Über 7000 Menschen umzingelten Deutschlands größten Schlachthof in Wietze

Täglich werden unzählige Hühner und Hähnchen in Megaställen auf brutalste Art gehalten. Die Tiere sind eng zusammengepfercht, werden mit Antibiotika behandelt und derart gemästet, dass sie kaum noch in der Lage sind, zu stehen geschweige denn zu laufen (dafür haben sie ohnehin kein Platz). Bei Großvieh wie Rinder und Schweinen ist es nicht anders. Sie werden in engen Boxen untergebracht und auch in kürzester Zeit hochgemästet.

In Wietze bei Celle (Niedersachsen) wurde vor kurzem der größte Schlachthof Deutschlands für Hühner und Hähnchen eröffnet, wo jährlich mehrere Millionen Tiere sterben. Der Betreiberkonzern Rothkötter fordert für die volle Auslastung des Schlachthofbetriebes den Bau von 200 Megaställen (übersetzt: Tierquälanstalten) und setzt damit alle Bauern, die noch artgerechte Tierhaltung haben, unter großem Druck.

Dagegen formierte sich ein großer Protest. Über 7000 Menschen kamen aus vielen Teilen der Bundesrepublik, Milchviehhalter, Biobauern, Vegetarier, Veganer, Umwelt- und Tierschutzorganisationen, Parteien und Einzelpersonen demonstrierten einvernehmlich gegen die Massentierhaltung. Auch ich nahm an dieser Demonstration teil.

Nach einer Auftaktkundgebung auf dem Festplatz der Kleinstadt sprachen neben Kleinbauern, einem Vertreter der Gewerkschaft Nahrung und Genussmittel auch Delegierte aus dem Ausland. "Die Massentierhaltung in Deutschland schädigt auch uns Kleinbauern aus Brasilien. Als Futtermittel werden immer mehr Sojabohnen angebaut. Die Agrarindustrie sucht weitere Anbauflächen und übt großen Druck auf uns aus bzw. nimmt sich unser Land mit Gewalt", äußerte sich ein betroffener Bauer aus Brasilien. Aus Griechenland kam folgender Wortbeitrag: "Durch den Export der deutschen Billig-Hühner nach Griechenland können wir unsere Produkte kaum verkaufen. Dadurch ist Griechenland arm".

Der Moderator auf der Bühne prangerte an. "Jede Sekunde werden hier 7 Hühner geschlachtet. Rothkötter könnte jeden Bürger in Deutschland allein mit seiner Jahresschlachtquote mit zwei Tieren versorgen. Tiere sind keine Ware, sondern Lebewesen! Diese Tierquälerei muss sofort verboten werden!"

Anschließend setzte sich ein riesiger Demonstrationszug in Bewegung, dessen Ende nicht zu sehen war. Die ganze Hauptstraße musste voll für den Autoverkehr gesperrt werden. Ein Protesthuhn führte den Marsch an und wurde schnell überholt: Es musste oft stehen bleiben. Immer wieder versuchten die als Agrarfabrikanten verkleideten Menschen, das große Huhn mit Keschern einzufangen. Aber die Aktiven an Friedas Seite helfen ihr, die Freiheit zu bewahren.
Immer wieder erscholl die Parole: Wir haben es satt, wir wollen bäuerliche Betriebe und keine Agrarfabriken! Wir sind hier, wir sind laut, weil man Megaställe baut! Als die Demonstranten den Schlachthof erreichten, teilten sich die Züge, um den ca. 1 qkm großen Schlachthof zu umzingeln. Das ganze Gelände war mit einem Gitterzaun und teilweise Stacheldraht sowie Videokameras geschützt, man wähnte sich vor einem militärischen Sicherheitsbereich. Immer wieder wurden die Demonstranten vom Betriebsgelände aus gefilmt, Fotografen bezogen Stellung auf den Dächern der Flachdachgebäude.

Trotzdem gelang innerhalb kurzer Zeit die vollständige Umzingelung, am Gitterzaun wurden zahlreiche Transparente angebracht. Die Demonstranten zogen anschließend wieder zurück zum Festplatz, wo es noch ein musikalisches Kulturprogramm gab. Hier sind die Lieder eines Duos mit Gitarre und Violine hervorzuheben. Unter der Melodie "Ich wollt, ich wär ein Huhn" wurde auf sarkastische und anklagende Weise die Tierquälerei angegriffen.

Die ganze Veranstaltung war friedlich, es gab keine Konfrontation mit der Polizei. Lediglich ein kurzer sehr kräftiger Regenschauer sorgte für nasse Kleidung.

Weitere Einzelheiten und Fotos gibt es unter folgendem Link:
http://blog.campact.de/wp-content/cache/asWordPressPrivacyProxy/img_3120f438def63f3f06b4b6b0b1c3554c.jpg

In Kürze folgen auch noch Fotos von mir.

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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