Internationaler Frauentag am 25.11.
Protest am Kuhhirten gegen Gewalt an Frauen

zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11. | Foto: libertine-mag.com
  • zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11.
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Zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, auch „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“ (englisch International Day for the Elimination of Violence against Women) am 25.11. versammelten sich kämpferische Frauen von mehreren Organisationen in der Innenstadt am Platz des Kuhhirten - selbstverständlich unter Corona-Bedingungen wie Maske und Sicherheitsabstand.

Ein Plakat  von Terre des Femmes  war ebenso zu sehen wie Transparente gegen die Gewalt an Frauen und Fahnen von Organisationen.

Der Ursprung dieses Aktionstages war in der dominikanischen Republik, als die Schwestern Mirabal, Mitglieder der „Movimiento Revolucionario 14 de Junio“, 1960, nach mehreren vorangegangenen Verhaftungen durch Militärangehörige des damaligen Diktators Rafael Trujillo verschleppt und schließlich ermordet wurden.

Die Kundgebung begann mit einem gemeinsamen Lied "Frauen verbinden Welten", in dem es um den Länder übergreifenden Kampf gegen die Gewalt an Frauen geht.

Die Moderatorin dieser gut besuchten Kundgebung, Mitglied im Frauenverband Courage, leitete ihre Rede mit dieser Information zum Ursprung des Internationalen Tags gegen die Gewalt an Frauen ein.

"Nach wie vor werden die Frauen auch zum jetzigen Zeitpunkt weltweit unterdrückt. Ausbeutung, Sexismus und Diffamierung der Frauen sind weltweit an der Tagesordnung. Die Vergewaltigung und Misshandlung in der Ehe nimmt allgemein zu, auch in Deutschland. Gerade durch die Coronakrise sind die Zahlen der Gewalt in der Ehe auf 110 000 offiziell registrierter Fälle deutlich gestiegen.  Viele  Frauen leiden besonders unter der Herrschaft   in Ländern von reaktionären oder faschistischen Präsidenten wie Lukaschenko, Bolsonaro, Erdogan, Putin, dem abgewählten Trump u.a. Der Widerstand der Frauen wächst weltweit. Überall flammen Proteste und Demonstrationen gegen die verhassten Herrscher auf. Wir setzen auch hier in Bochum ein Zeichen gegen die Gewalt an Frauen", berichtete sie.

Eine Vertreterin der Organisation Solidarität International ergänzte: "Bei den Protesten in Belarus wurde eine Kämpferin gegen Lukaschenko von der Polizei verhaftet und anschließend brutal durch Schläge misshandelt. Trotzdem ließ sie sich nicht einschüchtern und machte den Schergen von Lukaschenko klar, dass der Widerstand gegen diesen Faschisten nicht gebrochen werden kann." Die Rednerin brachte weitere Beispiele aus Mexiko, wo tausende Frauen gegen die zunehmenden Morde an Frauen auf die Straße gingen oder in Bangladesch, wo es immer mehr Streiks der Textilarbeiterinnen gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen und auch sexuellen Übergriffe während der Arbeitszeit kommt. Ebenfalls erwähnte sie die Frauenproteste in Polen gegen die reaktionäre PiS-Partei wegen Verschärfung der Abtreibungsregeln.

Eine syrische und eine kurdische Migrantin informierten über die Rechte der Frauen in ihren Heimatländern: "Das Recht auf Scheidung musste erst erkämpft werden, Kinder werden immer den Männern zugesprochen, wir müssen dagegen weiter kämpfen". Bewundernswert war der Ehrgeiz dieser Frauen, ihre Reden auf deutsch zu halten, obwohl ihnen diese Sprache noch fremd war.

Zwischen den Reden gab es immer wieder die Rufe: Keine Gewalt an Frauen!

Eine Stahlarbeiterin meldete sich zu Wort: "Die Gewalt an Frauen ist nicht nur durch brutale Männer bedingt, sondern hat einen tieferen Ursprung. Selbstverständlich muss jede Gewalt an Frauen streng bestraft werden. Seit die Menschen ausgebeutet werden, erst durch den Feudalismus, später durch den Kapitalismus, wurde zuerst die Frau brutal unterdrückt. Es sollte darüber diskutiert werden, ob  für die heutige (auch sexuelle) Gewalt an den Frauen auch das gesellschaftliche System des Kapitalismus verantwortlich ist".

Eine weitere Rednerin rief alle kämpferischen Frauen weltweit dazu auf, sich zu solidarisieren und soweit möglich, zu vernetzen. 

Es gab aber auch Wortmeldungen von zwei Männern. Der erste Redner erklärte am offenen Mikrofon: "Ich schäme mich, als Mann hier reden zu müssen. Ich verurteile natürlich sämtliche Gewalt gegen Frauen und kann nicht verstehen, warum die Frauen im 21. Jahrhundert noch teilweise wie im Mittelalter unterdrückt werden" Der zweite Redner, Moderator der Bochumer Montagsdemo und Mitglied der Koordinierungsgruppe der Bundesweiten Montagsdemo,  wies auf die brutale Unterdrückung der Frauen im Iran und in Indien hin. Er prangerte gleichzeitig die Justiz in Deutschland an: "Verfahren wegen Gewalt in der Ehe werden häufig von der Staatsanwaltschaft eingestellt, Stalking ist zwar strafbar, aber durch die unzureichende Ausgestaltung im Gesetzestext kaum nachweisbar. Ich habe das selbst erfahren, als meine Ex-Freundin von ihrem geschiedenen Mann und ihrer Tochter nachweislich bedroht wurden. Sie hat Anzeige dagegen erstattet, das Verfahren wurde jedoch von der Staatsanwaltschaft eingestellt".

Zum Abschluss der Kundgebung schilderte die Moderatorin, dass sie selbst von ihrem Ex-Mann vor vielen Jahren schwer misshandelt wurde und ihr Kind musste zusehen: "Ich konnte nur mit Mühe auf die Straße fliehen und verständigte die Polizei. Anstatt den Gewalttäter zu verhaften, sah die Polizei dazu keinen Grund, weil dieser Mann noch nicht vorbestraft war. Wenig später stand dieser Unmensch wieder in meiner Wohnung, weil er noch einen Schlüssel hatte und für mich brach eine Hölle aus. Ich habe mich später in der Frauenorganisation Courage organisiert und gegen die Unterdrückung der Frauen gekämpft."

Anschließend wurde noch einmal das Lied "Frauen verbinden Welten" gesungen.

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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