Paketzusteller verstopfen die Stadt - Was tun?
Paketzustellung mit Lastenrad und Seilbahn

Seilbahnkabine für 20 Containerboxen
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Sie sind besonders an verkehrsreichen Straßen ein Ärgernis, Pakettransporter. Sie halten in zweiter Reihe, blockieren den Verkehr, fahren dann 200 Meter weiter halten wieder und erneut steht der Verkehr und alle nachfolgenden Fahrzeuge müssen abbremsen, um langsam an dem Transportfahrzeug vorbei zu kommen. Auch Radfahrer sind nicht gut auf die Transporter zu sprechen, stehen sie nicht selten auch auf dem Radweg.

Wie bekommt die Stadt die Pakettransporter aus der Stadt?

Also bemühen sich viele Städte um Lösungen, die die Transporter in der Stadt überflüssig machen sollen. Denn die Ausweisung von zusätzlichen Ladezonen erweist sich als unpraktikabel. Häufig fehlt der Platz für solche Zonen, sind sie vorhanden, sind die Halteplätze vielfach nicht nutzbar (Laut Studie der Städte Köln und Leverkusen in 81% der Fällen) weil andere sie anderen zum Parken und Halten missbrauchen.

Mikrodepots und Lastenräder

In Berlin, Nürnberg, Cottbus, München, Stuttgart, Ludwigsburg, Heilbronn, Rostock und einigen anderen deutschen Städten wurde von den großen, in Deutschland tätigen KEP-Dienstleistern (KEP = Kurier-, Express und Pakettransport: DHL, UPS, DPD, Hermes, GLS und andere) erfolgreich eine anderes Konzept getestet: Mikroverteilzentren in Verbindung mit Lastenrädern. Die zu transportierenden Güter werden an kleine Verteilzentren im Verteilgebiet geliefert, dort werden die Transportgüter in 80x120x100cm große, rollbare Containerboxen umgeladen, die dann auf Lastenfahrräder geladen werden (Lastenrad mit Containerbox), mit denen die Zustellung im Umkreis von 3 km erfolgt. In Bochum betreibt GLS bereits ein Mikrodepot für Zustellungen mit dem Lastenrad in der Innenstadt (WAZ vom 20.10.2017).

Die Tests ergaben, sinnvoll eingesetzt, kann ein Sprinter von einem Lastenrad ersetzt werden: Mit dem Lastenrad können rund 120 Sendungen transportiert werden. Es ist im Stadtverkehr oft schneller, kann auf dem Fußweg oder in kleinen Parklücken halten. Dazu sind die Fußwege und Stehzeiten kürzer. Zum Vergleich: Ein Sprinter braucht 17 Quadratmeter Platz, ein Lastenrad nur drei (Lastenrad statt Sprinter).

Aber auch Mikrodepots brauchen Platz, der in dicht bebauten Stadtteilen nur sehr begrenzt vorhanden ist. Auch müssen LKW die Waren zu den Depots bringen. In Innenstädten besteht dazu noch das Problem, dass im öffentlichen Raum stehende Container nicht ins Stadtbild passen (Nachhaltigkeitsstudie Innenstadtlogistik).

Zulieferung über den öffentlichen Nahverkehr

Also wäre es sinnvoll, die Container-Boxen an einem zentralen Verteildepot außerhalb der Kernstadt zu beladen und dann mit dem öffentlichen Nahverkehr zu den Micro-Hubs zu fahren, wo sie von Lastenrädern übernommen werden. Für eine solche Nutzung der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur spricht sich auch Timm Fuchs, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes: “Damit könne nicht nur die Verkehrsbelastung auf den Straßen am Tage verringert, sondern es könnten auch Emissionen vermieden werden,” denn rund ein Drittel der Emissionen in den Städten stammt aus dem Güterverkehr” (Deutsche Verkehrs Zeitung).

Paketzustellung mit Seilbahn und Lastenrädern

Die STADTGESTALTER schlagen daher basierend auf der von ihnen entwickelten Idee eines Seilbahnnetzes für den Bochumer Süd-Osten vor, die Seilbahn für den Transport von einem zentralen Verteildepot zu den Seilbahnstationen einzusetzen, die dann als Micro-Hubs dienen können.

Das Verteilzentrum, könnte zum Beispiel auf dem Gelände des Güterbahnhofs Langendreer oder den ehemaligen Opelflächen, heute Mark 51°7 errichtet werden. Auf dem Geländes des Güterbahnhofs bestünde sogar ein Gleisanschluss.

Die KEP-Dienstleister würden ihre Sendungen an das Vertreilzentrum liefern, dort würden diese auf entsprechende Containerboxen aufgeteilt, die dann per Seilbahn just in time zu den Stationen, Innenstadt, Harpen/ Ruhrpark, Laer/ Mark 51°7, Ruhr-Universität/Hochschule und Witten gefahren würden (Micro-Hubs und Verteilgebiet). Der Transport kann über eigene Transportgondeln erfolgen, die auf 2 Etagen mit bis zu 20 Containerboxen beladen werden könnten (Bild Transportkabine) oder über Personenkabinen, die dann aber nur max. vier Containerboxen und keine Personen aufnehmen könnten.

Der Transport zu den Seilbahnstationen, die als Micro-Hubs dienen, erfolgt just-in-time, damit an den Stationen keine großen Lagerflächen vorgehalten werden müssen. Kommen die Lastenfahrräder zurück zum Micro-Hub, werden die neuen Containerboxen vom Verteilzentrum dorthin geschickt, damit die leeren Boxen direkt nach Ankunft der Räder beim Hub durch volle ersetzt und die leeren Containerboxen mit der Seilbahn zum  Verteilzentrum zurückgefahren werden können.

Möglich wäre auch, dass Geschäftsleute der Innenstadt dieses Liefersystem ganz oder teilweise für ihre Anlieferung nutzen. Die Geschäfte könnten ihre Waren mit Ausnahme von sperrigen Gütern von den Speditionen zum Verteilzentrum liefern lassen, damit diese von dort mit der Seilbahn in die Innenstadt gefahren werden, um von dort mit Lastenrädern der Stadtlogistik bei den Geschäften angeliefert zu werden. Die Kosten für eine solche Anlieferung müssten die Geschäfte übernehmen. dafür würden die Anlieferfahrzeuge aus der Fußgängerzone verschwinden. Auch müsste es spezielle Lastenradfahrer geben, die die erforderliche Stadtlogistik übernehmen. Organisiert werden könnte ein solches Lieferkonzept über Bochum-Marketing.

Besteht das Seilbahnnetz, ist die Beförderung der Containerboxen neben der Personenbeförderung ohne Probleme möglich. Ein Verteilzentrum mit Seilbahnstation ist aufzubauen, Transportkabinen sind anzuschaffen, die Seilbahnstationen sind mit Ladehilfen bzw. einem Ladeplatz für eine Transportkabine und Lastenräder auszurüsten. Da die Containerboxen über Rollen verfügen, lassen sie sich leicht an den gewünschten Ort schieben, Hubwagen, Gabelstapler oder ähnliches sind an den Seilbahnstationen nicht erforderlich.

Für die KEP-Dienstleister bedeutet das System eine deutliche Kosteneinsparungen. Neben den Kostenvorteilen von Lastenrädern ggü. Transportern, wird die Lagerfläche minimiert. Diese muss nur zentral im Verteildepot vorhanden sein, nicht aber an den einzelnen Micro-Hubs der Seilbahnstationen. Die Verteilung der Sendungen wird an einem Verteilzentrum gleich für 6 Micro-Hubs vorgenommen. Statt 6 Microverteilzentren, muss nur ein Verteildepot betreiben werden. Wichtig ist dass alle KEP-Unternehmen dasselbe Verteilzentrum gemeinsam nutzen.

Im Ergebnis bedeutet das dargestellte Konzept, eine Stadt, die ein Seilbahnnetz für die Personenbeförderung errichtet, baut die Verkehrsinfrastruktur für den Gütertransport über die Seilbahn quasi gleich mit Durch Nutzung der Seilbahn in Verbindung mit dem Einsatz von Lastenrädern kann die Stadt die Belastung durch Pakettransporter minimieren. In Bochum könnte bei Realisierung des von den STADTGESTALTERn vorgeschlagenen Seilbahnnetzes im gesamten Süd-Osten der Stadt die Zustellung von KEP-Leistungen über die Seilbahn und Lastenräder erfolgen (Micro-Hubs und Verteilgebiet).

Dazu haben Güter-Seilbahnen in Bochum Tradition. Bis in die 60er Jahre haben die Zechen in Bochum Seilbahnen zur Güterbeförderung, betrieben, mindestens 13 Strecken. Würden in Bochum wieder Güter mit der Seilbahn befördern, würde man dieser Tradition ein weiteres Kapitel hinzufügen.

Volker Steude
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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