Politik zum Kennenlernen
Jugendliche ersetzen Bochumer SPD-Abgeordnete beim Jugend-Landtag

Die drei Bochumer SPD-Landtagsabgeordneten und ihre jugendlichen Vertreter beim Jugend-Landtag (v.l.): Jan Gonschor, Serdar Yüksel, Vince Schlinkmann, Carina Gödecke, Jan Paul Robel und Karsten Rudolph. | Foto: Demuth
  • Die drei Bochumer SPD-Landtagsabgeordneten und ihre jugendlichen Vertreter beim Jugend-Landtag (v.l.): Jan Gonschor, Serdar Yüksel, Vince Schlinkmann, Carina Gödecke, Jan Paul Robel und Karsten Rudolph.
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Über die Einführung einer allgemeinen Impflicht und eine attraktivere Gestaltung des Öffentlichen Personennahverkehrs wird von Donnerstag bis Samstag, 4. bis 6. Juli, im Landtag diskutiert. Dann tagt der zehnte Jugend-Landtag. Mit Vince Schlinkmann (18), Jan Gonschor (19) und Jan Paul Robel (16) sind drei Bochumer Jugendliche dabei, die die heimischen SPD-Abgeordneten Carina Gödecke, Serdar Yüksel und Dr. Karsten Rudolph ersetzen werden.

„Sie bilden die realen Fraktionen ab“, erklärt Carina Gödecke vorab in einem Pressegespräch. 199 Abgeordnete in fünf Fraktionen sind im Düsseldorfer Landtag vertreten. Die SPD stellt insgesamt 69 Abgeordnete. Darum, die Plätze der Bochumer Politiker einzunehmen, haben sich Vince Schlinkmann, Jan Gonschor und Jan Paul Robel mit einem kurzen Schreiben beworben. „Wir haben dann geguckt, ob es räumlich und von den Interessen her passt“, so Gödecke.
Sie wird an den drei Tagen von Vince Schlinkmann ersetzt. Der Willy-Brandt-Gesamtschüler ist seit eineinhalb Jahren Mitglied bei den Jusos und stellvertretender Sprecher der Juso-Schüler und -Auszubildenden. „Dadurch habe ich schon Erfahrung in Sachen Politik“, erklärt der 18-Jährige. Für die Teilnahme am Jugend-Landtag hat er sich interessiert, da er sich mit Schulpolitik beschäftigt und stets ein Auge auf dem Landtag hat. „Denn da wird die Schulpolitik gemacht.“ Auf ihn wartet in Düsseldorf eine besondere Aufgabe, denn er muss Gödecke auch als erste Vizepräsidentin des Landtags vertreten.

Parteimitgliedschaft ist kein Muss

Die Märkische Schule in Wattenscheid besucht Jan Paul Robel, der Karsten Rudolphs Platz einnehmen wird. Der 16-Jährige engagiert sich als stellvertretender Stufensprecher und Mitglied des Schulrates. „Ich bin in keiner Partei, weil ich keine gefunden habe, mit der ich komplett übereinstimme.“ Eine Mitgliedschaft in der SPD sei aber auch nicht erforderlich, um ausgewählt zu werden, betont Gödecke. Jan Paul Robel möchte die Chance nutzen, sich anzugucken, wie es im Landtag zugeht. „Ich möchte vielleicht Politiker werden“, stellt er Überlegungen über seine berufliche Zukunft an.
Seit zwei Monaten ist Jan Gonschor SPD-Mitglied. Der 19-Jährige macht eine kaufmännische Ausbildung bei der Bogestra und wird im Landtag für Serdar Yüksel einspringen. Sonst seien viele Schüler und Studenten dabei, so Yüksel. „Deswegen habe ich mich sehr gefreut, dass auch ein Azubi darunter ist.“ Gonschor hat sich beworben, „weil ich möchte, dass Azubis, die neu anfangen, gut aufgenommen werden und gute Konditionen bekommen“. Wie für ihn gemacht ist das ÖPNV-Thema. „Das passt“, freut Gonschor sich. Zudem möchte er einen Blick hinter die Kulissen werfen und „mich selbst testen, wie flexibel ich mit Stress umgehe“.

Fraktionsvorsitz wählen

Denn an den drei Tagen erwartet die insgesamt 199 Jugendlichen, die alle zwischen 16 und 20 Jahre alt sind, ein straffes Programm in Düsseldorf. Nach einer Begrüßung durch den Landtagspräsidenten André Kuper wird die erste Aufgabe der drei jugendlichen Bochumer SPD-Vertreter sein, gemeinsam mit den übrigen 66 Jugendlichen einen Fraktionsvorsitz zu wählen. Auch Ausschussvorsitzende und -sprecher müssen bestimmt werden.
„Freitagmorgen ist aus der Simulation dann Realität geworden“, erläutert Carina Gödecke. Am zweiten Tag stehen unter anderem mehrere Fraktionssitzungen, eine öffentliche Anhörung und Ausschusssitzungen an. Der Freitag klingt mit einem parlamentarischen Abend aus – einer Party, bei der die Jugendlichen sich auch überparteilich kennenlernen und Kontakte knüpfen können.
Samstag findet die Plenarsitzung statt, auf die die Jugendlichen zwei Tage lang hingearbeitet haben. Die Ergebnisse daraus sollen nicht ungehört verpuffen, auch wenn dies, räumt Gödecke ein, nicht immer gleich gut klappe. „Seit ein paar Jahren werden die Beschlüsse dem Hauptausschuss zugewiesen. Es gibt eine Behandlung, zu der die Teilnehmer eingeladen werden, um die Beschlüsse vorzustellen.“

„Man lernt, dass Kompromisse notwendig sind, wenn man eine Entscheidung treffen will.“

Daran, dass die Jugendlichen aus dem Jugend-Landtag viel mitnehmen können, haben die drei Bochumer Abgeordneten keinen Zweifel. Es heiße über Politiker oft „die da oben“, sagt Serdar Yüksel. Daher sei der Jugend-Landtag eine tolle Möglichkeit, jungen Leuten einen Einblick in deren Arbeit zu geben. „Man lernt, dass Kompromisse notwendig sind, wenn man eine Entscheidung treffen will“, nennt Carina Gödecke einen weiteren Aspekt. Man müsse dem anderen zuhören.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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