Müssen Pflegebedürftige Schmerzen leiden?
Durch die Presse ging die Nachricht, dass pflegebedürftige Menschen in Altenheim unter Schmerzen leiden, da diese nicht ausreichend bzw. gar nicht mit Schmerzmitteln versorgt werden. Besonders groß ist die Unterversorgung bei an Demenz bzw. Alzheimer leidenden Bewohnern. Hier will man das Pflegepersonal entsprechend schulen.
Bei der Unterbesetzung von Personal in Pflegeeinrichtungen bringt m.E. auch eine Schulung nichts, da gerade Patienten mit Demenz bzw. Alzheimer ihre Schmerzen gar nicht ausdrücken können und daher ein über Tage angelegtes Schmerzprotokoll erstellt werden muss, um an der Gesichtsmimik des Patienten Schmerzen bzw. die Intensität der Schmerzen zu erkennen. Bei der generellen Unterbesetzung bzw. nicht ausreichend vorhandenem Pflegepersonal erscheint mir das unmöglich. Wie bitte schön soll eine Pflegekraft auch noch die Zeit finden, ein derartiges Schmerzprotokoll zu erstellen, wenn sie generell schon mit der Versorgung bzw. Pflege von Menschen täglich an die Grenze der Belastbarkeit geführt wird?
Wenn mir gegenüber eine in einem Alten- und Pflegeheim arbeitende Pflegekraft, die nur den dortigen Nachtdienst verrichtet, sagt, dass sie gemeinsam mit einer Kollegin, also zu zweit, in der Nacht für 5 Stationen zuständig ist, dann frage ich mich, ob eine ausreichende Pflege da überhaupt noch gewährleistet ist und zum Anderen, wie sich die in diesem Bereich extrem hohen Pflegekosten rechtfertigen. Wie soll bitte schön eine Pflegekraft, die mit einer Kollegin für 5 Stationen zuständig ist noch in der Lage sein, Schmerzen bei Pflegebedürftigen zu erkennen, bzw. bei Demenz- und Alzheimer Patienten, die größtenteils gar nicht in der Lage sind, ihre Schmerzen zu artikulieren, ein Schmerzprotokoll erstellen?
Solange wir in unseren Alten- und Pflegeheimen das dortige Personal nicht aufstocken, also ausreichend Pflegekräfte einstellen, kann m.E. noch nicht einmal eine minimale Grundversorgung der dort aufgenommenen Patienten, geschweige denn, eine ordentliche Schmerztherapie verordnet bzw. durchgeführt werden.
Dazu kommt noch, dass in Personallisten von Alten-, Pflegeheimen und auch Krankenhäusern Personal geführt wird, dass selbst erkrankt ist, sich in Mütterzeit befindet oder Urlaub hat, d.h. auf dem Papier ist Personal ausreichend vorhanden, allerdings nicht in der Realität. Von dem jetzt tatsächlich zur Verfügung stehenden Personal muss nur noch ein Krankheitsfall eintreten und die Unterversorgung der Patienten ist nicht mehr zu stoppen! Hier kann und muss m.E. Abhilfe geschaffen werden durch Aufstockung von qualitativ ausgebildeten Pflegekräften. Es kann nicht sein, dass eine permanente Unterversorgung von Pflegenden gegeben ist und das Pflegepersonal seiner pflegerischen Arbeit gar nicht mehr nachkommen kann, da dafür gar keine Zeit mehr vorhanden ist. Besonders in Alten- und Pflegeheimen leidet dadurch der Kontakt zum Bewohner bzw. Patienten.
Autor:Marion Kamerau aus Bochum |
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