Stadt reagiert auf Wohnungsmarkt – Park des 21. Jahrhunderts geplant

Aus den Hinterlassenschaften des Industriestandortes Bochum entstand im 20. Jahrhundert der Westpark. Derzeit fragt sich die Stadt Bochum, wie der Park des 21. Jahrhunderts aussieht. | Foto: Andreas Molatta
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  • Aus den Hinterlassenschaften des Industriestandortes Bochum entstand im 20. Jahrhundert der Westpark. Derzeit fragt sich die Stadt Bochum, wie der Park des 21. Jahrhunderts aussieht.
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In der vergangenen Woche verabschiedete der Ausschuss für Strukturentwicklung die Erstellung eines neuen Handlungskonzepts Wohnen, das bis zum Frühjahr 2017 vorliegen soll. Einige „Sofortmaßnahmen“ werden aber derzeit schon angestoßen. Auch die Planung des Ostparks geht in die entscheidende Phase.

Die veränderten Rahmenbedingungen auf dem Wohnungsmarkt machen das Handlungskonzept Wohnen notwendig. Denn sie stellen die Bochumer Wohnungspolitik vor schwerwiegende Fragen: Wie kann ein Wohnraumangebot in allen Preissegmenten aufrechterhalten werden? Wie kann die Abwanderung von Haushalten in die Nachbarstädte gestoppt werden? Wie kann die Unterbringung von Flüchtlingen auch in mittel- und langfristiger Perspektive gelingen? Wo befinden sich Flächen, auf denen angesichts des derzeitigen Bevölkerungswachstums zusätzliche Wohnungsneubauprojekte realisiert werden können? Wie können zusätzliche Fördermittel eingeworben werden, um Investitionen zu unterstützen?

Veränderter Rahmen – neuer Ansatz
„Die Wohnungsfrage ist in Bochum wieder ein Thema. Das war viele Jahre nicht so“, sagt Eckart Kröck, Leiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes. Seit Mitte 2015 haben sich die Nachfrage und die Anforderungen in allen Preissegmenten stark verändert, führt er fort. Besonders spürbar seien die Veränderungen im Bereich Neubau, aber auch im Bestand ändere sich die Lage zunehmend. Daher seien die bisherigen Leitlinien für den Wohnungsmarkt aus dem Jahr 2006 nicht mehr ausreichend, so Kröck.

Das neue Handlungskonzept soll unter breiter fachlicher, politischer und öffentlicher Beteiligung erstellt werden. Auf Grundlage einer detaillierten Analyse des Wohnraumangebotes und der konkreten Bedarfe soll bis zum Frühjahr 2017 ein effektives Handlungsprogramm vorliegen. „Die Prognosen der Bedarfszahlen gehen derzeit noch weit auseinander. Sie reichen von 2.500 bis 8.500 Wohnungen“, sagt der Leiter des Stadtplanungsamts.

Einige drängende Fragen und Probleme, wie zum Beispiel der drastische Rückgang öffentlich geförderter Wohnungsbestände, bedürfen jedoch einer sofortigen Reaktion. Aus diesem Grund enthält das Handlungskonzept Wohnen zudem ein „Sofort-Programm“, das schon eine verwaltungsinterne Neuorganisation einleitete. Auch die direkte Ansprache von Investoren im Rahmen einer „Investoren-Konferenz“ ist ein zentraler Bestandteil. Eine zweite Konferenz wird im April unter Schirmherrschaft des Landesbauministers Michael Groschek folgen.

Chancen für Stadtentwicklung nicht ungenutzt lassen
„Mit der Wohnraumentwicklung sollen nicht nur Bedarf, Nachfrage und Angebot in eine Waage gebracht werden, sondern auch als Chance für die Stadtentwicklung oder auch Stadtteilreparatur genutzt werden“, sagt Eckart Kröck. Beispiele für solche Entwicklungen sind die Hustadt oder derzeit die Stadterneuerungsmaßnahme „Gesundes Wattenscheid“. Auch der Wirtschaftsstandort und die allgemeine Attraktivität der Stadt hängen von der Wohnqualität ab – ebenso wie der Haushalt. Je mehr Einwohner in einer Stadt leben, desto höher sind die Schlüsselzuweisungen und die Steuereinnahmen.

Ostpark: Der Park des 21. Jahrhunderts?
Im 19. Jahrhundert entwickelte die Stadt ein innerstädtisches, zeitgemäßes Erholungsareal: So entstand bis 1878 der Stadtpark. Nach dem Vorbild eines englischen Parks wurden hier Wege, Seen und Blumenbeete angelegt und exotische Bäume und Sträucher gepflanzt. Rund um den Stadtpark entstanden freistehende Häuser. Mit dem Westpark wurde dem Stadtbild im 20. Jahrhundert aus den Hinterlassenschaften der Industrie ein weiterer Park hinzugefügt, der für immer mit der Industriegeschichte verknüpft ist. „Wir haben uns nun überlegt, wie der Park des 21. Jahrhunderts aussehen könnte und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein solcher Park heute als Vorgarten der Wohngebiete angesehen werden sollte“, schildert Eckart Kröck.

Dementsprechend eng müsse auch die Planung mit den Bürgern abgestimmt werden. Der Ostpark soll demnach eine andere Art eines Parks sein. Er soll ebenso zum Spazieren und zu Freizeitaktivitäten offenstehen – wie Parks eh und je –, aber auch die Kleingartenparzelle für die Anwohner bereitstellen und mit dem Leben der Stadtteilbewohner verknüpft sein. So sollen auch möglichst viele Menschen in den Genuss einer Wohnung direkt am Grün kommen. „Wir haben immer von der Bebauung ins Grüne und umgekehrt geplant. Es sollen möglichst viele Bürger vom Stadtrand profitieren“, erklärt der Stadtentwickler. Seit sechs Jahren läuft die Planung hier schon. Es sollen bis zu 1.000 Wohneinheiten entstehen.

Laer verändert sich
Eine gewisse Signalwirkung soll durch die Ostpark-Entwicklung auch für den Stadtteil Laer, der von der Opel-Werksschließung direkt betroffen wurde, spürbar werden. So sollen die Quartiere Feldmark und Havkenscheider Park/Höhe mit dem Park Laer verknüpft und die Fläche des ehemaligen Opelwerks durchlässig für Fußgänger und Radfahrer gestaltet werden, so dass eine Verbindung hin zu den kommunalen und regionalen Grünzügen sowie in Richtung Ruhr-Universität (Querenburg) entsteht (siehe Abbildung). Wie ernst der Ansatz, den Wohnungsbau als Stadtentwicklung zu begreifen, gemeint sei, unterstreicht Eckart Kröck damit, dass der zukünftige Grünbereich schon jetzt für das Programm der Internationalen Gartenbauausstellung 2027 angemeldet sei.

Ostpark - Weitere Meilensteine
Die Politik stellt die Weichen für die Umsetzung des Ostparks: Aktuell stehen in den politischen Gremien vier Vorlagen zum Beschluss, die die Umsetzung der Planung voranbringen:

• Es ist geplant, für das Quartier Feldmark die Erschließung, Grünflächen sowie die Entwässerung inklusive des Bachlaufs bis zur A 43 durch einen Treuhänder errichten zu lassen. Hierfür wird eine öffentliche Ausschreibung vorbereitet.

• Anpassung der Bebauungspläne „Wohnen in der Feldmark“ und „Wohnen am Havkenscheider Tal“ an das geplante Vorgehen

• Einleitung eines Aufhebungsverfahrens für einen Teilbereich des Bebauungsplans „Ölbachtal – Teilgebiet Bochum II“ mit dem Ziel einer schnelleren Bebauung einer Teilfläche im Bereich Feldmark

Zeitgleich werden in den kommenden Monaten zwei städtische Flächen an der Immanuel-Kant-Straße und eine an der Havkenscheider Straße ausgeschrieben, auf denen je zwei bis drei Mehrfamilienhäuser errichtet werden können.

Auf einem kleinen Teil der Fläche der ehemaligen Stadtgärtnerei an der Feldmark/Immanuel-Kant-Straße dröhnen aktuell die Motorsägen. Die Rodungen bereiten Bergbauuntersuchungen vor, die für den Bebauungsplan „Wohnen in der Feldmark“ benötigt werden.

Autor:

Harald Gerhäußer aus Bochum

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