Schuletat verdoppeln
Mit ca. 71 Mio. bezuschusst Bochum seine ca. 100 städtischen Schulen. Dieser Betrag ist erkennbar viel zu gering. Der Sanierungsstau bei den städtischen Schulen lag nach Berechnung der Stadt selbst 2008 bereits bei 200 Mio. Euro. Tatsächlich dürfte ein mindestens doppelt so hoher Betrag erforderlich sein, wenn man berücksichtigt, dass bei den Schulen, die saniert wurden, die veranschlagten Kosten sich gegenüber den Berechnungen der Stadt regelmäßig mindestens verdoppelt haben.
Der Schuletat muss auf mindestens 140 Mio. Euro verdoppelt werden. Das ist eine harte Forderung, wenn man bedenkt, dass die Neuverschuldung der Stadt pro Jahr aktuell bei 140-160 Mio. Euro liegt. Um den Schuletat zu verdoppeln bedarf es somit einer deutlichen Erhöhung der Einnahmen und weiterer schmerzlicher Sparmaßnahmen. Aber es wird sich mit Blick auf die Zukunft mit Sicherheit lohnen.
Was soll mit einer Verdoppelung des Schuletats erreicht werden?
In Bochum soll eine Schullandschaft geschaffen werden, die im Ruhrgebiet konkurrenzlos ist. Die wiederum dazu führt, dass Familien mit Kindern in Bochum heimisch werden, um diesen Vorteil in Anspruch nehmen zu können.
Sie soll den Unterbau schaffen für die Universitätsstadt Bochum, die Bildungsstadt Bochum.
Sie soll auf Dauer den Bildungsstand der Bochumer deutlich anheben. Das Ziel muss sein: „So gut wie kein Schüler verlässt in dieser Stadt die Grundschule ohne Empfehlung zur Realschule“.
Das Ergebnis wird sein, die Zahl der qualifizierten Schulabgänger nimmt zu, die Zahl der Fürsorgeempfänger nimmt ab. Bochum wird attraktiver für Arbeitgeber, die qualifizierte Arbeitnehmer suchen. Die Zahlungen für Fürsorgeleistungen werden dauerhaft sinken.
Eine Stadt, die öffentlichkeitswirksam ein Programm zur Verdoppelung seines Bildungsetats anschiebt wird auch private Investoren finden, die ein derartiges Programm mit privaten Mittel begleitend unterstützen. Ebenso lassen sich mit dem zusätzlich in Bildung investierten Geld weitere Förderprogramme von Land und Bund erschließen, so dass sich die zusätzlichen Ausgaben von weiteren 71 Mio., um weitere Millionen erhöhen lassen, ohne dass die Stadt dafür selbst aufkommen muss.
Eine Stadt, die die Bildung ihrer Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt, wird als Bildungsstadt wahrgenommen und erhält so sein anderes Image, dass auf Entwicklungen basiert, die in der Stadt auch tatsächlich stattfinden.
Wie soll das zusätzlich für die Schulen bereit stehende Geld eingesetzt werden?
Eine effektiver Einsatz der Gelder ist sicher zu stellen. Mit dem Einsatz des Geldes muss eine Reform der Schullandschaft und der Schulverwaltung einhergehen.
Nur im Konsens mit allen Beteiligten, Lehrern, Schülern und Eltern lässt sich eine zukunftsfähige Schullandschaft entwickeln (Schulgipfel-Modell http://ruhrblogxpublik.buergerbegehren-musikzentrum.de/2012/02/15/schulgipfel-konzept-zur-entwicklung-einer-leistungsfahigen-schullandschaft-beispiel-grundschulen/).
Die Stellen der Schulverwaltung sind abzubauen, stattdessen auf die Schulen zu verteilen. So können die Schulen autonomer werden und können die Verwaltungsaufgaben selbst besser wahrnehmen. Jeder Schulstandort erhält einen „Schulmanager“, der die administrativen Aufgaben vor Ort wahrnimmt und so die Pädagogen von diesen Aufgaben entlastet. Auf diese Weise sind die Schulen in der Lage ein eigenes Profil zu entwickeln und besitzen die erforderliche Handlungsfreiheit, um ihre Ziele erreichen.
Die Sanierung der Schulen muss in Angriff genommen werden. In etwa 10 Jahren sollten die Bochumer Schulen in einen vorbildlichen Zustand versetzt und ausgestattet sein.
Der Schwerpunkt der Investitionen muss zunächst bei den Grundschulen liegen. Hier wird der Grundstein für die weitere Schulausbildung gelegt. Hier kann das erste Ziel realisiert werden: „So gut wie kein Schüler verlässt die Grundschule ohne Empfehlung zur Realschule.“ Dieses in skandinavischen Ländern bereits wie selbstverständlich verwirklichte Ziel, sollte auch in Bochum erreichbar sein.
Die individuelle Förderung jedes einzelnen Schülers muss gewährleistet werden, damit er am Ende der Grundschule mindestens die Befähigung zum Besuch einer Realschule besitzt. Das setzt insbesondere kleine Klassen mit maximal 18 Schülern und inklusiven Unterricht voraus sowie den Einsatz der dazu notwendigen Anzahl an Pädagogen. Jede Grundschule wäre dann aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, wie sie das gesetzte Ziel erreichen kann. Daraus wiederum ist für die Stadt abzuleiten, welche Mittel jede Schule benötigt, um das angestrebte Ziel zu erreichen.
Zweites Ziel ist es: „So gut wie kein Schüler verlässt in Bochum die Schule ohne mindestens den Realschulabschluss erreicht zu haben.“
Die Verdopplung des Schuletats wird bei den Pädagogen und anderen an den Schulen beschäftigten einen enormen Motivationsschub auslösen. Die aktuelle Frustration vieler Lehrer und anderer, die in maroden Schulen arbeiten müssen und die durch die ständigen Zurückweisungen ihrer Bitten auch nur die notwendigsten Ausstattungs-, Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen demotiviert sind, wird neuem Engagement weichen, das sicher stellen wird, dass die Ziele erreicht werden können.
Es ist Zeit für einen Aufbruch. Setzen wir die Prioritäten neu. Verdoppeln wir den Schuletat.
Volker Steude (Ruhrblogxpublik)
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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