Stilllegung der Straßenbahntrasse in Langendreer sollte überdacht werden
Der neue Nahverkehrsplan sieht für den Bochumer Osten einige wichtige Verbesserungen vor. So werden die heutigen Straßenbahnen 302 und 310 2020 im 7,5 bzw. 15 Minuten-Takt direkt durch Langendreer fahren. Die Wohngebiete Sonnleite, Kaltehardt, Papenholz und Neggenborn sollen dagegen ihren direkten Anschluss mit der Straßenbahn an die Innenstadt und das Straßenbahnnetz verlieren. Die Trasse der heutigen Straßenbahnlinie 310 soll ab Unterstraße still gelegt werden.
Zukünftig müssen die betroffenen Bewohner zunächst mit einem Bus zur Straßenbahn-, S-Bahn- oder U35-Haltestelle fahren, umsteigen und kommen so nur noch indirekt in die Stadt (Zukünftiges Busnetz).
Die Straßenbahntrasse von Unter- bis Urbanusstraße sollte erhalten bleiben
Auf eine Anregung des Langendreer Bürgers und leidenschaftlichen Nahverkehrsfreundes Ferdi Büscher hin hat die Fraktion „FDP & Die STADTGESTALTER“ im Stadtrat vorgeschlagen, die jetzige Straßenbahntrasse 310 bis zur Haltestelle Urbanusstraße (Trassenplan), ab Unterstraße mit den Zwischenhalten Sonnleite und Kaltehardt zu erhalten (Antrag 20173262 und Plan). Im Einzugsgebiet dieses Straßenbahnastes wohnen rund 3.000 Bochumer. Für die Erhaltung der Trasse würden der Stadt kaum Kosten entstehen. Zwar müssten in den nächsten Jahren die Haltestellen bis zur Urbanusstraße barrierfrei ausgebaut werden, diese Maßnahme würde das Land allerdings zu 95% bezuschussen.
Die etwas mehr als einen Kilometer lange, vorhandene, vollfunktionsfähige Straßenbahntrasse stillzulegen, ist nicht sinnvoll. Würde die Stadt diese Strecke neu bauen, müsste dafür eine Summe von rund 12 Mio. investiert werden. Dieser Neuwert würde mit der Stilllegung und dem Rückbau der Schienentrasse unwiderbringlich vernichtet.
Stattdessen will die Stadt die Linie 302 für 12 Mio. Euro um 850 m auf die ehemaligen Opelflächen in Laer verlängern. Dort sollen zukünftig 3.000 Menschen arbeiten. Wenn sich diese Investition rechnet, dann ist der Erhalt des Straßenbahnastes der heutigen Linie 310 bis zur Haltestelle Kaltehardt ebenfalls sinnnvoll.
Die Begründung der Stadtplanung ist nicht haltbar
Die Begründung, warum die 2011 getroffene Entscheidung zur Stilllegung der 310-Trasse zumindest bis zur Haltestelle Urbanusstraße nicht rückgängig gemacht werden sollen, ist nicht schlüssig (Begründung).
Die Bauverwaltung erklärt, um die Stilllegung zu verhindern, müsse der Planfeststellungsbeschluss von 2011 geändert werden, dass sei aufwendig. Selbst wenn dem so ist, dann ist dieses Vorgehen vergleichsweise günstig, ehe die Stadt eine funktionsfähige Trasse im Neuwert von 12 Mio. aufgibt. Tatsächlich ist die Stilllegung der Trasse jedoch gar nicht Gegenstand der Vorhabenbeschreibung des entsprechenden Planfesstellungsbeschlusses, Gegenstand ist allein „der Neubau bzw. die Erweiterung der bestehenden Straßenbahnlinie 310 im Stadtteil Bochum - Langendreer und in Witten“ (Beschluss vom 24.11.11, S. 37).
Weiterhin führt die Verwaltung an, Teilbereiche der heutigen Strecke der 310 seien als ökologische Ausgleichsflächen für die Neubaustrecken vorgesehen. Würde die Trasse erhalten bleiben müssten an anderer Stelle Ausgleichsflächen ausgewiesen werden. Diese Ausführung ist falsch. Im Planfeststellungsbeschluss steht, „das gemäß landschaftspflegerischen Begleitplan verbleibende Kompensationsdefizit ist auf der städtischen Fläche Gemarkung Langendreer, Flur 15, Flurstück 867,
auszugleichen“ (Beschluss vom 24.11.11, S. 29/122). Die zu erhaltende Straßenbahntrasse auf dem Mittelstreifen und im Seitenbereich der Baroper Straße führt nicht über das Flurstück 867.
Abschließend wird von der Verwaltung gegen eine Aufhebung des Stilllegungsbeschlusses angeführt, dass sich die Erhaltung erheblich auf die Wirtschaftlichkeit (Standardisierte Bewertung) der neuen Strecken der Straßenbahnlinien 302/310 auswirken würde. Dies ist nicht zu erwarten. Der zu erhaltende Ast der alten 310 Trasse, kann nicht alternativ zu den neuen Strecken genutzt werden. Er dient in gleicher Weise als Zubringer für die neuen Strecken wie die aktuell geplanten Busverbindungen 364, 366 und 377.
Eine Prüfung, ob die Straßenbahntrasse erhalten werden soll ist sinnvoll
Im Ergebnis spricht also nichts gegen eine Prüfung, ob es sinnvoll ist, die Straßenbahntrasse bis zur Urbanusstraße zu erhalten, wie es die Fraktion „FDP & Die STADTGESTALTER“ beantragt hat. Letztlich reduzieren sich die Einwendungen der Verwaltung darauf, dass eine Änderung des Stilllegungsbeschlusses für sie mit einigem Aufwand verbunden wäre. Dieser Aufwand ist jedoch im Verhältnis dazu, dass sonst eine bestehende Straßenbahnstrecke im Neuwert von 12 Mio. Euro vernichtet würde, zu vernachlässigen.
Meint die Politik ihr Vorhaben ernst das öffentliche Nahverkehrsnetz in Bochum auszubauen um mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen, dann wäre die Stilllegung eines, wenn auch kleinen Teils des Straßenbahnnetzes kontraproduktiv. Der Stilllegungsbeschluss ist also dringend zu überdenken.
Straßenbahntrasse zwischen Kaltehard und Papenholz könnte Radweg werden.
Die STADTGESTALTER schlagen überdies vor die weiterhin aufzugebende Straßenbahntrasse ab Urbanusstraße bis zur Haltestelle Papenholz auf Wittener Stadtgebiet zu nutzen, um diese als Radweg auszubauen.
Volker Steude,
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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