Solidarité: Bochum bekennt Farbe - Gedenken der Opfer der Anschläge in Paris
„Eigentlich wollte ich hier und jetzt auf den Schrecken der beiden Weltkriege eingehen, aber die Realität hat uns eingeholt.“
So wie Regierungspräsidentin Diane Ewert, Gastrednerin bei der Bochumer Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag im Neuen Gymnasium, ging es vielen am vergangenen Wochenende. Die Reden waren geschrieben, die Worte in Erinnerung an die Vergangenheit und gegen das Vergessen wohl – gewählt – dass der Volkstrauertag, an dem der Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen gedacht wird, plötzlich solch brutale Aktualität gewinnt, war kaum vorhersehbar.
Die Ereignisse in Paris, sie wirken nach und auch in Bochum gedachte man vielerorts der Opfer des Terroraktes am vergangenen Freitag in der französischen Hauptstadt. „Was können wir, was kann jeder Einzelne tun“, fragte Schulleiter Oliver Bauer. Und Prof. Bernd Faulenbach, Vorsitzender des Kreisverbandes Bochum des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge, rief nicht nur zum Gedenken und Nachdenken, sondern auch zu geschichtlicher Reflexion auf. Diane Ewert mahnte abschließend mit einem Zitat des amerikanischen Philosophen und Schriftstellers George Santayana: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“
Zwei Tage nach den Terror-Attacken brachten Repräsentanten des öffentlichen Lebens, allen voran Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, gemeinsam mit Vertretern aller drei großen Glaubensrichtungen die „Bochumer Erklärung“ auf den Weg
„Dass eine Stadt den Terror ächtet, ihn kategorisch aus ihrer Mitte ausschließt, ihn im Wortsinn verachtet, dafür gibt es kein Vorbild keinen Vergleich. Die Bochumer Erklärung wird selber laufen lernen müssen“, so Pfarrer Thomas Wessel.
Im Laufe dieser Woche soll die „Bochumer Erklärung“ allen Initiativen und Vereinen, allen Gruppen und Kreisen und Korporationen zugänglich gemacht werden, ebenso allen Bochumern, die in ihrem eigenen Namen sprechen und handeln.
In verschiedener Weise sind die Bochumer in den vergangenen Tagen mit den Anschlägen von Paris umgegangen:
Die Jahrhunderthalle illuminierte als sichtbares Zeichen von Trauer, Gedenken und Solidarität den Wasserturm in den französischen Nationalfarben. „Was es für uns so unglaublich nah werden lässt, ähnlich wie 9/11, als Freunde im Empire State Building gearbeitet haben, ist die Tatsache, dass Le Bataclan ähnlich wie der RuhrCongress oder die Jahrhunderthalle Bochum heute Abend volles Haus hatte. In Paris spielten EODM, bei uns Slayer und Urbanatix. Das ist für uns gefühlte Nachbarschaft“, zeigte sich Andreas Kuchajda, Geschäftsführer der Bochumer Veranstaltungsgesellschaft, betroffen.
Urbanatix: Übergreifendes
Miteinander
Geschockt war auch die Crew von Urbanatix, die aktuell in der Jahrhunderthalle gastiert und die offizielle Premiere am Samstag mit folgenden Worten einleitete: „Unsere Anteilnahme gilt allen Opfern und Angehörigen der Terroranschläge in Paris. Wir alle stehen hier gerade gemeinsam auf der Bühne, um unser Mitgefühl auszudrücken! Hier stehen Menschen unterschiedlichster Nationalität, Kultur und religiöser Zugehörigkeit, die seit Jahren zeigen, wie ein respektvoller und achtsamer Umgang miteinander gelebt wird. Wir wollen uns von den Gewalttaten nicht entmutigen lassen – deswegen sind wir JETZT hier! Denn Urbanatix ist ein Gegenentwurf und steht für ein kulturübergreifendes Miteinander, für Menschlichkeit, Kraft und Lebensfreude!
KiTas zündeten 270 Kerzen an
Die KiTas im Ruhrbistum nahmen am Montag an der europaweiten Schweigeminute teil und zündeten mit den Kindern eine Kerze an. „Trotz des behüteten Umgangs mit Kindern bleibt es nicht aus, dass auch sie mit diesem Thema konfrontiert werden. Zu Hause, auf der Straße, im Fernsehen und Radio wird über das Geschehene gesprochen. Mit diesen Eindrücken kommen die Kinder in unsere Tageseinrichtungen und erwarten altersgerechte Antworten auf ihre Fragen. Für unsere Erzieherinnen und Erzieher keine leichte und sehr verantwortungsvolle Aufgabe“, weiß Annette Beher aus der Stabsstelle Kommunikation.
Galerie m: Team war
bei der Paris Photo
Hautnah haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der „Galerie m“ die Anschläge erlebt. Sie waren als Teilnehmer der Paris Photo vor Ort. „Wir haben die Situation vor Ort als sehr schockierend erlebt, aber auch große Solidarität erfahren. Dafür und dass wir unversehrt blieben, sind wir dankbar. Gleichzeitig trauern wir mit den Angehörigen und Freunden der Opfer und hoffen für die Verletzten. Die Paris Photo wurde durch das zuständige Ministerium vorzeitig beendet. Dies war aus unserer Sicht die richtige Entscheidung. Auch wenn wir unsere Arbeit mit und für die Kunst am vergangenen Wochenende auf der Paris Photo nicht fortsetzen konnten: Wir lassen uns von den Terrorakten nicht daran hindern und führen unseren Einsatz für unsere Kultur mit Entschlossenheit fort“, erklärte das Team der Galerie.
Der Kommentar "Den eigenen Verstand benutzen"
Hier der Wortlaut der Bochumer Erklärung
AG Bochumer Moscheen erklären: Nicht in unserem Namen!
Autor:Andrea Schröder aus Bochum |
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