„Hope“ ist ein Buch über Flucht – und über Bochum als neues Zuhause
Mit Mut und Zuversicht
„Niemand flüchtet freiwillig.“ - Diese häufig gehörte Aussage füllen Moussa und Ibrahima, zwei junge Männer, die aus Guinea geflüchtet und mittlerweile in Bochum heimisch geworden sind, in ihrem jüngst erschienenen Buch „Hope. 9.000 km auf der Flucht“ mit Leben.
Abgefasst haben die beiden den zum Teil durchaus auch humorvollen Text gemeinsam mit Elise Märkisch, die zusammen mit ihrem Ehemann Jürgen die ehrenamtliche Vormundschaft für die Zwillingsbrüder Moussa und Ibrahima übernommen hat. Dass es den Brüdern überhaupt möglich war, von ihren traumatischen Erfahrungen in Guinea und auf der Flucht zu berichten, ist keineswegs selbstverständlich: Elise Märkisch wusste lange selbst nichts Genaueres über die Lebensgeschichte ihrer Schützlinge. Erst nach drei Jahren fassten sie so viel Vertrauen, dass sie mehr über ihre Vergangenheit erzählen mochten. So ist mit „Hope“ ein Buch entstanden, dass mit zahlreichen Fotos – teilweise aus dem persönlichen Fundus von Moussa und Ibrahima – und Kartenmaterial sehr anschaulich von der Flucht berichtet.
Keine Perspektive in Guinea
Guinea, das wird in den Schilderungen von Moussa und Ibrahima, deren Erinnerungen an ihr Heimatland sich im Detail durchaus unterscheiden, deutlich, bietet für junge Menschen kaum Perspektiven. Das Leben, das Moussa und Ibrahima bis zum 15. Lebensjahr führen, ist von Gewalt, Bildungseinrichtungen, die sich nicht an den Bedürfnissen der Heranwachsenden orientieren, anstrengender körperlicher Arbeit und Hunger geprägt. Beide Eltern sterben an Aids.
So reift in den Jugendlichen der Entschluss zur Flucht nach Europa, obwohl dieses Vorhaben gefährlich und mit enormen Kosten verbunden ist. Dennoch treten sie den Weg nach Italien an. Auf dem Mittelmeer nimmt sich die Hilfsorganisation Sea-Watch ihrer an. Schließlich treten sie den Weg nach Deutschland an, weil sie dort gute Chancen für eine erfolgreiche Integration sehen. Eher zufällig verschlägt es Moussa und Ibrahima nach Bochum, wo sie seit 2016 leben.
Erfolgreicher Weg der Integration
Die jungen Männer haben inzwischen erfolgreich die Schule durchlaufen und bereits 2019 ihre jeweilige Ausbildung begonnen. Die Aussichten, dauerhaft in Deutschland bleiben und eines Tages die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen zu können, stehen gut. Dass der Integrationsprozess bisher so gut gelungen ist, hat – so zeigen Moussa, Ibrahima und Elise Märkisch in ihrem Buch sehr eindrucksvoll – zwei Gründe: Zum einen verfolgen die beiden Brüder ihr Ziel, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen, mit großem persönlichem Einsatz; zum anderen haben viele Institutionen und Einzelpersonen sie dabei unterstützt. Einige von ihnen wie der Kinderschutzbund Bochum, die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum und die engagierte Lehrerin Ilka Neubert werden im Anhang von „Hope“ vorgestellt. Zudem, so geben Moussa und Ibrahima zu bedenken, hätten sie auf der „Willkommens-Welle“ mitschwimmen können, die Deutschland 2015/16 erfasste. Geflüchtete, die später kamen, hatten es da schwerer.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es noch: Paris St. Germain, der Traumclub der fußballbegeisterten Zwillinge, hat noch nicht angeklopft. Aber was nicht ist, kann ja noch werden...
Das Buch
Moussa, Ibrahima, Elise Märkisch: Hope. 9.000 km auf der Flucht (ISBN: 978-3-00-067138-8).
Mehr Informationen gibt es auf: www.hopebuch.de.
Autor:Nathalie Memmer aus Bochum |
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