Moltkemarkt auf dem Springerplatz?

Karl Springer | Foto: Ruhr- Echo- Archiv

Ein unappetitlicher Name für einen Delikatessenmarkt- Rückbenennung nach einem preußischen Militaristen

Ich dokumentiere hier eine Pressemitteilung des Bochumer Friedensplenums:

Ein paar Geschäftsleute haben vor einiger Zeit auf dem Springerplatz einen wöchentlichen Delikatessenmarkt eröffnet. Das ganze firmiert unter dem Namen “Moltkemarkt”. Das Bochumer Friedensplenum hat nun auf den Ursprung dieses Namens aufmerksam gemacht. Moltke war ein herausragender Exponent des preußischen Militarismus, nach dem der Platz seit dem Kaiserreich benannt war, “bis ihn der Rat der Stadt 1947 in den Trümmern des 2. Weltkrieges umbenannte zur Erinnerung an den von den Nationalsozialisten ermordeten kommunistischen Bochumer Widerstandskämpfer Karl Springer“. In seiner Ratsanfrage will das Friedensplenum u. a. wissen: “Wird sich die Stadt Bochum deshalb darum bemühen, die Initiatoren des Delikatessenmarktes zu bewegen, diesem einen anderen Namen zu geben? Welche Schritte dazu sind beabsichtigt?” Bei der ganzen Geschichte ist unklar, ob die Verantwortlichen für den Markt dumm oder revanchistisch gehandelt haben. Die Stadt Bochum jedenfalls verhält sich hierzu ahistorisch und peinlich.
Im Webauftritt der Stadt gibt es eine Reihe “Leidens-Wege in Bochum 1933 bis 1945″. Station 10 ist Karl Springer gewidmet. Hier wird kein Bild von Karl Springer veröffentlicht. Stattdessen ist der alte und der neue Moltkemarkt abgebildet. Wer Moltke war und die Umbenennung durch den Rat wird verschwiegen.
Der Bochumer Historiker Dr. Hubert Schneider schreibt in einer sehr bemerkenswerten Stellungnahme: “Politisch ist die Neu- oder Wiederbenennung eines Platzes nach einem preußischen Militaristen nicht zu akzeptieren. [...] Ich kenne keine Diskussion, in der es darum geht, dass man einen Platz – oder einen Teil des Platzes – wieder den Namen geben will, den man aus guten Gründen nach dem Krieg abgeschafft hat. Wenn das tatsächlich passieren sollte, ist das ein Novum in der Nachkriegsgeschichte. Sie wird kein lokalen Ereignis bleiben, sondern sicherlich eine größere Öffentlichkeit auch außerhalb Bochums interessieren.”

Autor:

Christoph Nitsch aus Bochum

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