Montagsdemo hat Bedenken gegen Pazifismus

Am vergangenen Montag gab es einen Rückblick auf die Ostermärsche.

Einer der Moderatoren leitete die Diskussion ein: "Die Ostermärsche in Deutschland haben ihren Ursprung von Friedensaktivisten der Internationale der Kriegsdienstgegner War Resisters. Die ersten Demonstrationen in Deutschland fanden am 14.4.58 nach dem Aufrüstungsbeschluss des Bundestages vom 25.3.58 in mehreren Großstädten wie z.B. Bremen, München, Dortmund und Essen statt. Der Protest richtete sich gegen die Wiederbewaffnung der Bundeswehr und den nuklearen Waffen. Seit den 60er Jahren gab es regelmäßig Ostermärsche, sie wurden jedoch 1970 wegen einer internen Spaltung der Ostermarschbewegung eingestellt, flammten jedoch 1979 wieder auf, als es um den Nato-Doppelbeschluss für die Neutronenbombe ging. Heute richtet sich der Protest vor allem gegen deutsche Waffenexporte und den Einsatz von Drohnen. Bestimmt war jemand von den Montagsdemonstranten beim Ostermarsch und kann darüber berichten".

Eine Rednerin meldete sich: "Ich war bei den Aktionen des Ostermarsches in Bochum-Langendreer. Nach einem ökumenischen Gottesdienst zogen ca. 200 Menschen (Radfahrer und Fußgänger) weiter in Richtung Dortmund. Zahlreiche Friedensorganisationen ,aber auch Parteien und Einzelpersonen beteiligten sich an dem Protestzug. Das Motto war 'Frieden schaffen ohne Waffen'. Das ist jedoch leider nicht zu verwirklichen. Faschistische Organisationen wie aktuell die IS könnten dann ungebremst ihren Terror weiter verbreiten. Pazifismus kann die weltweiten Konflikte nicht lösen. In Kobane/Syrien konnten sich die kurdischen Freiheitskämpfer nur mit Waffen von der Belagerung durch die IS-Miliz befreien. Hier hebe ich noch einmal den Einsatz der mutigen Frauen hervor. Der Einsatz von Waffen ist nicht zu vermeiden, wenn es um die Befreiung von unterdrückten Völkern geht".

"Es gibt Kriegsschauplätze, die in der Öffentlichkeit nicht so bekannt gemacht werden. Dazu gehört die Belagerung von einem Stadtteil in Damaskus durch die IS. Hier halten sich ca. noch 16.000 Flüchtlinge, u.a. Palästinenser, auf. Die meisten sind schon geflohen. Die irakische Armee sieht tatenlos zu, obwohl sie in der Nähe der IS-Stellungen ist. Das beweist die Zusammenarbeit zwischen der Armee und den IS-Terroristen".

"Die meisten weltweiten Konflikte werden durch Einfluss der Waffenlobby angezettelt, genau da muss man ansetzen", hieß es in einer weiteren Wortmeldung.

Einer der Moderatoren sprach die Annäherung der USA an Kuba an: "Obama und Castro trafen sich, um Gespräche über die Beziehungen zwischen Kuba und der USA führen. Die USA will zwar Kuba von der Liste der terroristischen Länder nehmen, aber an den Sanktionen gegen Kuba soll sich nichts ändern. Obama hat auch nicht die Kompetenz, die Sanktionen aufzuheben. Diese neuen Beziehungen zwischen den beiden Staaten ist daher sehr skeptisch zu sehen". Eine Passantin antwortete darauf: "Es ist schon gut, wenn die beiden Staatsvertreter miteinander reden. Da darf man nicht gleich negative Hintergründe vermuten".

Ebenfalls wurde der jüngste Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Ostdeutschland stark verurteilt. Eine Frage eines Redners "Ist Deutschland vielleicht wieder auf dem Weg zum Faschismus?" wurde deutlich kritisiert. "Es ist richtig, dass alle faschistischen Parteien und Organisationen verboten werden müssen. Das heißt aber nicht, dass es in Deutschland einen Rechtsruck gibt. Der Widerstand gegen die Neonazis wird immer größer. Das zeigen die vielen Gegendemonstrationen gegen rechtsradikale Versammlungen", erklärte eine Rednerin.

Eine Rednerin wechselte das Thema aus einem aktuellen Anlass: "In Bochum gefährdet ein gewaltbereiter geistig Behinderter die Leute. Er hatte in einem Geschäft Hausverbot und verprügelte deshalb eine Verkäuferin. Anschließend floh er und riss beinahe ein Kind zu Boden. Erst kürzlich ist er aus der städt. Psychiatrie entlassen worden. Anstatt einer Weiterbehandlung kann er ungehindert andere gefährden. Ich frage mich, nach welchen Grundsätzen der sozialpsychiatrische Dienst der Stadt Bochum die Gemeingefährlichkeit von Behinderten einstuft".

Ein Redner entgegnete: "Die Montagsdemo kann ärztliche Gutachten nicht anzweifeln, sie wurden von speziell ausgebildeten Psychiatern erstellt". "Es geht nicht um die Richtigkeit der Gutachten, sondern um eine Kritik mit dem Umgang dieser Behinderten. Auch Ärzte darf man kritisieren, das gehört zur Meinungsfreiheit", informierte ein Moderator.

Zum Ende der Kundgebung wurde noch auf die Aktion gegen TTIP am kommenden Samstag in der Bochumer Innenstadt hingewiesen. Der Widerstand gegen dieses Freihandelsabkommen ist auch Schwerpunktthema der nächsten Montagsdemo.

Da der Gitarrist fehlte, endete die Kundgebung ohne die Abschlusshymne.

Ulrich Achenbach
Moderator

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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