Piraten: Spiegel-Online-Artikel schürt Ausgrenzung
Die Piratenpartei Deutschland ist bestürzt über den Spiegel-Online-Artikel »Asperger-Syndrom: Blind für die Emotionen anderer Menschen« und hat beim deutschen Presserat Beschwerde eingelegt. Der Artikel erweckt beim oberflächlichen Lesen den Eindruck, es gebe einen Zusammenhang zwischen dem Amoklauf in Newtown und Autismus. Neben der Tatsache, dass es bei dem Täter keine Diagnose gab, suggeriert der Artikel Autismus als Ursache des Amoklaufs. Die Piratenpartei Deutschland setzt sich für gesundheitliche Aufklärung und Inklusion von Menschen mit psychischen Störungen in der Gesellschaft ein.
»Das größte Problem für Menschen mit psychischen Störungen oder von der Norm abweichendem Denken und Erleben ist in der Regel nicht ihre ›Krankheit‹, sondern die Ausgrenzung durch die ›normale‹ Gesellschaft, die sie täglich erfahren«, sagt Xenjia Wagner, Koordinatorin der Arbeitsgruppe Psyche in der Piratenpartei Deutschland. »Diese Ausgrenzung basiert in der Regel auf Unkenntnis und Angst und wird durch Artikel wie den vorliegenden geschürt.«
»Aufgrund von Vermutungen in einem Einzelfall einen Zusammenhang zwischen Autismus und dem Massenmord in Newtown oder Amokläufen generell herzustellen ist nicht zu akzeptieren. Mit dieser Art von Berichterstattung werden Menschen auf unverantwortliche Weise diskriminiert und von den eigentlichen Ursachen und Problemen abgelenkt«, ergänzt Klaus Peukert, Mitglied des Bundesvorstands der Piratenpartei Deutschland.
Das Thema psychische Gesundheit soll auch bei dem Gesundheitspolitischen Kongress der PIRATEN am 2./3. Februar 2013 in Essen eine wichtige Rolle spielen.[2] Dazu laden die PIRATEN alle Interessierten – insbesondere auch Vertreter der Presse – zu konstruktiven Gesprächen ein.
[1] http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/adam-lanza-litt-der-amoklaeufer-von-newtown-am-asperger-syndrom-a-873088.html
[2] https://wiki.piratenpartei.de/Gesundheitspiraten/Gesundheitskongress
Autor:Christina Worm aus Bochum |
1 Kommentar
Ich habe den Bericht soeben gelesen und nehme ihn als eine ganz neutrale Darstellung wahr.
Er stellt im Grunde lediglich heraus, dass eine autistische Veranlagung vorliegen könnte, die das als kaltblütig erlebte Handeln erklären könnte.
Alles andere, die Wahrnehmung als Diskriminierung psychisch kranker Menschen, nimmt der Leser selber vor, indem er das Gelesene mit seinem emotionalen Erleben belegt.
Was Sie hier nachvollziehbar kritisieren bzw. ansprechen, ist eine Schwierigkleit, die sich täglich beim Lesen der Tageszeitung ergibt.
Auch ich habe mich - als Mitglied und zweite Vorsitzende des Bochumer Bündnis gegen Depression - sehr oft geärgert, wenn im Zusammenhang mit Tötungen von Menschen geschrieben wurde, der Täter / die Täterin/ habe unter Depressionen gelitten und sei in psychiatrischer Behandlung gwesen.
Was ich hier selber oft als Stigmatisierung und Herstellung unglücklicher Zusammenhänge erlebe, ist aber tatsächlich nichts anderes als die Darstellung von Fakten, die sich der Leser dann zu dem Bild verknüpft, das in sein (negatives) Schema passt.
Wichtig ist deshalb nicht nur die Aufklärung über die Erkrankung selbst, sondern auch die Aufklärung über die Pressemitteilungen und über das, was der Leser selber daraus zaubert.
Im Grunde stigmatisieren wir selber und nicht in erster Linie die Presse - wenn es nicht gerade BILD ist.
Auch das Bündnis gegen Depression arbeitet seit Ende 2009 durch Öffentlichkeitsarbeit an einer Enttabuisierung, die ein weiter Weg zu sein scheint.
Wichtig bleibt bei alledem aber eine kompetente Behandlung der Erkrankungen, wobei ich z. B. den Psychotherapien mittlerweile ausgesprochen kritisch gegenüberstehe, da ich um deren Potential der Schädigung des kranken Menschen weiß.
Mit diesem Wissen liest sich die Meldung, der Täter sei in psychiatrischer Behandlung gewesen, noch einmal wieder völlig anders.
Denn wer kann sicher sagen, dass nicht gerade das aktive psychologische Einwirken auf den Erkrankten dazu beigetragen hat, dass er zur Waffe griff, wenn er selbst getötet wurde und nicht mehr reden kann.
Der Ansatz mag vielleicht absurd erscheinen, ich weiß aber durchaus, wovon ich rede.