Humanitäre Cuba Hilfe
Projektreise nach Kuba im Dezember 2024
Am 11. Dezember 2024 fuhren vier Kubafreundinnen und Kubafreunde der Humanitären Cuba Hilfe (HCH) aus Bochum mit der Bahn von Bielefeld, Bochum und Niedertaufkirchen zum Frankfurter Flughafen zum Late Night Check, um gemeinsam mit ca. 100 Kilogramm humanitärem Übergepäck HCH-Projekte im Westen Kubas zu besuchen und zu unterstützen.
Am Folgetag startete die Condor-Maschine recht pünktlich um 11.30 Uhr. In Kuba wurden wir bereits auf dem Rollfeld von unserer Partnerorganisation Quisicuaba abgeholt und durch die Kontrollen geschleust. Danach ging es nach Havana Vieja zu unserem Quartier und später zu einem ersten Abendessen im Van Van mit anderen deutschen und kubanischen Freundinnen und Freunde.
Am Folgetag, Freitag, dem 13.12. fuhren wird dann mit Andi Taxi über das Campamento von Quisicuaba nach Pinar del Río. Dort etwas außerhalb von San Antonio de los Baños in der ehemaligen Landschule leben inzwischen knapp 200 vulnerabel Personen und gut 50 Betreuerinnen und Betreuer. Inzwischen gibt es eine Küche, Speiseräume, einen Fernsehraum, eine kleine Krankenstation mit einem Stockbett für die medizinischen Betreuer und eine Beschäftigungstherapie. Medikamente stammen hauptsächlich aus Spenden, ähnlich wie Verband- und Inkontinenzmaterial. Die Beschaffung von Lebensmitteln und Getränken ist eine tägliche Herkulesaufgabe und fordert viel Einsatz und gute Kontakte. Da ein Großteil der Ernte bei dem letzten Hurrican Rafael vernichtet wurde, wurde eine zweite Aussaat ausgebracht.
Am Nachmittag kamen wir in Pinar del Río in unseren Unterkünften an. Die Fahrt nach Pinar kostete bei Andi Taxi in einem ordentlichen Hyundai insgesamt 100 Euro. Zusammen mit der Rückfahrt waren es für ihn 320 km. Wir können ihn auch anderen Reisenden empfehlen (+53 5 2379306). Die Benzinbeschaffung ist immer noch ein großes Problem. Oft sieht man kilometerlange Schlangen vor den wenigen geöffneten Tankstellen. Andi erwies sich auch für die Rückfahrt und in Havanna als zuverlässiger Fahrer mit fairen Preisen.
Am Abend trafen wir dann unser Ehrenmitglied, den Muralisten Abel Morejón Gála mit seiner Frau Adanay sowie den Leiter von Farmacia und Probaf Juan Carlos Rodriguez und seine Frau Lidia zu einem gemeinsamen Abendessen, bei dem auch der weitere Ablauf unseres Aufenthaltes in Pinar besprochen wurde, v.a. der sonntägliche Aktionstag und der samstägliche Besuch der renovierten Räume von Farmacia.
Der Samstag war ganz den Kunstklassen von Farmacia gewidmet. In fast allen Räume fanden wir Elektroinstallationen und Lampen, die Türen waren neu und auch viele Fenster, Lamellen und Fenstergitter. Auch hatten die meisten Räume und Außenwände einen neuen Anstrich erhalten. Leider gibt es noch kein fließendes Wasser, was v.a. auf der Toilette problematisch ist. Geplant ist ein Brunnen und große Wassertanks auf den Dächern. Ein Kostenvoranschlag wurde in Auftrag gegeben.
Am Nachmittag wurden dann die Räume in der Galerie, dem Museum für Plastische Kunst, an einem zentralen Platz in Pinar del Rio für die am Sonntag anstehenden Tollwutimpfungen, Entwurmungen und Kastrationen vorbereitet. In diesen Räumen fand dann auch später die Farmacia-Ausstellung für den Tierschutz statt. Wichtig war, dass diese Aktion für die Bewohner von Pinar sichtbar war und auch der ganzheitliche Ansatz und das Anliegen von Farmacia/Probaf (s. auch Berichte von Regina Mertens).
Regina, Jutta und der kubanische Tierarzt Bilder einer Ausstellung Am Sonntag wurden bereits sehr früh die Stationen des Aktionstag aufgebaut. Insgesamt wurden 74 Hunde und Katzen sterilisiert, 200 gegen Tollwut geimpft, 240 entwurmt. Beteiligt waren auf kubanischer Seite etwa 50 Personen, Tierärzte v.a. aus Pinar, aber auch aus Havanna, ihre Teams, Studenten der Tiermedizin und animalistas-Tierfreunde. Diesmal ist auch die Tierärztin Jutta Weißl aus Bayern ehrenamtlich dabei. Regina Mertens hilft im Aufwachraum.
Auch als der Strom ausfiel, wurde mit den aus Deutschland mitgebrachten Stirnlampen weiter operiert. Später half ein Stromgenerator, nachdem mühselig etwas Benzin organisiert werden konnte. Alle Medikamente, die Verbrauchsmaterialien, die Entwurmungen, die OP- Tische, die Lampen, die Infusionsständer u.a.m. wurden als Spenden der HCH in Koffern und in den Containern nach Pinar geschafft.
Um 21 Uhr nach über 12 Stunden konnte die Aktion erfolgreich beendet werden, das Team müde aber zufrieden den Heimweg antreten. Und es wurde bereits über mögliche Verbesserungen und die nächste Kampagne gesprochen, die für März 2025 geplant ist.
Am Montagmorgen war ein Termin in der Tierärztekammer anberaumt worden, um weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu besprechen. Auch eine mögliche wissenschaftliche Zusammenarbeit mit medizinischen und tiermedizinischen Institutionen hinsichtlich des Auftretens und der Bekämpfung von Zoonosen, also auf den Menschen vom Tier übertragbare Krankheiten, wurde angesprochen.
Der Nachmittag wurde zu einer Fahrt nach Vinales genutzt. Hier wurde u.a. auch die Ausstellung mexikanischer Künstler "La escuela del fin del mundo" besucht, die sich mit den drastischen Folgen des Klimawandels und Gegenmaßnahmen auseinandersetzten.
Am Dienstag stand der Besuch eines der größten Krankenhäuser Kubas, des Hospitals Abel Santamaria in Pinar del Río mit über 1000 Betten auf dem Programm. Wieder wurden wir vom Klinikdirektor, von einer Vertretung der Chefärzte und von Yaritsandra empfangen, die als Bindeglied zu uns als Leiterin der Abteilung für Internationale Beziehungen fungiert und einen ausgezeichneten Job macht, und die aktuellen Bedürfnisse und unsere Zusammenarbeit thematisiert.
Um es kurz zu sagen: Der Bedarf ist riesengroß. Es fehlt auch hier an allem. Seit 2 Jahren ist sowohl des CT als auch das MRT defekt, beide etwa 20 Jahre alte Siemensgeräte. Man muss die Patienten teilweise nach Havanna und Santa Clara für wichtige Untersuchungen bringen, eine Katastrophe. Auch zahlreiche Medikamente und Verbrauchsmaterialien fehlen. So konnten wir zumindest einige Venenverweilkanülen ("Braunülen") und Medikamente direkt übergeben, alles andere schicken wir ja entsprechend der in ganz Kuba geltenden Prioritätenliste mit unseren Containern.
Es war rührend zu sehen, wie der Chefarzt der Geburtshilfe unsere beiden Pakete mit Braunülen wie einen Schatz durch die Gänge des Krankenhauses bis zu seiner Station trug. Die Säuglingssterblichkeit liegt hier unter 2 pro 1.000. Für Kuba aktuell ein Traumwert. (Säuglingssterblichkeit USA 2023 5,3 pro 1.000)
Ein geburtshilfliches Ärzteteam fährt bei vitalen Problemen in einer Ambulanz in weiter entfernte Landkrankenhäuser und bringt gefährdete Neugeborenen in das besser eingerichtete Zentralkrankenhaus der Provinz.
Besonders geschätzt wird ein von der HCH im Vorjahr geliefertes Ultraschallgerät, das interdisiziplinär genutzt wird. Aber auch, dass wir die Unterstützung der Provinz nach fast 20 Jahren wieder aufgenommen haben: "HCH is back!"
In der Dialyseabteilung fanden wir die von einer Bochumer Dialysepraxis gespendeten Betten und Liegesessel wieder. Diese waren am Abholtag noch bis zum Mittag in Betrieb und mussten dann auf den Punkt abgeholt werden, da bereit einige große LKW`s mit den Nachfolgemöbeln bereitstanden, die dann anschließend einsatzfähig gemacht wurden und bereits am Folgetag zum Einsatz kamen.
Am Nachmittag sollte ich dann in einem acto im vollbesetzten Audimax der medizinischen Hochschule eine Rede zu den "Miami 5" halten und über die Aktivitäten der Solidaritätsbewegung in Deutschland und Europa zur Befreiung der "5". Anschließend gab es noch ein Radiointerview mit dem lokalen Sender. Auch Otto, der Chef vom ICAP, musste sich der gleichen Prozedur unterziehen.
Am Mittwoch holte uns unser Taxifahrer Andy in Pinar ab und brachte uns wieder nach Havanna. Die Folgetage waren der Biennale und dem Kontakt mit Freunden und Bekannten gewidmet. Natürlich besuchten wir auch unsere Freunde beim ICAP. Ihre Sorgen drehten sich vordringlich um die wirtschaftliche Entwicklung, wobei der Tourismus und Gruppenbesuche aus Europa eine besondere Rolle spielten. Auch dass Condor die Flüge nach allen Zielen in Kuba im Frühjahr 2025 einstellen will, wurde mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Auch wir verstehen die Entscheidung nicht so ganz, da die meisten Condorflüge nach Kuba wie auch die unseren fast ausgebucht sind.
Am 20.12. war am Nachmittag ein Marsch gegen die Blockade am Malecon angesagt. Auch wir nahmen teil wie allein in Havanna eine gute halbe Millionen Menschen. Ein riesiger Lindwurm zog den Malecon entlangund an der US- Botschaft vorbei, ein beeindruckendes Bild. Und wie es in Kuba üblich ist, gab es Trommel- und Tanzgruppen, Stelzenläufer. Alt und Jung waren auf der Straße und protestierten friedlich.
Am Sonntag gönnten wir uns noch einen Tag am Meer in Santa Maria zwischen Trarará und Guanabo, bevor es am Abend des 23.12.24 schon wieder zurück nach Frankfurt ging. An diesem letzten Tag besuchten wir noch einmal Quisicuaba und konnten hier auch eine gerade fertig gestellte kleine Familienarztpraxis mit zwei Sprechzimmern besichtigen. In einem anderen Raum wurden die gespendeten Medikamente und Verbrauchsmaterialien gelagert wie auch die vielen gespendeten Brillen, die von einem Optiker klassifiziert worden waren und nun kostenlos an die Menschen vor Ort abgegeben werden. Auch Quisicuaba nimmt in diesem Jahr an der Biennale teil.
Bochum, den 2.1.2025
Dr. Klaus Piel
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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