Opel-Betriebsrat informierte die Belegschaft unter freiem Himmel

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Über 1.000 Opelaner trafen sich unter freiem Himmel am Tor 1, um sich über ihre berufliche Zukunft zu informieren. Es war eine ruhige, sachliche Atmosphäre, keine Fahnen wehten und die Trillerpfeifen blieben still. Von Streik war keine Rede. Nach vier Stunden gingen die Opelaner dann wieder an die Arbeit.

Der Himmel zeigte sich in tristem Grau, als pünktlich um 12 Uhr Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel vor die Belegschaft trat. „Wir werden am Montag die Verhandlungen in der Einigungsstelle aufnehmen. Gemeinsam haben wir mit dem Vorstand vereinbart, über die Zukunft der Getriebefertigung zu verhandeln, über ein Abfindungsprogramm für all jene, die gehen wollen und können, über eine Transfergesellschaft sprechen und darüber, wie lange die Fahrzeugproduktion in Bochum noch läuft. Es soll ergebnisoffen verhandelt werden. Auch über das Werk III, das Warenverteilzentrum soll gesprochen werden“, so der Betriebsratsvorsitzende.

„Der Vorstand hat in der vergangenen Woche nicht nur den Themen zugestimmt, sondern auch die Mitglieder der Einigungsstelle benannt, ebenso der Betriebsrat. Zwei Tage später kam dann die auch für uns überraschende Nachricht aus Rüsselsheim, dass der Zafira ab 2015 im Stammwerk gebaut werden soll“, berichtete Rainer Einenkel. Der Vorstand habe wohl bemerkt, welche Fehler er bei der Festsetzung der Verhandlungsthemen in der Einigungsstelle gemacht habe. Und mit Blick auf das Kommunikationschaos rund um das Warenverteilzentrum – erst sollte es 2014 schließen, jetzt bleibt es bis 2016 erhalten – zitierte der Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel Auto-Papst Ferdinand Dudenhöfer, der von einem „Irrenhaus“ bei Opel sprach und setzte mit „Chaosmanagement“ noch einen darauf.

Dann machte Rainer Einenkel folgende Rechnung auf: „Wenn man in Rüsselsheim den Zafira bauen will, muss man für zwei Jahre rund 100 Millionen Euro investieren. Und das für eine geringere Stückzahl. Dafür will man ein ganzes Werk vernichten.“ (Das Zafira-Modell läuft 2016 aus und das Management rechnet im Vorfeld mit stetig sinkenden Verkaufszahlen.)

In den Veröffentlichungen der vergangenen Wochen sieht Rainer Einenkel den gezielten Versuch, den Betriebsrat zu diskreditieren und die Belegschaft zu spalten.

Doch Rainer Einenkel sieht die Rüsselsheimer in der Verantwortung, die Pläne des Opel-Vorstandes zu verhindern. Im Stammwerk dürfe, wie vom Rüsselsheimer Betriebsrat einst versprochen, kein Zafira vom Band rollen. „Am 10. Juli auf der Betriebsversammlung kann der heutige Gesamtbetriebsratsvorsitzende und damalige Rüsselsheimer Betriebsratsvorsitzende erklären, dass man nicht hilft, das Bochumer Werk zu schließen“, so Rainer Einenkel. „Die Produktion bleibt hier. Wir haben die Schnauze voll von Missverständnissen sei es durch Pressesprecher oder durch den Opel-Vorstand. Wir werden einem Vertrag ohne Perspektiven nicht zustimmen. Wir wollen Sicherheit haben und ein Gesamtpaket verhandeln. Das Management hat einen Höllenrespekt vor der Einigungsstelle, denn es kann ein besseres Ergebnis herauskommen als im Kapitulationsvertrag angeboten.“

Immer wieder forderte Rainer Einenkel den Opel-Vorstand auf, die vielen offenen Fragen zu beantworten. Da der Werkschef der Vertreter vor Ort sei, solle er aus dem Büro kommen und sich der Belegschaft stellen. Und es gab ein Signal. Werksdirektor Manfred Gellrich sei bereit mit der Belegschaft zu reden, aber nur in einer Werkhalle, nicht unter freiem Himmel. „Warum sollen tausend Menschen in ein Werkhalle ziehen, wenn sie hier vor der Tür stehen?“ fragte einer der Redner nach Rainer Einekel.

In den verschiedenen Redebeiträgen wurde die Solidarität der Belegschaft mit dem Betriebsrat deutlich. Man werde eine Spaltung nicht zulassen und man könne die Belegschaft nicht brechen, so der Tenor. „Wir Bochumer Opelaner müssen Selbstvertrauen haben und Vertrauen zueinander und untereinander haben. Dann bestimmen wir den Takt“, so einer der Redner.

Trotz der angespannten Situation, von Streik war nicht die Rede. Man habe andere kreative Möglichkeiten, so Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel, um auf die jeweilige Situation angemessen zu reagieren. Schon am kommenden Dienstag will sich die Belegschaft wieder treffen, um sich über den Fortgang der Verhandlungen in der Einigungsstelle zu informieren.

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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