Montagsdemo und Bähbürger unterstützen Bewohner des St.Antonius-Stift für ihr Bleiberecht

Montagsdemonstranten bei ihrem Besuch im St. Antonius-Stift
  • Montagsdemonstranten bei ihrem Besuch im St. Antonius-Stift
  • hochgeladen von Ulrich Achenbach

Vor einigen Wochen haben Vertreter des Heimbeirats vom St. Antonius-Stift gemeinsam mit der Bochumer Montagsdemo für ihr Bleiberecht in dieser Einrichtung bis zur Fertigstellung des Neubaus protestiert. Die Erlaubnis zur Nutzung des bisherigen Provisoriums als Altenpflegeheim ist zum 31.5.2013 erloschen Ein Antrag des Heimträgers, der Kath. Kirche, an das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen auf einstweilige Anordnung, die Verlegung der Bewohner zu stoppen, wurde vom Gericht abgelehnt. Zwar legte der Träger jetzt Berufung gegen dieses Urteil ein, das hat aber keine aufschiebende Wirkung zum Verbleib der Heimbewohner. Diese unschuldigen, kranken Menschen haben zu Unrecht die Folgen einer verschleppten Baugenehmigung zu tragen.

Einer der Moderatoren leitete die Diskussion ein: "Es kann nicht hingenommen werden, dass auf dem Rücken wehrloser Menschen Fehler Dritter ausgetragen werden. Ob für die Baugenehmigung des Neubaus Unterlagen fehlten oder ob die Baubehörde geschlampt hat, spielt überhaupt keine Rolle. Wichtig ist das Schicksal jedes einzelnen Heimbewohners. Ich begrüße Vertreter der BÄH-Bürger, die sich ebenfalls für die Rechte der Bewohner des St. Antonius-Stifts einsetzen".

"Viele Heimbewohner wurden gegen ihren Willen bereits in andere Heime erlegt", erläuterte der BÄH-Bürger", zur Zeit sind in der Einrichtung noch 25 Bewohner. Alle sind durch die Ereignisse der letzten Tage physisch und psychisch sehr angeschlagen. Ursprünglich wollte eine Vertreterin des Heimbeirats zur Montagsdemo kommen, war dazu aber gesundheitlich nicht in der Lage. Die jetzt noch verbliebenen Bewohner der Einrichtung wollen auf jeden Fall dort bleiben. Sie brauchen dringend moralische Unterstützung von außen".

"Es ist ein Skandal, wie mit alten Menschen umgegangen wird", meinte eine Rednerin, "anscheinend zählen Gesetze mehr als Menschenleben. Wenn angeblich so schwere Brandschutz- und Hygienemängel in diesem Hause vorhanden sind, warum durfte dann das Antonius-Stift von der Bessemer Str. (ursprünglicher Sitz) in dieses Gebäude einziehen???" Ein Redner ergänzte: "Seit 2008 wird dieses Haus schon als Altenpflegeheim genutzt, auf einmal sollen dort so gravierende Mängel herrschen?"

Der BÄH-Bürger schilderte daraufhin: "Eine hochbetagte Frau - die nicht dement war und sich noch gut mit ihrem Rollator fortgewegen konnte - sollte bereits gestern in ein anderes Heim verlegt werden. Die alte Dame reagierte mit einem Ohnmachtsanfall auf die bevorstehende Verlegung. Zudem war nicht einmal die Betreuung dieser Bewohnerin anwesend. Der Fahrer des Krankentransporters weigerte sich daraufhin, diese Frau zu befördern, da unmittelbare Lebensgefahr bestand. Doch die anderweitige Unterbringung ist nicht vom Tisch. Bereits morgen soll die Verlegung im Beisein der Betreuerin von dieser Frau stattfinden. Wir werden alles versuchen, dies zu verhindern. Diese Senorin ist im Übrigen heute 100 Jahre alt geworden".

Für die Montagsdemo war es selbstverständlich , dieser Jubilarin Glückwünsche zu übermitteln. Spontan wurde eine Glückwunschkarte sowie ein Blumenstrauß gekauft. Es gab noch viele weitere Redebeiträge zu dem Thema St. Antonius-Stift und einhellig wurde der Umgang mit diesen alten Menschen auf das Schärfste verurteilt.

Nach einem Montagsdemolied wechselte das Thema zu den aktuellen Ereignissen in der Türkei. Dort gehen viele Tausend Menschen auf die Straße, um gegen die Politik Erdogans zu protestieren. "Ähnlich wie bei Stuttgart 21 richteten sich die Demonstrationen zunächst gegen die Abholzung von Bäumen und die Ansiedlung eines Einkaufszentrum in einem Park in Istanbul. Später weiteten sich die Proteste auf viele Städte in der Türkei aus und wandten sich gegen die Politik Erdogan, der eine islamisch-konservative Herrschaft anstrebt", äußerte sich ein Redner. "Erdogan hat bewußt eine frühere Einladung nach Deutschland abgelehnt, weil er genau wusste, dass ihm eine große Protestwelle entgegenschlägt", sagte ein weiterer Redner. Es folgten noch einige Wortmeldungen, bevor die Kundgebung mit der Abschlusshymne endete.

Einige Montagsdemonstranten sowie zwei BÄH-Bürger überbrachten den Blumenstrauß und die Gratulation der Bochumer Montagsdemo direkt an die 100jährige. Weil diese Dame verständlicherweise sehr müde war, nahm einer der Pfleger die Glückwünsche der Montagsdemo entgegen. Ebenfalls wurde noch ein Foto mit zwei Montagsdemonstranten in der Einrichtung gemacht (siehe oben im Text).

Aus Solidarität mit den Bewohnern des St. Antonius-Stift gibt es an nächsten Montag nach der Auftaktkundgebung am Husemannplatz einen Demonstrationszug durch die Kortumstr., der Kerkwege und dem Marienplatz bis vor die Einrichtung St. Antonius.

Die Moderatoren
Ulrich Achenbach
Christoph Schweitzer

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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