so der Fraktionschef.
Die Entscheidung wird von der grünen Ratsfraktion scharf verurteilt
Die Schließung wäre ein eklatanter Bruch des Sanierungstarifvertrags, der eine Standortsicherung zumindest bis zum Jahre 2016 vorsah. Der Verlust von 450 Arbeitsplätzen wäre ein schwerer Schlag für die betroffenen Mitarbeiterinnen und den Standort Bochum.
An dieser Stelle sollte aber auch die Frage nach der Verantwortung des früheren Eigentümers ThyssenKrupp gestellt werden.
ThyssenKrupp hatte sich 2012 bekanntlich nicht nur von seiner Edelstahlsparte (mit den Werken in Krefeld und Bochum) durch Verkauf an den finnischen Konzern getrennt, sondern ist gleichzeitig auch mit einem Anteil von fast 30% als grösster Aktionär bei OUTOKUMPU eingestiegen.
Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Konzernführung einen drastischen Schritt wie eine Werksstilllegung ohne Konsultationen mit dem wichtigsten Eigentümer des Unternehmens getroffen hat. Auch der zweitgrößte Aktionär des Unternehmens (der finnische Staat, der über verschiedene Institutionen ebenfalls mit mehr als 25% beteiligt ist) sollte in der Verantwortung für die Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen stehen.
Hier ist der Einsatz der Bundesregierung von Frau Merkel gefragt, Einfluss auf den EU-Partner Finnland geltend zu machen und auch dort Vertragstreue anzumahnen.
Autor:Ernst-Ulrich Roth aus Bochum |
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