Offener Brief: Oberbürgermeister Eiskirch, nehmen Sie geflüchtete Menschen des Seenotrettungsschiffes Lifeline auf!

Der folgende offene Brief wurde gestern Abend von treff.asyl Bochum an den Bochumer Oberbürgermeister geschickt und veröffentlicht:

Offener Brief:

In diesen Zeiten braucht es solidarische und verantwortungsvolle Taten!
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Eiskirch,
sehr geehrte Verantwortliche in Politik und Stadtverwaltung,
nehmen Sie geflüchtete Menschen des Seenotrettungsschiffes Lifeline auf!

Viele Bochumer Bürger*innen haben die Odysee des Seenotrettungsschiffes Lifeline verfolgt: Sechs Tage lang wurde dem Rettungsschiff verwehrt, mit 224 aus Seenot geretteten Menschen an Bord einen sicheren Hafen anzulaufen. Anstatt zügig die dringend benötigte medizinische Versorgung zu gewährleisten, hat der Friedensnobelpreisträger Europa in Kauf genommen, dass Schutzsuchende wenige Kilometer vor der Küste sterben.

Diese Demonstration europäischer Abschottungspolitik ist zynisch. Mehrere Städte – darunter etwa Barcelona, Berlin und Hamburg – erklärten ihre Bereitschaft, Passagiere des Schiffes aufzunehmen. Sie beweisen somit, dass verantwortungsvolles und menschliches Handeln möglich ist.

Wir fordern die Stadt Bochum dazu auf, sich diesen solidarischen Städten anzuschließen. Auch Bochum muss sich dazu bereit erklären, fliehende Menschen von Rettungsschiffen wie der Lifeline aufzunehmen! Setzen Sie sich mit aller Kraft und auf allen politischen Ebenen gegen mögliche bürokratische Hürden ein, die so einer Lösung angeblich im Weg stehen!
Seit Jahren zeigen Menschen in Bochum ein beispielhaftes Engagement für Geflüchtete. Inzwischen stehen in unserer Stadt mehrere Unterkünfte bereits längerfristig leer, weitere werden umgenutzt. Aufgrund der Vereinbarung mit dem Land NRW über die Einrichtung der Flüchtlingsregistrierungsstelle LEA übernimmt die Stadt Bochum aktuell für 1.000 Geflüchtete weniger Verantwortung als andere Städte gleicher Größe. Bochum hat sogar bereits zur Flüchtlingsunterbringung angemietete Wohnungen bei der VBW gekündigt – angeblich, weil sie nicht mehr gebraucht werden.

Bochum kann also helfen. Diese Möglichkeit der Solidarität und humanitären Verantwortung gegenüber schutzsuchenden Menschen muss die Stadt nutzen.

Wir fordern Sie auf: Setzen Sie sofort ein Zeichen gegen das europäische Versagen und das Sterben im Mittelmeer! Wer Solidarität und soziale Verantwortung in der Gesellschaft wünscht, muss sie auch vorleben. Die Chance ist da: Die Stadt Bochum hat gemeinsam mit den nach wie vor starken ehrenamtlichen Netzwerken die Möglichkeit und Verantwortung, hier ein wichtiges Zeichen zu setzen, das den Betroffenen ganz real hilft.

Mit hoffnungsvollen Grüßen,

Treffpunkt Asyl Bochum

Autor:

Michael A. Niggemann aus Bochum

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