Riesen-Eklat am ersten Schultag Grundschule Hordeler Heide: Plötzlich nur noch eine Klasse mit 33 Kindern - Eltern sind empört und stinksauer
„Was man hier mit uns Eltern und unseren Kindern macht, kann doch nicht wahr sein“, machen Stefanie Zowada und Noel Wübker ihrem Ärger Luft. „Erst heute, am Tag der Einschulung, haben wir von den Lehrerinnen erfahren, dass es an der Grundschule in Hordel keine zwei Klassen geben wird, sondern unsere 33 Kinder in eine Klasse gesteckt werden sollen. Wir hatten uns bewusst für diese Grundschule im Bochumer Norden entschieden, damit die Kinder wohnortnah zur Schule gehen können und in kleinen Klassen unterrichtet werden. Und nun so etwas.“
Voller Vorfreude begleiteten Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln und Geschwister die stolzen i-Dötzchen zu ihrem ersten Schultag in die Grundschule an der Hordeler Heide. In der Aula wurden die i-Männchen herzlich begrüßt und dann in ihre Klassen geleitet. Doch was dann passierte, können die 33 Elternpaare noch immer nicht fassen.
„Nicht der Schulleiter meldete sich zu Wort, sondern die Lehrerinnen. Sie erklärten uns, dass entgegen den Versprechungen vor den Ferien die Kinder nicht in zwei Klassen unterrichtet, sondern in einer Klasse zusammengefasst werden“, berichtet Noel Wübke, dessen Tochter Leni-Sofie Ruschkowski betroffen ist. „Wir haben uns bewusst für die Schule in Hordel entschieden, damit die Kinder in kleinen Klassen unterrichtet werden und nicht in einer großen Grundschule mit drei oder mehr Klassen ‚untergehen‘. Was uns so empört ist die Tatsache, dass man uns Eltern am Tag der Einschulung einfach vor vollendete Tatsachen gestellt hat und die Lehrerinnen erst einen Tag vor Beginn des Schuljahres informiert wurden.“
Blick in das Schulgesetz
„Das Problem ist uns bekannt“, erklärt der zuständige Schulamtsdirektor Peter Heck. „Bevor wir uns mit der Situation in Hordel beschäftigen, muss man erst im Schulrecht nachschlagen. Darin ist festgelegt, dass mindestens 18 Kinder eine Klasse bilden und die Zahl der Kinder in einem Klassenverband 30 nicht überschreiten soll. Während die Zahl 18 unumstößlich ist, dürfen aber bis zu 35 Kinder ein Klasse bilden. Das ist in verschiedenen Erlassen so festgeschrieben.“
Um Ostern waren an der Grundschule Hordel 36 Erstklässler für das jetzt beginnende Schuljahr angemeldet. „Damit hätte man zwei Klassen bilden können“, wird Schulamtsdirektor Peter Heck deutlich. „Schon damals habe ich den Schulleiter auf die Gefahr hingewiesen, dass, wenn bis zum Schulbeginn Kinder wieder abgemeldet und an einer anderen Schule angemeldet werden, nur noch eine Schulklasse eingerichtet werden darf.“
„In den Ferien ist dann genau dieser Fall eingetreten. Ich habe den zwischenzeitlich erkrankten Schulleiter angewiesen, Kriterien zu finden, welche Kinder abgewiesen werden müssen, um die Zahl auf 30 zu erreichen und um den Eltern die Möglichkeit zu geben, die Kinder an einer anderen Grundschule anzumelden. Das ist aber nicht passiert“, erklärt Peter Heck. Ein eklatanter Verstoß gegen eine Dienstanweisung.
Direkt nach den Ferien hat das Schulamt entschieden, dass die Kinder in einer Klasse zusammengefasst und von zwei Lehrerinnen unterrichtet werden. In Hauptfächern wie Deutsch oder Mathematik sollen die Kinder in kleinen Gruppen unterrichtet werden, in Fächern wie Kunst, Musik oder Sport dann als Klassenverband.
Verlässliche Bezugsperson
„Gerade in der ersten Klasse brauchen die Kinder in der Schule eine verlässliche Bezugsperson. Wenn sich nun ständig die beiden Lehrerinnen abwechseln, können die Kinder doch keine vertrauensvolle Beziehung aufbauen“, so der Vorwurf von Stefanie Zowada, deren Tochter auch eingeschult wurde.
„Die beiden Lehrerinnen, die nun wirklich nichts für die Situation können, haben den ganzen Ärger der Eltern abbekommen. Sie haben sich mehrfach entschuldigt und sich bemüht, uns umfangreich über die verschiedenen Optionen zu informieren“, berichtet Noel Wübke. „Dazu gehört auch, dass wir unsere Kinder nun in einer der naheliegenden Schulen anmelden können. Doch wir wollen die schon im Kindergarten entstandenen Freundschaften der Kinder nicht zerstören, sie nicht dieser Trennungserfahrung so früh in ihrem Leben aussetzen.“
Schulamtsdirektor Peter Heck bestätigt die Möglichkeit. „Die Eltern können sich an die Von-der-Recke-Grundschule wenden oder an die Grundschule Hofstede, aber auch jede andere Grundschule , die noch Platz hat. Und das sind 95 Prozent aller Grundschulen.“
Erst vor fünf Jahren wurden die starren Schulbezirke abgeschafft. Ein Schritt, den Peter Heck nicht wieder rückgängig machen würde. „Die Kommunen dürfen zwar wieder Schulbezirks einführen, aber es hat sich bewährt, dass die Eltern bewusst die Entscheidung treffen, in welche Schule sie ihre Kinder schicken.“
Kleine Schulen, aber:
keine kleinen Klassen
Dennoch warnt Peter Heck davor, sich für eine kleine Schule zu entscheiden. „Kleine Schulen bedeuten nicht automatisch kleine Klassen. In größeren Schulen kann die Schulleitung flexibler auf sich kurzfristig verändernde Schülerzahlen reagieren und dann die entsprechenden Klassenverbände bilden.“eur
Autor:Ernst-Ulrich Roth aus Bochum |
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