Stoppt Versiegelung der Böden!
Kampf gegen ein geplantes Neubaugebiet in Radevormwald
Ein unmittelbarer Betroffener von der Hochwasserkatastrophe aus Radevormwald berichtet von seinen persönlichen Erfahrungen (Quelle: rf-news.de)
Hier ein Auszug:
Flutkatastrophe
Bericht eines Kurzstrecken-Geflüchteten von Radevormwald (Wupperorte) nach Radevormwald (Stadt)
Von Fritz U.
Die Erfahrungen, die ich in den Tagen während der Unwetterkatastrophe in Nordrhein-Westfalen gemacht habe, sind es wert, in größerer Ausführlichkeit geschildert zu werden. Am Mittwoch war ich erst noch ganz normal im Einsatz für die Vorbereitung unseres örtlichen Wahlkampfs, auch wenn ich am Vormittag schon mit dem ungewöhnlich starken Regen zu kämpfen hatte - das aber war für sich genommen nichts, was ich nicht hatte erwarten müssen.„Starkregen“ ist und war ein wichtiges Wort in den Prognosen von Klimaforschern undPolitikern auch des bürgerlichen Lagers, wenn auch des Öfteren nur hinter vorgehaltener Hand.
Ich kämpfte mich durch den Regen in Solingen, wo wir uns vom Vorstand der Wählerinitiative Bergisch Land getroffen hatten. Ich war trotz der kurzen Zeit bereits wieder nass, meine Kleidung klamm geworden. Das Unwetter hatte derweil immer mehr an Kraft zu genommen und schlug in Wellen auf uns ein, wusch fühlbar über den Bus. Ich hatte einen Anruf erhalten, dass bei den Nachbarn unter mir Wasser aus der Decke käme. Dementsprechend war ich in Unruhe, die mir vielleicht anfangs noch den Blick für das Ausmaß der kommenden Katastrophe nahm. Aus meiner Sicht musste ich erst einmal so schnell wie möglich nach Hause.
In Wuppertal war der Nahverkehr bereits zum Stillstand gekommen. Auf den Gleisen war noch Bewegung, wenn auch mit Verspätungen der jeweiligen Züge zwischen 40 und 70 Minuten.Ich musste damit rechnen, den schließlich nur stündlich fahrenden Bus nach Radevormwald nicht zu bekommen, und meine Nachbarn auch noch warten lassen zu müssen. Weit mehr als eine Stunde hatte es mich am Ende gekostet, Wuppertal mit einem Zug zu durchqueren. So nah an der Wupper war die erschreckende Höhe des Pegelstands unleugbar. In Oberbarmen angekommen erfuhr ich von den Kollegen Busfahrern der WSW, dass es zumindest seit einer Stunde kein Radevormwalder Bus mehr nach Wuppertal geschafft hatte.
Aus den Wupperorten wurde mir telefonisch berichtet, dass es wohl einen Erdrutsch gegeben habe, jedenfalls sei die Bundesstraße zwischen Rade und Wuppertal gesperrt worden.
Dass ich an diesem Abend meine Wohnung noch einmal sah, verdanke ich einem mutigen Taxifahrer, der sich trotz seiner mit den Wassermassen auf den Straßen von Hagen und Wuppertal bereits gemachten Erfahrungen anschickte, das Wagnis einzugehen, Radevormwald mit mir anzusteuern. Er wusste durchaus, dass das Risiko bestand, abgeschnitten zu werden, und das machte ihm große und nachvollziehbare Sorgen. Er hatte auf der Schwarzbach eben noch einen Kampf gegen die Fluten aufgeben müssen, und erklärte sich dennoch bereit.
Durch einen Umweg, der uns über die Höhen führte, konnten wir dann am Ende meinen Wohnort im Tal der Wupper sicher erreichen. Meiner Einschätzung nach gelang ihm auch der anschließende Rückweg; und ich dachte, das Schlimmste nun überstanden zu haben. Mittlerweile war es 22 Uhr, ich trocknete mich, versorgte meinen Kater und bereitete mein De-Facto-Mittagessen vor.
Um 23.30 Uhr trafen die zuständigen Behörden die Entscheidung, die Wupperorte zu evakuieren, da - uns in unseren Wohnungen unbewusst - der Starkregen ein Ausmaß angenommen hatte, dass die Wassermassen drohten, die Wuppertalsperre zu überspülen. Um 23.47 Uhr war die Feuerwehr in meiner Straße, leuchtete in die Fenster einzelner Wohnungen und erklärte in einer Lautsprecherdurchsage, dass die Wupperorte evakuiert werden mussten. Die Behörden hatten keine Kapazitäten, die Evakuierung selbst durchzuführen, so dass die Anwohner auf sich selbst beziehungsweise aufeinander angewiesen waren. Wir sollten zu Freunden oder Familie in den eigentlichen Stadtkern, auf höhere Lagen, oder in eine kurzfristig organisierte Noteinrichtung in der Grundschule auf der "Brede" flüchten.
Ich habe kein Auto, also machte ich mich mit einem Rucksack und dem Nötigsten - Kater, Ausweisdokumente, Telefon und einige Hygieneartikel in Anbetracht der Pandemie - daran, die Gefahrenzone zu verlassen. (Der vollständige Bericht kann auf www.rf-news.de gelesen werden)
Obwohl die Wuppertalsperre bereits kurz vor dem Überlaufen war, plant die Stadt Radevormwald im unmittelbaren Einzugsgebiet dieser Talsperre eine Wohnbebauung , so dass über ein Hektar Fläche, die jetzt noch landwirtschaftlich genutzt wird oder aus Wald besteht, versiegelt würde. Es geht um die Bebauung im Stadtteil Karthausen. Gegen dieses Projekt wehren sich viele Bürger von Radevormwald schon seit Jahren. Dem Vernehmen nach gibt es eine Vereinbarung zwischen dem Kämmerer der Stadt Radevormwald und dem Investor für dieses Projekt, die Stadt Radevormwald hat das entsprechende Gelände vor einigen Jahren käuflich erworben.
Durch die massiven Waldschäden durch die Dürrejahre 2018 - 2020 (auch eine Folge der Klimakrise) sind die Hänge durch Erosion bedroht und das Wasser kann bei starken Regenfällen kaum noch versickern. Das erklärt auch den rapiden Anstieg der Wupper nach den unwetterartigen Starkregenfällen.
Flutkatastrophen mit unvorstellbaren Schäden an der Infrastuktur sind vorprogrammiert, wenn die Versiegelung von Böden in diesem Ausmaß weitergeht! Das gilt nicht nur für Wohnbebauung in vom Hochwasser gefährdeten potentiellen Zonen, sondern auch um den Neubau bzw. die Erweiterung von Straßen und Ausweisung von Gewerbegebieten auf der "grünen Wiese"!
Notwendiger Wohnraum kann z.B. durch die Aufstockung bestehender Gebäude gewonnen werden, wenn das statisch möglich ist. Für Gewerbeansiedlungen gibt es viele Brachflächen von ehemaligen Unternehmen, deren Böden allerdings von Altlasten befreit werden müsste. Ebenfalls sind bei Neubauten Dachbegrünungen gesetzlich vorzuschreiben, kein Bau von großräumigen Einfamilienhäusern wie Villen!
Autor:Ulrich Achenbach aus Bochum |
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