Gegen Politik von RAG
Über 200 Menschen protestierten in Gelsenkirchen

Foto: privat Ulrich Achenbach 23.01.21
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Heute nahm ich an einer eindrucksvollen Kundgebung und Demonstration ehemaliger Bergleute in Gelsenkirchen-Horst statt. Über 200 Personen kamen - ehemalige Bergleute der Initiative "Kumpel für AUF", Betriebsräte aus dem Stahlbereich, IG-Metall-Mitglieder, Mitglieder der Organisationen Umweltgewerkschaft, Wählerinitiative AUF Gelsenkirchen, Frauenverband Courage, Rebell und Rotfüchse, Bundesweite Montagsdemo, Migrantenorganisationen, Parteien und viele Einzelpersonen, u.a. aus dem Gelsenkirchener Stadtteil Horst.

Zu Beginn der Auftaktkundgebung - die unter strengen Corona-Auflagen stattfand - wurde das Steigerlied "Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt " von einem Duo gesungen. Anschließend eröffnete Christian Link, Vertreter der Bergarbeiterinitiative Kumpel für AUF, die Auftaktkundgebung. Ch. griff die Politik des Vorstandsmitglied der RAG, Schrimpf, entschieden an. "Dieser Mann wirft den gekündigten Mitarbeitern der RAG Unsolidarität vor, weil sie sich zu Recht gegen ihre Kündigungen juristisch gewehrt und in beim Landesarbeitsgericht gewonnen hatten. Trotz der Niederlage von RAG wurden nicht einmal die Entgelte dieser Kumpel weitergezahlt. Das lassen wir Kumpel uns nicht gefallen und gehen deshalb auf die Straße!"

"Gelsenkirchen ist eine Stadt der verbrannten Erde", berichtete Jahn Specht als Vertreter der Wählerinitiative AUF, der auch Mitglied des Rates der Stadt Gelsenkirchen ist. "Früher gab es hier acht Kokereien und deren Brachflächen sind nach der Stilllegung so stark kontaminiert, so dass es der Stadt Gelsenkirchen nicht gelingt, neue Unternehmen auf diesen Flächen anzusiedeln wie z.B. in Schalke. Für die Sanierung dieser Altlasten kommt die Ruhrkohle AG nicht auf. Wir fordern konsequente Sanierung dieser Flächen auf Kosten der RAG!"

Ein ehemaliger Bergmann gab Informationen zu der PCB-Belastung des Grundwassers: "Ungeklärt fließt das abgepumpte Grubenwasser in die Flüsse, obwohl es mit PCB belastet ist. Auch die "kleinsten Mengen", wie es die RAG zitiert, reichen aus, um eine Krebserkrankung auszulösen. Entsprechende Filteranlagen sind erforderlich, das wird aus Profitgründen von der RAG abgelehnt".

"Die Konzerne vernichten immer mehr Arbeitsplätze aufgrund der eingesetzten Weltwirtschafts- und Finanzkrise 2018 und schieben die Corona-Pandemie vor (die tatsächlich diese Krise verstärkt hat). Als Stahlarbeiter unterstütze ich die Forderungen der Bergleute. Wir müssen als Ausgebeutete gemeinsam im Kampf gegen die Profitinteressen der Konzerne zusammenstehen und dürfen uns nicht spalten lassen. Auch im Stahlbereich sind viele Arbeitsplätze in Gefahr", argumentierte ein Stahlarbeiter, der Mitglied im Betriebsrat bei Thyssen-Krupp ist.

Der Rechtsanwalt, der die klagenden gekündigten Bergarbeiter vor Gericht vertreten hatte, teilte mit: "Ich habe wegen der Nichtzahlung des Entgelts durch die RAG für diese Mitarbeiter eine weitere Klage vor dem Arbeitsgericht eingereicht".

Eine Rednerin forderte: "Schrimpf stellt die RAG als 'solidarisch' dar. Dann sollte er selbst solidarisch sein und einmal körperlich arbeiten, in dem er z.B. bei der Wasserhaltung oder der Beseitigung des Giftmülls aus den stillgelegten Stollen mitarbeitet!"

Mehrere weitere Redebeiträge folgten, dann zogen die Demoteilnehmer Corona gerecht in entsprechendem Abstand zueinander und mit Maske durch Straßen der Horster Mitte zum Arbeiterbildungszentrum in der Nähe der Erdöl-Raffinerie, wo die Abschlusskundgebung stattfand.

Auf dem Demozug gab es das offene Mikrofon. Eine Rednerin berichtete: "Auch BP ist maßgeblich durch Abfackeln der produktionsbedingten schädliche Gase  an der Umweltvergiftung beteiligt. Als Unterstützer der Bürgerinitiative machten wir Befragungen der Belegschaft vor dem Tor von BP auf dem öffentlich zugänglichen Gelände. Mit Hinweis auf ihr privates Grundstück rief die Werksleitung von BP insgesamt achtmal die Polizei. Wir haben uns nicht einschüchtern lassen. Nachdem wir auf die aktuelle Rechtsprechung wegen der Aktionen auf solchen Flächen hingewiesen und zudem Beschwerde beim Polizeipräsidenten Gelsenkirchen eingelegt hatten, unterblieben jetzt die Polizeieinsätze. Ein großer Erfolg - aber der Kampf der Beschäftigten gegen die Ausbeutung durch die wirtschaftlich Mächtigen muss vereint weitergehen."

Eine Rednerin aus Ibbenbüren, wo die Schächte der letzten stillgelegten Zeche verfüllt werden, prangerte an: "Aus den Gruben entweicht eine große Menge von Grubengas. Anstatt dieses für die Erzeugung von Energie zu nutzen, wird es einfach in die Luft geblasen, im Sinne der Profitmaximierung der RAG!"

Mit mehreren Redebeiträgen auf der Abschlusskundgebung, u.a. von einer Bürgerinitiative in Herne gegen die Umweltzerstörung, endete der eindrucksvolle Protest der Bergarbeiter und ihrer Unterstützer.

Nachfolgend Fotos von der Demonstration

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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