Tag der Befreiung – Gegen Geschichtsklitterung und rechte Hetze!
Ich dokumentiere hier eine Pressemitteilung der Bochumer Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen (DIE LINKE):
In verschiedenen bundesdeutschen Städten ist es ausgerechnet am 8. Mai, dem 70. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus, zu Aufmärschen von Neofaschisten, Rassisten und anderen extrem rechten Gruppen gekommen. Unbemerkt - und somit auch ungestört von Nazigegnern - fand ein Aufmarsch von mehreren Dutzend Anhängern der neofaschistischen Partei „Die Rechte“ „an einem zentralen Ort in Nordrhein-Westfalen“, wie es auf einer Internetseite der Partei heißt, statt. An dem bisher unbekannten Ort marschierten die Neonazis - ausgestattet mit Fackeln - auf und legten einen Kranz nieder, auf dessen Schleife „Ewig lebt der Toten Tatenruhm. 8. Mai 1945. Wir vergessen nicht“ stand.
In Düsseldorf und Duisburg war unterdessen die extrem rechte Kleinstpartei „Pro NRW“ aufmarschiert, um am 8. Mai ihre Hetze gegen Flüchtlinge zu erneuern. In beiden Städten waren die Gegendemonstrantinnen und -demonstranten in der deutlichen Überzahl. Während in Düsseldorf rund 300 Nazigegner etwa 25 Rassisten gegenüberstanden, stieg deren Anzahl in Duisburg auf rund 70 Personen an. Sowohl in Düsseldorf als auch in Duisburg kam es erneut zu Übergriffen der eingesetzten Polizei gegen Antifaschisten.
Nicht nur aufgrund der Aufmärsche der Nazis und Rassisten, sondern auch wegen der mangelnden Bereitschaft der deutschen Bundesregierung den Befreiern in geeigneter Weise ihren Dank auszusprechen und den 8. Mai gebührend als Tag der Befreiung zu begehen, war es wichtig, dass DIE LINKE eigene Veranstaltungen anlässlich des besagten Jahrestages durchzuführt hat.
Schon der Philosoph Walter Benjamin hat darauf hingewiesen, dass die Geschichte niemals vor den Herrschenden sicher sei. „In jeder Epoche muss versucht werden, die Überlieferung von neuem dem Konformismus abzugewinnen, der im Begriff steht, sie zu überwältigen“, schrieb Benjamin einst.
Bewusst haben wir zu unserer Gedenkveranstaltung deshalb Redner aus Russland eingeladen, um gegen den neuen Konformismus, der die Geschichte umschreiben will, ein Zeichen zu setzen. Der neue Konformismus, dem leider auch die Bundesregierung huldigt, versucht die Rolle der Sowjetunion und der Roten Armee bei der Befreiung vom Faschismus zu minimieren. Gerade diejenigen, die im Kampf gegen den Faschismus die meisten Opfer zu beklagen hatten, sollen keine herausgehobene Würdigung erfahren.
Über 700 Interessierte waren bereits am 7. Mai in Berlin zu einer Gedenkveranstaltung der Linksfraktion im Paul-Löbe-Haus des Bundestages zugekommen. An der Feier „Befreiung“ nahmen neben Widerstandskämpfern auch die Botschafter Russlands und Griechenlands sowie Vertreter der französischen und israelischen Botschaft teil. In ihrer Eröffnungsrede übte Gesine Lötzsch deutliche Kritik an den anderen Parteien. Dass die Bundesregierung keine zentrale Veranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung vorbereitet habe, bezeichnete die Linke-Abgeordnete als „beschämend“. DIE LINKE hingegen weiß die große Mehrheit der Menschen in unserem Land hinter uns. So sind laut Umfrageinstitut Forsa 89 Prozent der Deutschen der Meinung, dass der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung war.
Bei der Veranstaltung standen ansonsten die Befreier im Mittelpunkt. In einem Filmbeitrag wurden die antifaschistischen Widerstandskämpfer Moritz Mebel, Kurt Gutmann und Werner Knapp porträtiert, die gegen die deutschen Faschisten kämpften.
Der Schauspieler Rolf Becker warnte in seinem leidenschaftlich vorgetragenen Redebeitrag vor einer „fortschreitenden Faschisierung“. „Mir graut vor deutscher Macht“, konstatierte er vor dem Hintergrund des immer gewaltigeren deutschen Großmachtsstrebens. Der 92jährige griechische Europaabgeordnete Manolis Glezos riss sich im Rahmen seiner Rede das Einlassbändchen zur Veranstaltung vom Arm und sprach sich für Parlamente aus, die offen für die Bürgerinnen und Bürger seien. Glezos hatte am 30. Mai 1941 zusammen mit Apostolos Sandas die Akropolis erklommen und die dort seit der deutschen Einnahme von Athen am 27. April 1941 gehisste Hakenkreuzfahne heruntergerissen. Er gilt seitdem – weit über die Grenzen Griechenlands hinaus – als Held des antifaschistischen Widerstandes.
DIE LINKE fühlt sich dem Wirken eben dieser antifaschistischen Widerstandskämpferinnen und -kämpfer verpflichtet und wird weiter ihren Beitrag im Kampf für Frieden und gegen Faschismus und Rassismus leisten.
13. Mai 2015
Autor:Christoph Nitsch aus Bochum |
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