Opel: Lohnverzicht oder das Werk Bochum schließt Ende 2014

Nach der spontanen Betriebsversammlung stellte sich Rainer Einenkel den Fragen der Journalisten vor dem Werkstor 4.
  • Nach der spontanen Betriebsversammlung stellte sich Rainer Einenkel den Fragen der Journalisten vor dem Werkstor 4.
  • hochgeladen von Ernst-Ulrich Roth

Als „Erpressung“ und „Kriegserklärung“ charakterisierte Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel die im Renaissance-Hotel gelaufenen Verhandlungen vor den Opelanern bei einer spontanen Betriebsversammlung am Tor 4. „Der Vorstand verlangt, dass wir auf alle Tariferhöhungen verzichten. Dann dürfen wir zwei Jahre länger (bis 2016) den Zafira bauen. Und solange Opel Verluste schreibt soll es deutschlandweit keine Tariferhöhungen geben.“ Auf diese Forderungen wolle man nicht eingehen. Rainer Einenkel forderte die Auszahlung der ausgehandelten 4,3-prozentigen Lohnerhöhung, des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes. Man werde nicht mit Verzicht die Kosten für Werksschließungen bezahlen. Er verlangte vom Management Zukunftskonzepte für alle deutschen Standorte.

40 Jahre ist Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel bei Opel beschäftigt und hat so manchen „Sturm“ erlebt. Nach dem Treffen mit dem Management war ihm die Enttäuschung und der Ärger deutlich anzumerken. Besonders verärgert hat ihn der Tagungsort, ein Bochumer Hotel und nicht das Werk. „Sie können Euch nicht ins Gesicht sehen“, rief er den Opelanern der Mittagsschicht am Tor 4 zu.

„Wir haben nicht verhandelt. Was hier geschieht ist ein Tarifbruch, ein Verstoß gegen die Würde der Menschen, die hier arbeiten. Es ist eine Sauerei, wie man hier mit den Menschen umgeht“, wurde er deutlich. „Und es ist illegal, denn die Entscheidung, ein Werk zu schließen, muss dem Aufsichtsrat mitgeteilt werden, was nicht geschehen ist. Darauf angesprochen erklärte das Management, man habe es einfach vergessen und werde es bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am Donnerstag nachholen.“

„Wir fordern für alle deutschen Werke eine Zukunft “, so Rainer Einenkel weiter. Man habe das Management nach einer Beschäftigungsgarantie über 2016 hinaus gefragt. Fragen nach einer Komponentenstrategie gestellt sowie nach einem Abfindungsprogramm. Und auch Fragen nach Altersteilzeitmodellen aufgeworfen. Doch das Management habe keine Antworten gehabt. Für Rainer Einenkle und den Bochumer Betriebsrat ist das vom Management ins Feld geführte Projekt „Perspektive Bochum 2022“ kein Konzept für die Zukunft. „Der Mocca muss nach Bochum kommen“, rief er den Opelanern zu. „Wir lassen uns das Werk nicht kaputt machen.“

Obwohl der Vorstand damit droht, alle Gespräche zu beenden, wenn die ausgehandelte Tariferhöhung ausgezahlt wird – und damit das Aus für den Opel-Standort Bochum Ende 2014 feststünde – Betriebsrat und Belegschaft sind einig. „Die Tariferhöhung muss ausbezahlt werden“, so Rainer Einenkel. „Es geht nicht um die 4,3 Prozent. Es geht um die Symbolik. Wir haben mit der Stundung unseren Beitrag zur Sicherung der Arbeitsplätze geleistet.“ Man wolle jetzt nicht auch noch die eigene Beerdigung bezahlen.

Belegschaft und Betriebsrat setzten alle Hoffnungen auf die Solidarität der Opelaner aller Standorte für eine gemeinsame Zukunft der Marke Opel und die der Menschen in der Region. 45.000 Menschen seien direkt oder indirekt allein vom Bochumer Werk anhängig rechnete Rainer Einenkel vor. Und ein erstes Zeichen der Solidarität soll nun - nach drei abgesagten Jubiläumsveranstaltungen - am 3. März gesetzt werden. Gewerkschaften, Kirchen, Industrie- und Handelskammer, Kunstschaffende, Vereine, Firmen, Handwerksbetriebe und Organisationen hätte ihr Kommen schon zugesagt.

Nach jeder Verhandlungsrunde wird der Bochumer Betriebsrat die Belegschaft während der Arbeitszeit informieren. "Sie müssen spüren, was es heißt, wenn hier in Bochum kein Zafira vom Band läuft", so der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel.

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Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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