Sprachpolitik

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Man fragt sich: Ist manches, was man liest, nur tatsachen-verdrehend und täuschend oder nicht schon wahrheitswidrig?

So hat sich seit der Ausreise des 30-Jährigen Snowden aus Hongkong der Fokus des Prism-Skandals verändert. Statt der gigantischen, in ihrem historischen Ausmaß kaum zu überschätzenden Zugriffsmöglichkeiten US-amerikanischer und britischer Geheimdienste auf die digitale Kommunikation der Welt steht nun der Charakter des Mannes im Blickpunkt, der diese enthüllt hat.

Im Sinn der US Regierung ist es sicherlich, Zweifel am Charakter von Snowden aufkommen zu lassen.
So ist er bereits jetzt ein Geheimnisverräter und gefährdet die nationale Sicherheit der USA.
Der frühere NSA und CIA Chef Michael Hayden machte Snowden zum „Narzissten“ den seine übertriebene Eitelkeit antreibe. Andere machen ihn zum publicitygeilen, naiv und unbedacht handelnden jungen Mann, der zwischen der realen Welt und der Phantasiewelt der Computerspiele hin und her driftet.

Die Frage nach den Motiven eines Whistleblowers ist legitim, aber eigentlich zweitrangig.

Nun wird sie, ganz im Sinne derer, die enthüllt wurden, zur Hauptsache.

Man fragt: "Wieso flieht Snowden in Länder mit fragwürdigem Demokratieverständnis?" statt "Welchen konkreten Schaden kann das Justizministerium benennen, um von Spionage zu sprechen?" oder "Funktionieren die demokratischen Mechanismen bei der Kontrolle der Geheimdienste noch?".

Man fragt: "Warum nimmt Deutschland Snowden nicht auf?" statt "Was unternimmt die Bundesregierung substantiell wegen Prism und Tempora und wie sieht es mit der demokratischen Kontrolle des Bundesnachrichtendiensts und Co. aus?"

Man fragt: "Was bringt einen Geheimdienst-Mitarbeiter dazu, sich mit dem Staat anzulegen?" statt "Wieso helfen so viele Menschen Staaten bei Tätigkeiten, die offensichtlich jedes zivilisierte Maß verloren haben und jenseits demokratischer Kontrolle liegen?"

Die Hysterie wächst.

Wer den Gegner schützt, wird bestraft: Sollte Ecuador Snowden Asyl gewähren, drohen die USA dem Land mit Handelsbeschränkungen.

Der Ton zwischen den USA und Ecuador verschärft sich. US-Kongressmitglieder drohten dem südamerikanischen Land offen mit schweren wirtschaftlichen Konsequenzen, sollte einem Asylantrag des 30-Jährigen stattgegeben werden.

"Ein derartiger Schritt würde die Begünstigungen Ecuadors ernsthaft gefährden, erklärte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Robert Menendez. "
Unsere Regierung wird Länder nicht für Fehlverhalten belohnen.

Die Regierung in Quito dagegen forderte die USA auf, schriftlich darzulegen, warum man Snowden kein Asyl gewähren solle.

Der Turmbau zu Babel
Autor:

Ulrich Bormann aus Bochum

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