Logopädie
Studierende auf Teletherapien vorbereiten
Mit Beginn der Corona-Pandemie haben viele logopädische Praxen auf Behandlungen über Teletherapie umgestellt. „Die Praxen hatten sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Das hat zu einem deutlichen Aufschwung digitaler Behandlungskonzepte in der Logopädie geführt und ist derzeit fester integraler Bestandteil der logopädischen Versorgung“, erklärte Dr. Nicole Ramacher-Faasen, Vertretungsprofessorin im Studiengang Logopädie der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum).
Dem Thema der Digitalisierung in Forschung und Lehre widmet sich auch der Studiengang Logopädie. So wurden zum Beispiel in der Lehrveranstaltung, die das Praxissemester vorbereitet, logopädische Behandlungen im Bereich Kindersprache live in einem digitalen Format durchgeführt.
Ramacher-Faasen: „Uns ist es wichtig, den Studierenden auch die Kompetenzen beizubringen, auf die es bei einer digitalen Therapie ankommt. Wir zeigen ihnen zum Beispiel wie sie interaktiv mit den Kindern arbeiten können.“ Für Studierende des siebten Semesters im Bachelor-Studiengang Logopädie der hsg Bochum wird zudem ein Wahlmodul zum Thema ‚Digitalisierung‘ angeboten.
Zudem beschäftigt sich der diesjährige Europäische Tag der Logopädie am 6. März 2021 mit dem Thema ‚Telepraxis und neue Ansätze in der Logopädie‘. Der Europäischen Tag der Logopädie wurde vom Europäischen Dachverband der Nationalen Logopädenverbände (Comité Permanent de Liaison des Orthophonistes-Logopèdes de l'Union Européenne, CPLOL) ins Leben gerufen.
Zum diesjährigen Tag der Logopädie berichtete Nicole Ramacher-Faasen aus ihrer eigenen Praxis. Sie ist Praxis-Supervisorin im Studiengang Logopädie der hsg Bochum und ist neben ihrer Lehrtätigkeit selbst seit vielen Jahren Inhaberin einer logopädischen Praxis.
„Aktuell führe ich selber meine Behandlungen ausschließlich digital durch“, sagte Ramacher-Faasen und fügte hinzu: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass insbesondere Kinder und Jugendliche die Videotherapie sehr gut annehmen und sich sehr schnell auf die anfangs ungewohnte Therapiesituation umstellen konnten. So bringen sie im interaktiven Videotherapie-Setting kreative Ideen mit ein. Logopädische Therapie führt nach meiner Erfahrung auch digital zu Behandlungsfortschritten. Ein ganz besonders entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei aus meiner Sicht die Zusammenarbeit und das Mitwirken der Eltern oder Angehörigen im digitalen Setting.“
Die im Mai 2020 von hsg-Logopädie-Professorin Dr. Kerstin Bilda durchgeführte Befragung von Logopäd*innen zum Einsatz von Teletherapien in Zeiten der Corona-Pandemie hatte gezeigt, dass die Akzeptanz von Teletherapie bei den befragten Logopäd*innen hoch ist. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gab an, ihre Teletherapie-Einheiten effektiver oder genauso effektiv wie eine Präsenztherapie zu empfinden.
Die Videotherapie, also die Therapie von Patient*innen ohne Anwesenheit in den Praxen, hatte der GKV-Spitzenverband als zentrale Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland zu Beginn der Corona-Pandemie ermöglicht. Aktuell gibt es eine zeitlich begrenzte Genehmigung zur Verwendung von Videotherapien für verschiedene logopädische Krankheitsbilder.
Ramacher-Faasen: „Digitale Therapie kann Präsenztherapie meiner Meinung nach nicht vollständig ersetzen. Sie kann aber künftig dazu führen, dass diese begleitend angeboten wird. Somit kann ich beispielsweise als Expertin für den Zusammenhang von Sprach- und Lernstörungen Patient*innen aus ganz Deutschland behandeln und zusätzliche Einheiten zur Präsenztherapie anbieten. Das stellt einen großen Mehrwert für die Logopädie dar. Auch in meinem Forschungsbereich ‚Studierende mit Teilleistungsstörungen‘ habe ich aktuell die Möglichkeit „aus der Ferne“ Hilfestellungen anzubieten, was auf eine sehr gute Resonanz stößt.“
Autor:Christiane Dr. Krüger aus Bochum |
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