Krankenhausreform a la Lauterbach
Krankenhausschließungen sind vorprogrammiert

Operationssaal - Notoperation trotz längerer Anfahrtszeiten zur Klinik noch möglich? | Foto: Bild von Stefan Schranz auf Pixabay
  • Operationssaal - Notoperation trotz längerer Anfahrtszeiten zur Klinik noch möglich?
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Nach den Plänen vom Bundesgesundheitsminister Lauterbach sollen kleinere Kliniken zu Gunsten von größeren leistungsfähigeren Krankenhäusern schließen. Dabei schwebt dem Bundesgesundheitsminister vor, dass dann mehrere medizinische Bereiche an einer Stelle vorhanden sind. Bisher können an kleineren Kliniken zwar auch nur bestimmte medizinische Fachbereiche abgedeckt werden, aber es ist in der Regel immer eine Notfallversorgung vorhanden.

Die Tagesschau berichtete am 15.05.24:

Zwischen zwei Kliniken hin- und herpendeln gehört für den Chirurgen Hamid Mofid zum Alltag. Er leitet das Klinikum in Pinneberg in der Nähe von Hamburg und das etwa 15 Kilometer entfernte Krankenhaus in Elmshorn. Je nachdem, wo er gerade gebraucht wird, muss er schnell ins Auto springen, etwa wenn ein Patient im kritischen Zustand ist. Manchmal bis zu dreimal am Tag.

Das soll sich ändern. Die beiden Kliniken sollen zusammengelegt und ein neues größeres Zentralkrankenhaus gebaut werden. Auch um das Personal effektiver einzusetzen, das sie jetzt doppelt bereithalten müssen. Für Operationen, den Dienstplan, Bereitschaftsdienste: An beiden Standorten brauchen sie Personal und Geräte. Schwierigere Eingriffe, etwa bei manchen Krebserkrankungen, machen die Ärzte nur noch an einem der beiden Standorte. Denn je häufiger sie operieren, desto mehr Routine bekommen sie. Eine größere, zusammengelegte Klinik könnte noch mehr Qualität bieten, sagt Mofid. "Diese Vorstellung, man geht in eine sehr ortsnahe Klinik und das ist das Maximale, was man als Patient fordern kann, das ist nicht ganz richtig."

An diesem Beispiel mag der Neubau eines Zentralkrankenhauses vielleicht sinnvoll sein, denn die Distanz zwischen den beiden jetzigen Kliniken beträgt nur 15 km. Aber was ist mit den ohnehin wenigen Kliniken auf dem Lande? Für Herrn Lauterbach sind sogar Wege bis zu 40 Minuten bis nächsten Krankenhaus zumutbar - solche eine Zeitspanne ist selbst für Notarzt-Rettungswagen mit entsprechender medizinischer Ausrüstung zu groß! Bedenke: Mit der Schließung der kleineren wohnortnahen Kliniken ist auch die Notfallversorgung auf dem Lande in Gefahr!

Zwar werden an mehreren dezentralen Standorten von Kliniken mehr Geräte benötigt. Das hier tätige Personal wird aber bei einer Zentralisierung auf Großkliniken dort benötigt, d.h., es müsste komplett von neuen Krankenhausträger übernommen werden. Genau dies ist nicht im Sinne von Lauterbach, "Wir haben die höchsten Ausgaben pro Kopf für Krankenhäuser in Europa", betont Lauterbach immer wieder. "Wir sind aber bei weitem nicht die Besten."Also: Personal muss eingespart werden! Führt das zu mehr Qualität der Behandlungen?

Zudem will Lauterbach weg von der Fallpauschale für die Abrechnung der Krankenhäuser mit der gesetzlichen Krankenversicherung und sie durch eine "Vorhaltepauschale" ersetzen. Das bedeutet, dass Krankenhäuser den Großteil des Geldes dafür bekommen, dass sie qualifiziertes Personal bereithalten, bestimmte medizinische Geräte vorhanden sind oder sie zum Beispiel eine Notaufnahme betreiben. Aus dieser Pauschale geht nicht die Anzahl des qualifiziertem Personal hervor noch welche medizinischen Geräte vorhanden sein müssen. Zwar sollen die Krankenkassen und die Länder ab 2026 je 25 Milliarden Euro erhalten. Ob diese Summe ausreichend ist, steht noch in den Sternen. P.S. Wie verhält sich dieser Betrag zu den Rüstungsausgaben in dreistelliger Milliardenhöhe?

Ganz im Sinne der Regierung äußerte sich der der Intensivmediziner Christian Karagiannidis, Mitglied einer Kommission, die die Regierung bei der Krankenhausreform berät. Die Versorgung  der Menschen in Deutschland ist nicht  in Gefahr ist, wenn durch die Reform auch einige Kliniken schließen müssen. Im Gegenteil, die Versorgung der Patienten könnte sich sogar verbessern, selbst wenn bei einem Notfall die Anfahrt zur Klinik ein wenig länger dauert, meint Karagiannidis. "Wir müssen die Reform so anlegen, dass der Rettungsdienst den Patienten im optimalen Fall genau dahin bringt, wo ihm qualitativ am besten geholfen wird." Längere Anfahrtswege zu Krankenhäusern sind nicht nur für die Patienten nachteilig, sondern auch für die Besucher, die dadurch weniger Zeit bei ihren Angfehörigen verbringen können.

Herr Karagianidis, was ist z.B. bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, wo jede Minute zählt? Was ist mit den Wartezeiten in der Notaufnahme der Zentralkrankenhäuser? Schon jetzt sind sie selbst in Ballungsgebieten sehr lang!

Die Fianzmisere an den Krankenhäusern ist auch hausgemacht: Durch die Einführung einer Sozialversicherungspflicht für alle wären die entsprechenden finanziellen Mittel für die Finanzierung auch kleinerer Krankenhäuser vorhanden! Keine privaten Krankenversicherungen verbunden mit Privilegien! Der Standart von sog. Wahlleistungen muss für alle Patient-innen gelten! Abschaffung der Zwei-Klassen-Medizin!

Noch eines: Durch die Ausbeutung am Arbeitsplatz und damit verbunden dem Dauerstress der Beschäftigten steigt auch die Anzahl der Kranken.

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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