Teilkrankschreibung
Selbst Ausbeutung von Kranken?

Bitte immer freundlich lächeln - wie es im Inneren aussieht, geht keinem etwas an .... | Foto: Bild von 愚木混株 Cdd20 auf Pixabay
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Bericht im Deutschlandfunk vom 1.11.24: Teilkrankschreibung

Jetzt versucht die Arbeitgeberlobby sogar einen Angriff auf die arbeitsunfähig Erkrankten. Weil in Deutschland die Zahl der Krankschreibungen bereits vor der ersten großen Erkältungs-, Grippe- und vielleicht auch Coronawelle dieses Winters auf einen Höchststand angestiegen ist, regt der Präsident der Bundesärztekammer Reinhardt (wahrscheinlich auf Druck der Arbeitgeberverbände) eine Teilkrankschreibung an.

Reinhardt hält Krankschreibungen für nur einige Stunden am Tag bei kleineren Infekten für praktikabel. "Dank Homeoffice könnte man demnach berufliche Aufgaben im begrenzten Umfang wahrnehmen, sich dennoch erholen und zugleich das Anstecken von Kollegen vermeiden", sagte Reinhardt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dabei vergisst Reinhardt offensichtlich, dass es komischerweise auch Tätigkeiten gibt, die nicht im Homeoffice erledigt werden können! Selbst im Homeoffice leidet die Konzentrationsfähigkeit schon bei einer starken Erkältung derart, dass die Arbeit am PC so gut wie unmöglich ist. Zwar ist die Regelung einer Teilkrankschreibung nicht auf alle Krankheiten anwendbar, aber auch ein zeitweiliges Arbeiten löst Stresssituationen aus (z.B. für den Weg zur Arbeit), die zu einer Verschlimmerung der Krankheit führen können bzw. sogar führen.

Völlig zu Recht lehnt der Deutsche Gewerkschaftsbund  solche Überlegungen kategorisch ab. "Die Idee sei schlicht absurd", sagte Vorstandsmitglied Piel der Nachrichtenagentur dpa. Wer krank und arbeitsunfähig sei, solle sich vollständig auskurieren. Ansonsten steige das Risiko, länger und ernsthafter zu erkranken sowie andere anzustecken. Schon heute gingen viel zu viele Menschen krank zur Arbeit oder arbeiteten krank von zu Hause aus.

Auf diese Art und Weise versuchen die Arbeitgeber, den von ihnen zum größten Teil selbstverschuldeten Fachkräftemangel zu mindern. Dabei geht ihr Denkvermögen nur von "zwölf bis Mittag", da die kranken Fachkräfte bei Ausnutzung ihres Restarbeitsvermögens dann in kurzer Zeit gänzlich ausfallen!

Die Regelung der Teilkrankschreibung in Skandinavien kann niemals ein Vorbild sein! Dass sie in diesen Ländern funktioniert, ohne dass die Arbeitskräfte an Überforderung sterben, liegt vielleicht an den regulären Arbeitsbedingungen in Skandinavien. Vorstellbar ist, dass der Stressfaktor bei der Arbeitsausführung deutlich geringer ist als hier in Deutschland ist. Auch kann aus dem Bericht aus Skandinavien nicht entnommen werden, wie sich die Krankenzahlen in bestimmten Zeitabständen entwickelt haben.

Von Herrn Reinhardt vermisse ich die Frage, warum es zu so hohen Krankschreibungen kommt. Ist etwa die Ausbeutung am Arbeitsplatz durch Dauerstress und Mobbing nicht eine Ursache???

Anstelle einer Teilkrankschreibung sollten die Befürworter einmal auf die Bekämpfung der Ausbeutung am Arbeitsplatz schauen. Bei menschlichen Arbeitsbedingungen, die mehr zur Ausnahme als zur Regel gehören, würden sich die Krankmeldungen wesentlich reduzieren!

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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