Kostentrickserei: Sanierung Marienkirche wird aufgeschoben

Konzerthaus mit Musikschulalibi | Foto: Bez + Kock Architekten Generalplaner GmbH + eigene Ergänzungen
4Bilder
  • Konzerthaus mit Musikschulalibi
  • Foto: Bez + Kock Architekten Generalplaner GmbH + eigene Ergänzungen
  • hochgeladen von Dr. Volker Steude

Bisher bekannt ist, dass die ursprünglichen Planungen beim Musikzentrum den vorgegebenen Kostenrahmen um ganze 4 Mio. gesprengt haben (Kostenaufstellung Architekten). Auch wurde Gewissheit, dass die Beteuerungen von Kulturdezernent Townsend, die beim Beschluss des Rates vorliegenden Planungen würden den Kostenrahmen einhalten, schlicht unhaltbar gewesen sind. Doch jetzt wird behauptet, die Kosten des Musikzentrums konnten durch Einsparungsmaßnahmen doch noch auf 33,3 Mio. gedrückt werden. Welches Vertrauen können die Bürger dieser neuen Aussage schenken?

Bei näherer Betrachtung zeigt sich leider, dass auch dieses Versprechen niemals einzuhalten ist.

Um die Kostenüberschreitung von 4 Mio. auszugleichen, will man die notwendigen Sanierungsmaßnahmen im Außenbereich an der Marienkirche nur zum Teil durchführen (Präsentation Architekten). So will man auch den Rissschaden am Turm nicht beheben. Beim Bau des „Musikzentrums“ sollen an der Marienkirche nur die allernotwendigsten Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Mindestens 2.9 Mio sollte die Außensanierung der Marienkirche gem. Assmann Gutachten (inkl. Baunebenkosten und MWSt.) kosten, davon die Sanierung des Risses alleine 315.000 Euro. Werden die notwendigen Sanierungsarbeiten jetzt nicht in Angriff genommen, müssen sie zwingend in wenigen Jahren durchgeführt werden. Dies bedeutet, schon in paar Jahren muss die Stadt mehrere Millionen für die jetzt unterlassene Sanierung der Marienkirche aufbringen. Es wird endgültig klar: Bei den versprochenen maximal 2,4 Mio. Eigenanteil aus dem städtischen Haushalt für den Bau des „Musikzentrums“ wird es also mit Sicherheit nicht bleiben.

Darüber hinaus ist das jetzt geplante Vorgehen wirtschaftlicher Unsinn. Die aufgeschobenen Sanierungsmaßnahmen werden für die Stadt aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich teurer ausfallen, wenn sie in wenigen Jahren nachgeholt werden müssen. Die Schäden und der damit verbundene Sanierungsbedarf werden mit jedem Jahr steigen, wo diese nicht behoben werden. Diese Erfahrung hatte die Stadt ja bereits beim Sprungturm Wattenscheid gemacht. Hier verdreifachten sich die veranschlagten Kosten, da man eine rechtzeitige Sanierung ebenfalls unterlassen hat. Auch wird eine Sanierung im Rahmen der jetzigen Bauarbeiten deutlich kostengünstiger ausfallen, als wenn in 2-3 Jahren die Marienkirche für die nachzuholende Sanierung erneut eingerüstet und wieder ein Kran aufgestellt werden muss.

Indem man die Sanierung der Marienkirche im Außenbereich jetzt nicht vornimmt, sondern erst in wenigen Jahren, spart man diese Kosten nicht ein, sondern verschiebt lediglich den Zeitpunkt, zu dem diese anfallen.

Auch andere Maßnahmen können nicht als Sparmaßnahmen bezeichnet werden. Immer deutlicher wird, dass man sich die Fördermittel für das Konzerthaus mit einem Musikschulalibi erschlichen hat.

Nachdem die in den Hochglanzprospekten versprochenen Seminar- und Workshopräume sowie das Education-Center anders als versprochen auch in den jetzigen Planungen nicht zu finden sind (Grundriss-Pläne), ist nunmehr auch der Multifunktionssaal für die Musikschule und die Chöre dramatisch geschrumpft. Waren im Assmann-Gutachten noch 395qm hierfür vorgesehen, sind es jetzt nur noch gerade 280qm.

Auch dass bei der Teilung des Multifunktionssaal in zwei kleine Säle auftretende Problem wird jetzt offensichtlich. Es entstehen zwei kleine Säle mit 135,2 und 72,6qm Größe. Dazwischen muss ein akustischer Pufferraum von 72,6 qm ungenutzt bleiben, weil sonst in dem einen Saal zu hören ist, was im anderen musiziert wird (Plan der Architekten). Auch die Nutzung der beiden kleinen Säle ist begrenzt. Für viele Vorstellungen sind sie zu klein, für Workshops und Seminare dagegen zu groß.

Damit die Kosten im Rahmen bleiben, wird jetzt kaum mehr als ein Konzerthaus für die BoSy gebaut. 86% der Räumlichkeiten sowie der Konzertsaal stehen den BoSy zur Verfügung. Mit 14% müssen sich Musikschule und Chöre zufrieden geben. Dazwischen steht ein praktisch ungenutzer Kirchenraum. Die Veranstalter von Workshops- und Seminaren finden keine Nutzungsmöglichkeiten vor.

Das Gebäude kann das in ihrem eigenen Nutzungskonzept propagierte Ziel nicht erreichen. Es wird keinen Ort für musikalische Bildung und auch keinen Thinktank und Experimentierraum für den Wissenschaftsstandort geben. Dafür fehlt es schlicht an den erforderlichen Räumlichkeiten (Grundriss-Pläne). Das „Musikzentrum“ wird allenfalls ein Ort für erstklassige Konzerte, allerdings nur akustischer Art, denn eine Tonanlage, wie sie für elektronische Musik erforderlich ist, war ohnehin nie Gegenstand der Planungen. Die Idee des „Musikzentrums“ war schon in den bisherigen Planungen kaum wieder zu finden, mit den jetzt vorgelegten Planungen wurde sie endgültig begraben.

Würde man die erforderlichen Räume doch errichten, um das versprochene Nutzungskonzept umzusetzen, dann käme man mit ein paar Mio. Mehrkosten vermutlich nicht aus.

Maßnahmen zur Kostenreduzierungen, die den Kostenanfall nur um wenige Jahre verschieben oder dazu führen, dass das eigentliche Ziel des Vorhabens nicht mehr erreicht werden kann, den Bürgern als bloße Einsparungen zu verkaufen, ist unseriös.

Bürgerbegehren Musikzentrum
Internet http://buergerbegehren-musikzentrum.de/
Facebook http://www.facebook.com/Buergerbegehren.Musikzentrum

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

22 folgen diesem Profil

3 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.