Mauerfall vor 35 Jahren
Plötzlich war die Mauer kein Hindernis mehr
Als ich am 13. August 1961 sehr früh aufwachte – fast noch in der Nacht -, war mein Vati bereits an seinem Schreibtisch. Das war ungewöhnlich. Er hatte gerade telefoniert.
Er erklärte mir, dass in Berlin die Kampfgruppen eine Mauer bauen und ihm mitgeteilt wurde, dass man zuerst dachte, Kampfgruppen in der DDR hinzuzuziehen. Doch das wäre doch nicht nötig.
Es entstand die Berliner Mauer – ein Ereignis, dessen vollständige Bedeutung mir erst nach ein paar Tagen voll bewusst wurde.
Bei Berlinbesuchen in den Jahren danach habe ich mir den Bereich am Brandenburger Tor angesehen, war beeindruckt und hatte ein beklemmendes Gefühl. Warum musste es dazu kommen, was sollte daraus werden? Diese Mauer ist doch der reine Unsinn, wenn mir auch verständlich war, mit welcher Begründung sie geschaffen wurde.
All die Jahre, seitdem hatten sich für mich und meine spätere Familie nicht von denen davor anders gestaltet. Es gab diese Mauer, die Abschirmung der DDR gegenüber Westberlin und zur BRD. Im Alltag spielte sie für mich aber keine Rolle.
Den Mauerfall erlebte ich mit den Bildern im Fernsehen. Irgendwie war das alles so unecht, dass es erst zu glauben war, als zu sehen war, wie die Menschen in Berlin die Sperren hinter sich ließen und nach Westberlin strömten. Kaum zu glauben!
Am nächsten Tag waren einige Gesichter an der Arbeit wie auch im Wohnbereich nicht zu sehen. Sie hatten die Gelegenheit beim Schopfe gefasst und waren über die Thüringer Grenze zur BRD zu fahren. Ich ging normal an die Arbeit. Zwar registrierte ich, was passiert war, konnte es aber immer noch nicht richtig fassen.
Ich lernte meine Heide kennen und lieben. Wir fanden zueinander und engagierten uns dafür, die gelebten Jahre in der DDR nicht wegzuwerfen, sondern deren große Vielfalt an Erhaltenswertem mit in die neue Zeit zu nehmen.
Die Zeit bis zur Einheit verlangte neues Denken und viel Verständnis für all das, was sich im Alltag änderte. Es war eine riesige Aufgabe für die DDR-Bürger.
Mit dem Anschluss der DDR an die BRD war eine Zeitenwende besiegelt.
Es begann eine neue Form des Alltags.
Grundsätzlich hatte sich für mich und meinen Alltag, in der Arbeit und daheim nichts geändert.
Die Firma kaufte neue Rechentechnik eines Kasseler Anbieters. Mein volles Engagement schaffte mir ein Wissen, mit dem ich später arbeitsmäßig nach Kassel wechselte.
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Meine Beiträge zum Mauerfall vor Jahren:
Mauerfall – Gedanken nach 30 Jahren
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Es wird sicher sehr viele Menschen geben, die nicht unmittelbar den Mauerbau und dann den Mauerfall direkt erlebten.
Die Bedeutung und Auswirkungen haben mich natürlich auch erreicht.
Ich bin stolz darauf, mit meiner Lebenseinstellung aus der DDR auch voll und ganz in der „neuen BRD“ Fuß gefasst zu haben!
Autor:Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum |
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