Umverteilen von unten nach oben löst immer breiteren Protest aus

Zur Montagsdemo kamen wenig Teilnehmer, trotzdem wurde ausgiebig über den Großprotest "Umfairteilen" am vergangenen Samstag debattiert. Einer der Moderatoren, der selbst bei Umfairteilen dabei war, schilderte seine Eindrücke und forderte alle auf, ihre Meinung am offenem Mikrofon zu sagen.

"Die Demo war zwar groß, aber ich hätte noch viel mehr Teilnehmer erwartet", äußerte sich eine Montagsdemonstrantin. "Nach Medienberichten nahmen ca. 12000 Menschen teil, bei dem eher schlechten Wetter doch eine beträchtliche Zahl", meinte ein Redner. "Mir fiel die große Anzahl der Ver.di-Fahnen auf, während sich von der Gewerkschaft IG Metall und von anderen Gewerkschaften nur wenig Fahnen zeigten", bemerkte ein anderer Redner. "Es war eine lebhafte große Demonstration, besonders beindruckend war die Solidarität vom Bochumer Schauspielhaus mit einem musikalischen Beitrag von der Empore des Theaters aus. Auf dem Demonstrationszug spielte eine Kapelle und es waren einige LKW mit fetziger Musik unterwegs, jedoch gab es nur bei einer Partei für das Publikum die Möglichkeit, ihre Meinung öffentlich am Mikrofon zu äußern. Mehrere Passanten nutzten die Möglichkeit. Hauptsächlich ging es um den Widerstand der Opel-Belegschaft gegen die Werkschließung und Solidaritätsbekundungen. Aber auch Probleme mit Hartz IV wurden angesprochen und ein Moderator der Bochumer Montagsdemo äußerte sich dazu", berichtete ein Redner.

Zu den Redebeiträgen auf der Abschlusskundgebung von "Umfairteilen" gab es auch mehrere Wortmeldungen. "Der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtverbandes prangerte die Umverteilpolitik von unten nach oben zutreffend scharf an. Er verurteilte u.a. die schlechte Bezahlung der Pflegedienstkräfte und ging auch - als einziger Redner - auf die Situation bei Opel ein", hieß es in einer Wortmeldung. "Besonders gut gefiel mir die sarkastische Betrachtung der aktuellen Probleme durch einen Künstler auf der Bühne bei der Abschlusskundgebung", sagte eine Rednerin, "die Ausführungen, das z.B. Hungern normal ist , waren hervorragend".

"Obwohl der Ver.di Vorsitzende Bsirske die Umverteil-Probleme zutreffend schilderte, machte er sich keine Gedanken über die Ursachen (nämlich die Profitgier weniger Monopole), sondern rief dazu auf, die schwarz-gelbe Regierung abzuwählen", sagte ein Redner. "Die Bands zu Beginn und zum Ende der Abschlusskundgebung waren sehr gut", lautete ein weiterer Kommentar.

Weiterhin wurde auf das aktuelle Wahlergebnis der Landtagswahl in Bayern kurz eingegangen. "Die CSU rühmt sich für ihren Wahlsieg mit ca. 47%, jedoch ist das das schlechteste Wahlergebnis seit 2003. In dem Jahr lag sie über 50%. Die SPD konnte zwar einen leichten Anstieg der Wählerstimmen verzeichnen, lag aber mit gut 20% trotzdem sehr niedrig. Bemerkenswert ist der Anstieg der sonstigen Parteien auf insgesamt 8,5%. Das beweist, dass immer mehr Bürger der Politik der Großparteien misstrauen", argumentierte eine Rednerin.

Mitglieder des Betriebsrates von Opel konnten nach längeren Verhandlungen mit dem Veranstalter von Umfairteilen erreichen, dass sie auch auf der Bühne bei der Abschlusskundgebung reden konnten. Sie berichteten von dem selbständigen Streik der Nachtschicht nach Abbruch der Belegschaftsversammlung und ihrer weiteren Kampfbereitschaft um jeden Arbeitsplatz.

Nach Abschluss der Diskussion über die Großdemo Umfairteilen ging es um die Herbstdemo der bundesweiten Montagsdemobewegung am 19.10.13 in Berlin. "Hier soll der neuen Regierung, welche wahrscheinlich nur in der Farbe wechselt, aber nicht in der Politik, der Sozialabbau und die unsoziale Politik vor Augen gehalten werden", meinte einer der Moderatoren, "zur Zeit laufen schon die ersten organisatorischen Vorbereitungen wie z.B. die Busfahrt, wir hoffen, dass wir die Busse voll bekommen und dass deutlich mehr Teilnehmer nach Berlin fahren als auf der Aktion Umfairteilen."

Da der Gitarrist fehlte, endete die Kundgebung diesmal ohne die Abschlusshymne. Auf der nächsten Montagsdemo geht es um die Bundestagswahl und die Zwangsverrentung von Hartz IV - Empfängern.

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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