Peggy Bundy-Gymnasium Bochum - Wo man für eine saubere und erstklassig ausgestattet Schule bezahlen kann
Nach dem das Bezahlmodell für die Toilettennutzung so erfolgreich gelaufen ist, 10 Cent pro Toilettengang, 10 Euro Halbjahres-Flat und 40 Euro All-live-time-inkclusive-over-night-Flat, hat das Peggy Bundy–Gymnasium jetzt das Premiumangebot der Schule rechtzeitig für das neue Schuljahr massiv ausgeweitet.
Die Stadt hat kein Geld mehr für die Schulen, dafür müsse man Verständnis haben, so Schuldirektor Erwin T. Geißendörfer (SPD). Der RWE-Aktien-Deal mit 100 Mio. Verlust müsse ja irgendwie gegenfinanziert werden, Musikzentrum und Jahrhunderthalle benötigen demnächst zusätzliche Finanzmittel, und auch aus dem Cross-Border-Deal der Oberbürgermeisterin seien noch ein paar Millionen offen.
Daher sei nun der Förderverein der Schule aktiv geworden, um der Stadt die lästige Aufgabe für saubere und gut ausgestattete Schulen zu sorgen abzunehmen. Dieser Verpflichtung komme die Stadt ja schon seit Jahrzehnten nur ansatzweise und widerwillig nach, entsprechend sei es ohnehin unfair, dies nun auf einmal von Politik und Verwaltung einzufordern, erklärt der Schuldirektor.
Die neuen Angebote:
Für die Schulbücherei hat der Förderverein jetzt 500 Bücher in neuster Auflage angeschafft, die ab dem nächsten Schuljahr für eine Extragebühr von 20 Cent pro Ausleihe von den Gymnasiasten entliehen werden können. Kostenfrei bleibt natürlich weiterhin die Benutzung des Altbestandes der Bücherei. So wird auch weiterhin die Ausleihe der Geschichtsbücher mit den Auflagen aus den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts nichts kosten.
Für 3 Euro pro Monat dürfen die Schüler zukünftig auch an neuen Tischen und Stühlen mit rückenschonender, durch Stiftung Warentest geprüfter Ergoplus Funktion sitzen, die ebenfalls der Förderverein vorfinanziert hat. Natürlich bleibt das bisherige kostenfreie Sitz- und Tischangebot der Schule als Alternative bestehen. Der altbewährte Normstuhl Wilhelm II für Schüler der Klassen 5 bis 12 aus echter deutscher Eiche, angeschafft noch 1912 durch das preußische Schulministerialamt bleibt weiterhin unentgeltlich, versichert der Schuldirektor.
Für 5 Euro pro Monat, kann man an dem Unterricht demnächst in Klassen mit nur maximal 20 Kindern teilnehmen. Wer auf das Premiumangebot verzichten will, darf aber weiterhin in Klassen mit 30-35 Kindern den Versuch wagen dem Unterricht zu folgen. Denn laut Schuldirektor Geißendöfer soll niemand gezwungen werden, für die Leistungen der Schule bezahlen zu müssen.
Auch beim Schwimmunterricht wird es demnächst ein Premium-Angebot geben. Für 10 Euro pro Schwimmstunde, kann dieser im renovierten Gysenbergpark wahrgenommen werden. Dazu gibt es eine „Zuverlässigkeits-Garantie“: Jede angesetzte Schwimmstunde findet auch statt, sonst gibt es das Geld zurück! Wer die 10 Euro nicht berappen will, wird auch zukünftig in die maroden Lehrschwimmbecken mit dem gewissen Ekelfaktor der Stadt gefahren, sofern diese nicht wegen dringender Reparaturen mal wieder über Wochen geschlossen sind.
Geplant ist, unterstützt durch Sponsoren, einen Teil des Schulhofes von seiner langweiligen Asphaltdecke zu befreien und mit neuen Spiel- und Sportgeräten, Bänken und Kunstwerken in einen fröhlichen Ort, der zum Verweilen einlädt, umzugestalten. Die Nutzung dieses neuen Bereichs soll dann gegen einen Kostenbeitrag von 25 Euro pro Schuljahr möglich sein. Ein Teil des Schulhofes bleibt auch weiterhin trostlos geteert und kann weiterhin unentgeltlich genutzt werden.
Zum Schluss noch das besondere Angebot, auf dass die Schule besonders stolz ist: Für 100 Euro pro Monat können die Kinder die Premium-Klasse der Schule besuchen, in der keine Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern unterrichtet werden. Für weitere 20 Euro extra, ist der Englischlehrer dabei auch Muttersprachler. Für den Lateinunterricht wird aktuell noch nach einer vergleichbaren Lösung gesucht.
Wer sämtliche Premiumangebote nutzen will, kann dies durch die Buchung der All-inclusive-Flat für 250 Euro pro Schulhalbjahr tun. Er erhält dann eine goldene V.I.P-Karte, die ihn als Premiumschüler ausweist. Die Karte soll als Bonus überdies mit Kreditkartenfunktion ausgestattet sein.
Aus Sicht der Stadt bestehen keine Bedenken gegenüber dem Angebot der kostenpflichtigen Premiumangebote. Nach wie vor bestehe ja die Möglichkeit, die anderen, gebührenfreien Angebote des Peggy Bundy-Gymnasiums zu nutzen.
Das sei der Stadt wichtig, betont der Stadtsprecher. Jeder Schule sei freigestellt solche Einrichtungen samt Finanzierungsmodellen einzurichten. Dazu bedürfte es keiner Genehmigung. Es müsse aber gewährleistet sein, dass alle Schüler die Wahl haben müssten zwischen zu bezahlenden Premium- und kostenlosen Angeboten (WAZ vom 23.08.13).
Auf die Frage, wie die Stadt zu der Feststellung der Bezirksregierung Stellung nehme, solche Premiummodelle seien rechtswidrig und daher verboten, kommentierte der Stadtsprecher, dass die Bezirksregierung die Entscheidung so treffen könne. Das fiele nicht in die Zuständigkeit der Stadt, diese könne nur intervenieren, wenn alles kostenpflichtig werden würde. Die Stadt stelle lediglich sicher, dass die Schulen regelmäßig gereinigt werden und zu nutzen seien. (WAZ vom 27.08.13).
Ansonsten beschäftigt die Schulverwaltung ihre Mitarbeiter dafür, damit sie Schulen und Eltern auf entsprechende Bitten um ordnungsgemäße Sanierung und Instandhaltung von Schulgebäuden, angemessene Ausstattung und Sauberkeit erklärten, warum dafür kein Geld da sei und die Schulverwaltung nichts machen könne. Für mehr ist kein Geld da, so hat es die Mehrheit im Rat bestimmt.
(Danke an HansiWurscht54, der die Ausgangsidee für diesen Text hatte.)
Volker Steude,
BÄH - Bochum ändern mit Herz
(ruhrblogxpublik)
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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