Keine Sause ohne Stadtwerke
Was bisher nur vermutet wurde, ist jetzt Gewissheit: Bei den Stadtwerken ging es offensichtlich zu wie in einem Selbstbedienungsladen. Geld bekam fast jeder Klüngelbruder, einzige Bedingungen, es musste für Promis sein und, oder der SPD nutzen.
10.000 Euro Vorschuss gab’s für Hellen von Stadtwerkechef Wilmert 2008 für die Spende(!) von Mario Adorf. Als Adorf nicht kommen konnte, wurde großzügig auf eine Rückzahlungsforderung verzichtet. So wurde aus dem Vorschuss für Hellen ein Stadtwerke-Honorarbonus, von dem nichts zurück zu zahlen war, solange es keinem auffiel.
25.000 gab’s für Steinbrück. Sonst lag das übliche Honorar des Kanzlerkandidaten zwar bei nur 15.000 aber Wilmert ließ großzügig 10.000 für den Parteispezi als Sondervergütung durch die Stadtwerke der Pleitestadt Bochum oben drauf legen. Wer hat, der hat.
Für 50.000 Euro pro Jahr verschaffte Wilmert Hellen schnell noch einen nett dotierten Beraterjob, damit dieser die Stadtwerke berät, welche Promis am besten zu Stadtwerken und Stadt passen. Da ist einiges zu erwarten. Vielleicht sollte für 25.000 Euro mal der Papst zu den Stadtwerken kommen, damit er den örtlichen Filzgrößen die Beichte abnimmt? Da möchte vielleicht mancher Mal sein Gewissen erleichtern.
Aber bleiben wir bei der Liste, wer in letzter Zeit noch Geld bei den Stadtwerken abgeholt hat: 400.000 konnte Anselm Weber fürs Schauspielhaus einwerben. Die dortige Finanzierungslücke musste dringend geschlossen werden. Die städtischen Finanzstrategen hatten vergessen beim jährlichen Budget die Steigerung der Personalkosten einzuplanen.
500.000 bei den Stadtwerken und 1.500.000 bei der Sparkasse hatten Hossiep und Fleskes schon vor einiger Zeit höchstpersönlich abgebucht als noch 2 Mio. Spenden fürs Musikzentrum fehlten.
Und auch die Sause von 500 Sozialdemokraten beim Städtetag in der Stadion-Lounge bezahlten natürlich die Stadtwerke.
Alfred Schiske, Vorsitzender von Teutonia Riemke hat wohl ebenfalls einen guten Draht zu Stadtwerken und Sparkasse, entsprechend üppig statten beide den Verein mit Geld aus. Dankbar verbreitet der Verein in seiner Zeitung Lobeshymnen über die städtischen Töchter. Das könnte daran liegen, das Schiske gleichzeitig auch Leiter des Amtes zur Finanzsteuerung ist und damit direkt verantwortlich für die Zusammenarbeit zwischen Stadt und den Tochterunternehmen Stadtwerke und Sparkasse. Und natürlich ist Schiske dazu noch Genosse im Ortsverein Harpen.
Großzügig unterstützen die Stadtwerke auch den Marketing-Club. Dafür verleiht dieser Society-Club im Atrium der Stadtwerke an den ehemaligen Patriarchen des Vfl. Altegoer den Marketing-Award. Und da schließt sich der Kreis, denn Altegoer hatte, als er keine privaten Sponsoren für den Verein mehr finden konnte, ebenfalls die Stadtwerke angezapft. Und die haben auf nachdrückliche Bitte von SPD und CDU großzügig 7,5 Mio. raus getan, um den Verein mal wieder zu retten. Diese Akquise auf Kosten der Energiekunden ist in der Tat preisverdächtig. Die Verleihung des goldenen Filzhutes wäre jedoch wohl passender gewesen. Die Hautevolee in Bochum feiert hingegen die Anbahnung derartige Klüngelgeschäfte als innovative Merkmale herausragender Marketingstrategien bei einer weiteren so bochumtypischen Preisverleihung im Stadtwerke-Hochhaus ab.
Ach, fast vergessen, für Hellen gab’s noch weitere 95.000 Vorschuss, plus noch mal 50.000 von der Sparkasse, damit er McCartney für die Sparkassen-Jubelfeier verpflichtet. „Ich flieg zu McCartney, da brauche ich im Vorlauf Geld.“, sagt Hellen. Ist klar, ein Promi-Vermittler fliegt ja nicht mit Ryanair. Der kauft sich gleich nen Jet und hebt ab. Da sind 145 Tausend fast schon ein Schnäppchen.
Und natürlich gab’s das Geld für Hellen, wie bei den Stadtwerkern Sitte, immer ohne Vertrag. Der Leser fragt sich nur noch, packt Wilmert die Scheine gleich aus der Schreibtischschublade in die braune Tüte und schiebt sie demjenigen unbürokratisch rüber, der nach der Kohle fragt, oder musste Hellen erst unten zur Kasse gehen und bekam dann das Geld direkt aus den Tageseinnahmen der Stromabsperrer?
Und die OB tat wochenlang so, als könnte sie und der Aufsichtsrat in der Affäre partout keine Schuldigen finden. Aber wer nicht sucht, der findet natürlich auch nicht. Wer die Involvierten nicht anhören will, der erfährt auch nichts. Doch die Strategie des Augen und Ohren zu und durch ging dann doch nicht auf, denn auf einmal wollte auch die SPD wissen, wie der Selbstbedienungsladen Stadtwerke so funktioniert. Und als Hellen dann dem Aufsichtsrat erklärt hat, wie es läuft bei den Stadtwerken, sei die OB richtig sauer geworden. Sie sei „ausgerastet“, habe „herumgegrölt“ und „geschrieen“, berichtet die WAZ. Ihr wurde wohl bewusst, dass sich die Wahrheit jetzt nicht mehr so einfach unter den roten Filzteppich kehren lassen würde.
Und wer noch alles bei den städtischen Gesellschaften Vorschüsse, Honorare und anderes abgesahnt hat, ist immer noch nicht Mal im Ansatz geklärt. Nur in einem sind sich fast alle sicher, bekannt geworden ist bisher nur die Spitze des Eisberges.
Für Hellen hingegen ist die ganze Aufregung total unverständlich, berichtet die RN: „Ich bin entsetzt, wenn nunmehr Hinterbänkler sich zu Wort melden und so mancher Ratsherr, der jahrelang mit seiner Frau an den besten Tischen saß, sich plötzlich hinstellt und meine Projekte verurteilt.“
Die Meinung von Hellen über die leutseligen Ratsherren lässt tief blicken. Nach Ansicht Hellens, sollten die Ratsherren sich für ein paar Schlucke Schampus und Fotos mit Bischof Tutu und Peter Maffay doch bitte entsprechend dankbar zeigen. 5 Mio. von Faber und Bürger Brunch mit Fiege bei netter Musik bewegen ja in Bochum auch einiges. Zumindest, dass die etablierten Parteien im Rat jede ökonomische Vernunft über Bord werfen.
Der außen stehende Betrachter bekommt den Eindruck OB Scholz und die Bochumer Hautevolee von Marketing Club bis Kemnader Kreis hat das unbedingte Bedürfnis es ab und an mal richtig krachen zu lassen. In einer Pleitestadt fehlte es dafür eigentlich an Geld und Gelegenheiten. Doch Filz und Klüngel fanden eine Lösung: Nicht die Stadt, sondern Stadtwerke und Sparkasse finanzieren willig Promis und Events wie auch den Musikpalast, damit OB und Hautevolee sich standesgemäß im Lichte der Prominenz prestigeträchtig präsentieren können. Jetzt, wo die Sache hoch kocht zieht der Geruch der Dekadenz durch die Stadt. Und der bleibt insbesondere an der OB haften.
Der Aufsichtsrat hat sich bisher dagegen entschieden Wilmert wegen seiner Versäumnisse zu entlassen. Das sei zu teuer. Allenfalls werden wohl die Projekte mit Hellen widerwillig beendet, um wenigstens da ein paar Euro einzusparen. Vor knapp zwei Wochen verkündete Scholz noch, Es gäbe „Situationen, wo es nicht geht, dass einer die Schuld auf sich nimmt.“ Jetzt auf einmal wollen die Stadtwerke wohl Strafanzeige gegen Hellen stellen. Da gibt es dann wohl doch mindestens drei Schuldige, dass der Skandal jetzt so ausartet: Hellen, Wilmert und die OB. Den Zweitgenannten loszuwerden können sich die Stadtwerke aber angeblich nicht leisten. Verwunderlich: Promi-Sausen sind für die Stadtwerke finanziell kein Problem, Abfindungen für untragbar gewordene Geschäftsführer angeblich schon.
Letztlich hat die Stadt aber doch Glück, das Wilmert im Amt bleibt. Wenn demnächst der Jahrhunderthalle finanziell die Luft ausgeht, geht Townsend kurz zu Parteifreund Wilmert in die 15. Etage im Stadtwerkehochhaus und wird mit einem schwarzen Köfferchen herauskommen, und die Halle ist gerettet. Die Ruhrtriennale wird im Gegenzug als rewirpower-Triennale mit neuer Kraft neuen Erfolgen zustreben.
Wenn die Bezirksregierung wegen der ausufernden Verschuldung der Stadt die Auflösung der BoSy einfordert, springt die Sparkasse ein und die Symphoniker spielen danach in roten T-Shirts mit weißem Sparkassen „S“. Die Kontoführungsgebühren betragen dann 20,80 Euro Monat und der Kilowatt Strom kostet 3,20 Euro, aber einer muss für die Hochkultur ja zahlen.
Mittlerweile erscheint es so, als wäre die eigentliche Aufgabe der Stadtwerke nicht mehr die Versorgung der Bürger mit Energie, sondern die Finanzierung von allem und jedem, Hauptsache mit Promifaktor.
Da fragt sich der Normalbürger, wie kann auch er in den Genuss des Geldsegens der Stadtwerke kommen? Eigentlich nicht schwer: Man gibt bei den Stadtwerken an, dass man einen Promi besorgen kann (Tipp: Laut WAZ soll Wilmert sehr an Hape Kerkering interessiert sein) und schon gibt’s mindestens 10.000 Euro Vorschuss. Sind zur Akquirierung Auslandsreisen erforderlich, kann man auch locker das 10 bis 15-fache fordern. Eine Auszahlung der Beträge erfolgt zuverlässig ohne Vertrag, eine Rückforderung nur, wenn auffällt, dass der Promi nicht kommen konnte. Bis dahin dauert es regelmäßig mindestens 4 Jahre. Zumindest profitiert man also von einem unschlagbar günstigen Kredit. Noch ein Hinweis: Als vorteilhaft erweist sich, wenn man Mitglied bei Filz und Klüngel ist, also schnell bei den Genossen eintreten und das rote Parteibuch mitbringen. Auch ein guter Draht zur OB kann helfen. Denn auch Scholz soll, glaubt man hartnäckigen Gerüchten, immer mal wieder bei Wilmert und Goldmann, Vorhaben zur Finanzierung nachdrücklich empfohlen haben... .
Wir sehen uns in der 15. Etage, Stadtwerke Hochhaus, Ostring 28.
Volker Steude, BÄH-Bürger
(ruhrblogxpublik)
Autor:Dr. Volker Steude aus Bochum |
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