Soziale Bewegungen im globalen Blickpunkt - Internationale Bewegungsforscher tauschten sich in Bochum aus
Die Welt, das Land, die Stadt oder den Stadtteil bewegen - soziale Bewegungen haben eine lange Vorgeschichte und reichen weit in die frühe Zeit der Industrialisierung. Als Arbeiter- und Frauenorganisationen, Gewerkschaften oder Nichtregierungsorganisationen (NGO) üben sie weltweit großen Einfluss auf Politik und Regierungen aus, wie jüngste Beispiele in Lateinamerika oder den arabischen Staaten zeigten. Soziale Bewegungen regulieren soziale Konflikte wie Ungleichheit, Korruption, Verarmung oder Missachtung von Menschen-, Bürger- oder Tierrechten.
Die politische Bedeutung sozialer Bewegungen findet zunehmend historisches Interesse. Auf der Tagung „The History of Social Movements – A Global Perspective” des Instituts für soziale Bewegungen an der Ruhr-Universität Bochum trafen sich vom 6.- 8. September 2012 zahlreiche renommierte Historikerinnen und Historiker aus Nordamerika, Westeuropa und Australien im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum. Die internationale Konferenz hatte sich zum Ziel gesetzt, die vielen verschiedenen Bewegungen im globalen Zusammenhang zu sehen und ihre lokalen Einflüsse herauszuarbeiten. Ebenso wurden transnationale Verflechtungen von sozialen Bewegungen und ihre Rolle, national zu agieren wie attac oder die occupy-Bewegung, thematisiert.
Die Tagung wurde aus Mitteln der deutschen Forschungsgemeinschaft, Hans Böckler- und Rosa Luxemburg Stiftung gefördert.
LOKALES UND IDEOLOGISCHES
Die dreitägige Bewegungskonferenz setzte sich zwei Schwerpunkte: Im ersten Länder-Schwerpunkt wurde der Stand der Bewegungsforschung in Australien (Sean Scalmer, Universität Melbourne), Nordamerika (Felicia Kornbluh, Universität Vermont), Indien (Rochona Majundar, Universität Chicago), Afrika (Andreas Eckert, Humboldt-Universität Berlin), Europa (Marcel van der Linden, Internationales sozialhistorisches Institut, Amsterdam) und Lateinamerika (Susan Eckstein, Universität Boston) wiedergegeben. Der zweite Tagungsteil richtete sich auf inhaltliche Themen bzw. Ausrichtungen sozialer Bewegungen wie Frieden (Holger Nehring, Universität Sheffield), Ökologie (Frank Uekötter, Universität München), Feminismus (Seonjoo Park, Universität Inha, Inchon), Anarchismus (Fabian Lemmes, Ruhr-Universität Bochum), Religion (Pascal Eitler, Max-Planck-Institut, Berlin), 1968 (Gerd Rainer Horn, Universität Warwick), Arbeiter (Stefan Berger, Ruhr-Universität Bochum) sowie Faschismus (Kevin Passmore, Universität Cardiff).
Dieter Rucht (Wissenschaftszentrum Berlin) stellte soziale Bewegungen aus soziologischer Sicht dar.
WAS BRINGT'S?
Zusammenfassend bezeichnete der Historiker Jürgen Kocka (Humboldt-Universiät, Berlin) die Französische Revolution als erste transnationale Erfahrung sozialer Bewegung, die über den Rhein nach Deutschland und andere Länder strömte. Stefan Berger (Direktor ISB, RUB) zog das Resümee, die Einzelforschung zu sozialen Bewegungen anzuregen, um sie dann zu einer Globalgeschichte sozialer Bewegungen zusammen zu führen.
Die Ergebnisse der Tagung werden in einer neuen Reihe des ISB mit Themen zu sozialen Bewegungen veröffentlicht werden.
Autor:Thea Struchtemeier aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.