Gedanken zur Politik
Papa & Paul
Papa war Bergmann, auf Zeche Lothringen. Paul war sein Kumpel, sein bester Freund, auch außerhalb der Zeche. Dass die beiden jungen Männer im Streb Mäuse dressierten, davon erzählte mir Mama erst viel später, als ich schon älter und Papa längst verstorben war. Sämtliche Knochenbrüche hatte er überlebt, nachdem die Grube über ihn eingestürzt war, aber diese dämliche Krankheit sollte ihm das Leben kosten.
Meine Eltern hatten damals eine winzige Wohnung am Grümerbaum, wo ich auch zur Welt kam. Als Bergmannstochter wuchs ich dort in Genügsamkeit auf, zufrieden mit dem was wir hatten. Mama wusste mit wenig Haushalts-Geld auszukommen, zu den Großverdienern zählte Papa als einfacher Bergmann nicht. Aber sie bewies sich als wahre Koch-Künstlerin, was ihr geliebter Mann gern betonte, wenn sie auch am Ende des Monats noch ausreichend auftischte. Hungern mussten wir nie.
Dass zum Freundeskreis der Eltern Nico und Antonio, zwei Gastarbeiter aus für uns Kinder unvorstellbar fernen Ländern zählten, war völlig normal. Manchmal übernachtete Nico auch bei uns und schlief auf dem Sofa. Später, als er dann eine „Bude“ hatte, wie sie es nannten, war er mehr als dankbar.
Kein Hahn krähte nach der Herkunft der Männer, „Gastarbeiter“ waren Kumpels, Freunde der Familie sowie der ganzen Nachbarschaft. Die Harmonie und das Miteinander – die Zeit, so ärmlich sie auch für alle war, es war einfach wunderbar.
So habe ich es erlebt. Von Fachkräftemangel hier, Arbeitslosigkeit dort und Fremdenfeindlichkeit vor Ort war nie die Rede. Irgendwann erzählten mir meine Eltern, vielleicht zum besseren Verständnis, dass die Bundesrepublik in Folge des „Wirtschaftswunders“ dringend Arbeiter brauchte und und und.
Heute nicht anders. Wieder braucht Deutschland Arbeitskräfte, benötigt dringend Fachkräfte und und und – ohne Erfolg.
Folglich wandern immer mehr Unternehmen aus, verlagern der Kostenersparnis sowie der behinderten Bürokratie wegen ihr Geschäft ins Ausland. Was auch sonst – eine Menschenkette bilden? Sieht nett aus, aber wie weit kommt man damit?
Wenn das Problem bleibt besteh´n, dann muss halt geh´n.
Traurig, kann man da nur sagen und Aufwiederseh´n.
Autor:Hildegard Grygierek aus Bochum |
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