Montagsdemonstrantin half einer hochwassergeschädigten Familie

Das Motto der Montagskundgebung war die Situation von Hartz IV - Empfängern und anderen Menschen mit geringem Einkommen, die durch die Hochwasserkatastrophen in Süd- und Ostdeutschland betroffen sind. Mit über 20 Personen war die Kundgebung besser besucht als in der letzten Woche.

Einer der Moderatoren leitete die Diskussion ein: "Viele Menschen haben durch die schrecklichen Überflutungen in Ost- und Süddeutschland große Teile ihrer Habe verloren bzw. ihre Existenzgrundlage wurde total vernichtet. Auch in Bochum gab es gebietsweise schwere Schäden durch Hochwasser. Obwohl es staatliche Soforthilfen für die Hochwassergeschädigten gibt, ist die Lage besonders für die Bedürftigen besonders schlimm. Gibt es konkrete Beispiele aus Bochum?"

Eine Montagsdemonstrantin meldete sich: "Ich kenne zwar keinen Fall aus Bochum, war aber in der letzten Woche in Fischbach, einem besonders vom Hochwasser betroffenen Dorf in Ostdeutschland nahe Magdeburg. Die Schäden sind dort enorm. Sämtliche Gegenstände, die in den Kellern waren, sind unbrauchbar. Selbst Wohnungen wurden überflutet. Nachdem das Wasser zurückgegangen ist, kämpfen die Bewohner gegen Schmutz und Schlamm. Die Nachfrage nach Bautrocknern ist riesig, denn überall sind die Wände durchnässt. Ich habe einige Kleidungsstücke, Schuhe und Spielzeug zu Spendenzwecken mitgenommen und konnte einer Familie, die absolut vor dem Nichts stand, notdürftig helfen. Ein Mann war tagelang in Stiefeln und benötigte dringend Schuhe".

Ein Redner informierte: "Ich habe im Internet recherchiert. Soforthilfen für vom Hochwasser Betroffene dürfen nicht auf das ALG II oder die Grundsicherung angerechnet werden. Bei Totalverlust des Hausrates gibt es zwar auf Antrag eine Erstausstattung, das ganze Verfahren ist jedoch langwierig. In dieser Zeit müssen die Betroffenen oft menschenunwürdig in Notunterkünften ausharren. Der Haken an der Sache: Die Erstausstattung gibt es nur, wenn keine Versicherung zahlt. Welcher Bedürftige kann sich denn eine solche Hausratversicherung leisten? Selbst 10,00 Euro Montagsbeitrag sind von den unzureichenden Regelbedarfen nicht aufzubringen".

"Nicht nur Bedürftige sind von solchen Katastrophen betroffen, sondern auch kleine Gewerbetreibende, Selbstständige und nicht zuletzt die Bauern. Meistens greift auch hier die Versicherung nicht, so dass dieser Personenkreis neben der staatlichen Soforthilfe sogar Hartz IV beantragen muss. Für Naturkatastrophen sollte der Staat Rettungsschirme vorhalten und nicht für die Großbanken", hieß es in einer weiteren Wortmeldung.

Ein anderer Redner sagte: "Durch den weltweiten Ausstoß des CO2 heizt sich die Atmosphäre weiter auf, dadurch wird auch mehr Feuchtigkeit von der Luft aufgenommen. Bei Abkühlung kondensiert sich diese Feuchtigkeit zu mächtigen Wolkengebilden, aus denen dann oft Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen entstehen. Daher ist die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien eine absolute Notwendigkeit. Wir können es nicht mehr hinnehmen, dass wenige Energiekonzern dieses aus Profitgründen blockieren! Anstatt mehr Solaranlagen oder Wasserkraftwerke zu bauen, setzt die Energielobby weiter auf fossile Energien oder - im Ausland - sogar den Bau neuer Kernkraftwerke!"

Eine Rednerin ergänzte: "Auch die weltweite Vernichtung der Regenwälder, Flussbegradigungen und unsinnige Staudammprojekte tragen zur Klimaveränderung bei".

Zwischenzeitlich wurde ein Montagsdemolied gesungen, da der Gitarrist wieder anwesend war.

"Als Sofortmaßnahme gegen weitere Hochwasserschäden müssen die Flüsse Überflutungsflächen haben, daher sollte nicht mehr in der Nähe eines Flusses neu gebaut werden. Notfalls müssen für solche Flächen Landwirte enteignet werden", argumentierte eine Rednerin.

Alle Montagsdemonstranten lobten die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung für die Flutopfer und die gegenseitige Hilfe der Betroffenen in Ost- und Süddeutschland, aber auch in Bochum.

In Zusammenhang mit den erneuerbaren Energien bzw. den Befreiungsanträgen zahlreicher energieintensiver Unternehmer für die EEG-Abgabe steht die nächste Strompreiserhöhung ins Haus. Dagegen protestiert die Montagsdemo am kommenden Montag.

Diesmal endete die Kundgebung wie üblich mit der Abschlusshymne.

Die Moderatoren
Ulrich Achenbach
Christoph Schweitzer

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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