AWO UB-Konferenz Ruhr-Mitte gut besucht
Kindergrundsicherung - mit Chancen

Foto: Copyright von Lutz Gollnick.
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Es wurde Mitte November eingeladen zu einer thematischen Unterbezirkskonferenz des AWO UB Ruhr-Mitte. 50 Delegierte wurden benannt, 45 waren gekommen. Das Thema war: Kindergrundsicherung – Mehr Chancen für Kinder schaffen!?

Der Treffpunkt war im Veranstaltungssaal der Firma G-Data in Bochum. Der Vorsitzende Serdar Yüksel eröffnete die Konferenz. Er erinnerte daran, dass es zzt. 46 laufende Kriege gibt. Am schlimmsten der Krieg von Russland gegen die Ukraine. Der Konflikt Gaza gegen Israel ist nicht weniger erschreckend.

Mit der Wahl von Donald Trump zum 47. US-Präsidenten sind weitere Risiken zu befürchten. Ein kommender Protektionismus im Export ist zu befürchten, die Macht Chinas wird immer größer, Russland möchte eine neue Weltordnung erzwingen und Indien ist auch nicht zu unterschätzen.
Der Bruch der Ampelregierung ist ein weiteres politisches Sorgenkind und wie schnell eine neue handlungsfähige Regierung steht, wird abzuwarten sein.

Demo in Düsseldorf gegen Sozialabbau
der NRW-Landesregierung

Vor ein paar Tagen gab es in Düsseldorf die Demo gegen den Sozialabbau der NRW-Landesregierung. Die Wohlfahrtsverbände sind sich einig: Einsparungen von 83 Mio. Euro bei der Flüchtlingsberatung, Sprachvermittlung, Frauenhäuser, Kinderbetreuung und z.B. im Pflegebereich sind nicht hinnehmbar!

Auch die Situation bei den 396 NRW-Kommunen hat sich verschlimmert – nur vier haben einen
schuldenfreien Haushalt. Die Altschulden drücken auf die Haushalte und verringern die nötigen Investitionen. Ein weiterer Abbau der Schulden erscheint unmöglich.

Kindergrundsicherung: Mehr Chancen
für Kinder schaffen!?

Das heutige Thema der Kindergrundsicherung steht auf der Tagesordnung. Jedes 2. Kind lebt in Armut. In Bochum gibt es eine Schule, wo 104 Kinder bei der Gesundheitsprüfung zur Schul-Eingangsprüfung mit schlechten Ergebnissen auffielen. Eine Schule mit 90 % Migrationshintergrund. Eine frühkindliche Bildung wird angemahnt. Die soziale und gesellschaftliche Teilhabe muss das Ziel sein.

Dann wurde auf dem Podium das Thema: Kindergrundsicherung – Mehr Chancen für Kinder schaffen - behandelt. Moderator war Christopher Becker (AWO aktuell), Sophie Schwab (Geschäftsführerin Zukunftsforum Familie e.V.), Christopher Muschalla (Bereichsleiter Kinder & Familie der AWO Ruhr-Mitte) und Prof. Dr. Silvia Schneider (Ruhr-Universität Bochum, Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit, Klinische Kinder- und Jugendpsychologie).

Spannende Podiumsdiskussion mit
neuen Erkenntnissen

In der Diskussion kamen folgende Aspekte zur Sprache:
- Frau Schwab:24 % der Kinder wachsen unter schlechten Bedingungen auf. Sei es Armut, psychische Belastungen und gesellschaftliche Minderungen.
- Sie kommt aus Berlin. Es muss ein soziokulturelles Existenzminimum, dass Kinder einbeziehen muss, definiert werden. Steuerliche Ungerechtigkeiten bestehen – die benachteiligt werden, vererben diese noch. Die Stigmatisierung wurde nicht aufgehoben. Ein Amt für alle Belange schaffen, hat aber bisher nicht realisiert werden können.
- Bundesministerin Paus hat 12 Mrd. Euro gefordert, bekam aber nur 2,5 Mrd. Euro – wobei das meiste Geld davon in Verwaltungsstrukturen fließt. Die Kinder und Jugendlichen wachsen in der Krise auf!
- Bei Europawahlen Wahlrecht für 16-Jährige. Die Jungen wählen aber häufiger AfD und BSW. Bei den Europawahlen wählten von den Jungwählern 25 % die kleinen Parteien wie Volt, Tierschutzpartei oder Die Partei und viele andere!

- Frau Schneider: Kinder wachsen mit psychischen Störungen auf. Dass Umfeld in der Familie ist belastend. Es bedingt psychische Schäden, die sich in der Ausbildung, im Beruf und im Leben zeigen.
- Es gibt bei Kindern Entwicklungsfenster, vor allem im psychischen Bereich, wenn diese verpasst werden, bilden sich Schäden aus. Es gibt ein Start-Chancen-Programm mit einem Volumen von 20 Mrd. Euro – aber Themen zur psychischen Entwicklung fehlen!
- Als Beispiel dient der Stadtbezirk Wattenscheid. Die Fachkräfte müssen Teil der Lebenswelt sein. Die Fachkräfte müssen besser geschult werden. 98 % der Kinder haben vor der Einschulung einen Förderbedarf. Eine bessere Analyse muss erfolgen, um die psychische Gesundheit zu verbessern. Auch das Wissen der Fachkräfte darin muss besser werden. Es gibt hier eine Kooperation zwischen KiTas und Schulen – das Ziel muss sein, messbare Verbesserungen zu erreichen.
- Die Vernetzung in der Gesellschaft muss verbessert werden, ebenso die Kommunikation untereinander. Es gibt Wartezeiten von 10 Wochen für einen Beratungstermin für ein Kind! Eine frühere Prävention ist erforderlich und es werden mehr Therapieplätze benötigt.

- Herr Muschalla: In Bochum werden 2.000 Kinder betreut, z.B. indem Essen ausgegeben werden. Es gibt ein Beteiligungs- und Teilhabepaket, was aber nur teilweise in Anspruch genommen wird. In den verschiedenen Stadtbezirken gibt es unterschiedliche Belastungen für Kinder.
- Es ist wichtig, die sportliche Betätigung zu fördern. Auch die Begleitung von der KiTa bis zur Grundschule ist wichtig. Die Kindertagesbetreuung muss verbessert werden. Das Regelsystem reicht nicht aus.
- Besserverdienende Eltern haben größere Vorteile, auch steuerliche. Kinder im Transferbezug sind benachteiligt. Die Verrechnung von Leistungsansprüchen verringert die Förderung! Die KiTa-Sozialarbeit muss ausgebaut werden.

Nachwahl eines weiteren
stellvertretenden Vorsitzenden

Neben diesem spannenden Thema gab es auch noch eine Nachwahl für die Position eines weiteren stellvertretenden Vorsitzenden des Unterbezirk Ruhr-Mitte. Thorsten Kuligga (Herne), 43 Jahre, kandidierte. Bei 45 abgegebenen Stimmen gab es folgendes Ergebnis: 1 ungültig, 5 Enthaltungen, 14 Nein-Stimmen und 25 Ja-Stimmen. Herr Kuligga nahm die Wahl an, obwohl das Ergebnis genauso mäßig ausfiel wie bei seiner letzten Kandidatur!

Die Konferenz wurde vom Vorsitzenden Serdar Yüksel beendet,
mit der Feststellung, dass die AWO die Stimme der sozialen Gerechtigkeit ist!

Foto: Copyright von Lutz Gollnick.
Foto: Copyright von Lutz Gollnick.
Autor:

Lutz Gollnick aus Bochum

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