Politische Wahrheit
Zu Teilen übernommen aus „über Wahrheit und Lüge in der Politik“ von Hannah Arendt
Wahrheit ist als Abstraktum zum Adjektiv „wahr“ gebildet, das sich aus dem indogermanischen Wurzelnomen (ig.) *wēr- „Vertrauen, Treue, Zustimmung“ entwickelt hat.
„Zu sagen nämlich, das Seiende sei nicht oder das Nicht-Seiende sei, ist falsch, dagegen zu sagen, das Seiende sei und das Nichtseiende sei nicht, ist wahr. Wer also ein Sein oder Nicht-Sein prädiziert, muss Wahres oder Falsches aussprechen.“ (Aristoteles)
Wahrhaftigkeit ist nie zu den politischen Tugenden gerechnet worden.
Was Politik und Wissenschaft, Großindustrie und Lobbyisten besonders auszeichnet, ist die Fähigkeit, sie zu verdrehen und mit der Wahrheit zu lügen, z.B. indem Statistiken falsch ausgelegt werden. (Siehe auch das jüngste Beispiel: Verfälschung einer Studie durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim durch Kristina Schröder, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.)
In der gesamten Geschichte der Menschheit haben sich Staatsmänner und Regierungen bewusst der Unwahrheit zur Verfolgung ihrer Interessen bedient, in der heutigen Zeit unterstützt durch die modernen Massenmedien.
Inzwischen hat man sich derart an diese Politik der Lüge gewöhnt, dass sich kaum jemand daran stößt.
Um eine bewusste Verlogenheit bei der organisierten Manipulation von Tatbeständen handelt es sich heutzutage. Ob durch totale Regime, Demokratien oder durch mächtige Interessenverbände, stets werden Tatsachen verfälscht oder negiert.
Die Macht, breite Schichten in kurzer Zeit von den eigenen Ideen überzeugen zu können, macht die Manipulatoren anfällig, bewusst Unwahrheiten zu verbreiten.
Durch diese, man kann fast sagen, kollektive Gehirnwäsche wird die menschliche Fähigkeit, die normalerweise zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden vermag, stark beeinflusst.
Anderseits schafft konsequentes Lügen aber einen Boden, auf dem keine Gesellschaft auf Dauer gedeihen kann, was der Absicht, durch Lügen die Welt zu verändern, Grenzen setzt.
Das Errichten Potemkin’scher Dörfer lässt keine wirklichen Dörfer entstehen, höchstens illusionäres Wunschdenken und eine Maximierung der Fähigkeit, andere und sich selbst zu belügen.
Jede Macht und alles Geld der Welt sind hoch vergänglich. So wird die Macht, der Lüge keine sichere Bleibestätte bieten können.
"Politisches Denken bewegt sich zwischen den Extremen, einerseits Tatsächliches für notwendig und daher für alternativlos zu halten, und andererseits, es zu leugnen und zu versuchen, es aus der Welt zu lügen."
Autor:Ulrich Bormann aus Bochum |
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