Insolvenz beim Antoniusstift – Keine Gewinner, nur Verlierer

Geimeinde St. Peter und Paul: Wer Seelsorge und Barmherzigkeit ernst nimmt, schickt kein Altenheim in die Insolvenz | Foto: Stahlkocher, Wikipedia
  • Geimeinde St. Peter und Paul: Wer Seelsorge und Barmherzigkeit ernst nimmt, schickt kein Altenheim in die Insolvenz
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Wohl einmalig in Deutschland – die katholische Kirche lässt den Trägerverein eines Altenheimes in Insolvenz gehen. Ganz bewusst hat sich die katholische Gemeinde St. Peter und Paul dagegen entschlossen die Verluste, die durch die Fehlplanungen bei dem von ihr betriebenen Trägerverein des Antoniusstiftes entstanden sind, auszugleichen und hat den Verein in die Insolvenz geschickt. Jetzt müssen nicht nur die Bewohner gegen ihren Willen umziehen, auch den Mitarbeitern werden ihre geleisteten Mehrarbeitsstunden nicht entlohnt und nach drei Monaten stehen sie auf der Straße. Auch eine Abfindung bekommen sie natürlich nicht.

Noch vorletzte Woche erklärte Propst Ludwig den Bewohnern, er befinde sich in guten Gesprächen mit der Stadt, um eine Lösung zu finden. Gleichzeitig stellte er die Weichen für die Insolvenz. Vorher versuchte er noch die qualifizierten Mitarbeiter für das Marienstift (ebenfalls ein Altenheim der Gemeinde St. Peter und Paul) zu gewinnen. Solches Verhalten ist unsozial und einer Kirche nicht würdig. Doch wer hat das Desaster zu verantworten?

Das Bistum nimmt sich in der Sache nichts an. „Wenn eine Pfarrei meint ein Altenheim betreiben zu wollen, ist das auch allein deren Sache.“, so Ulrich Lota, Leiter der Pressestelle des Bistums. Man sähe sich da in keiner Verantwortung. Solche Scheinheiligkeit ist nur schwer zu ertragen. Hätte das Stift einen offen homosexuell lebenden Mitarbeiter beschäftigt, dann hätte der Bischof umgehend eingegriffen, geht es um die Rechte der Mitarbeiter und Heimbewohner einer katholischen Einrichtung im Bistum beruft man sich darauf nicht zuständig zu sein.

Also ist nun die katholische Gemeinde St. Peter und Paul in der Pflicht, für den in ihrem Namen beim Trägerverein entstandenen Schaden aufzukommen. Aufgrund der Höhe des Schadens wird es jedoch nicht ausreichen, wenn man in der Gemeinde den Klingelbeutel rum gehen lässt. Grundsätzlich stellt sich die Frage, wer hat überhaupt über die Insolvenz entschieden und wer hat die endlose Reihe von Fehlentscheidungen, die bis dahin führten, zu verantworten. Da ist als erster Propst Ludwig zu nennen, der trotz seiner guten Beziehung in der Stadtpolitik am Ende seine fragwürdige Strategie zum Bau des Altenstiftes nicht durchsetzen konnte. Als zweites wäre der Kirchenvorstand der Gemeinde St. Peter und Paul zu erwähnen, der diesen Plan mitgetragen haben muss.

Zumindest muss der Immobilienausschuss des Kirchenvorstandes von allen Handlungen des Propstes unterrichtet gewesen sein. Warum er nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen hat, ist unerklärlich. Man hat geschwiegen und dem Drama seinen Lauf gelassen, selbst dann als der Skandal bereits seitenweise die Medien füllte. Aber auch dieses Verhalten macht mitschuldig.

Brisant wird die Sache, wenn man liest, wer im Kirchenvorstand vertreten ist: Lothar Gräfingholt, CDU, Stadtrat und Vorsitzender des Ortsverbandes Riemke, Dr. Stefan Jox, CDU, Stadtrat, Bernt Kuldszun, CDU, stellvertretender Vorsitzender des Ortsverbandes Riemke. Da wundert es nicht, dass auch die CDU die ganze Zeit keine ernsthaften Bemühungen zeigte den Bewohnern zu helfen, ist doch ein Teil der Partei auf der anderen Seite für das Desaster an vorderster Stelle mitverantwortlich.

Die herrschende Politik und Verwaltung (SPD, Grüne und CDU) haben durch ihr Verhalten immer wieder deutlich gemacht, dass ihnen das Schicksal der Bewohner und Mitarbeiter eigentlich völlig gleichgültig ist. Die Bitten der Bewohner um ein Gespräch wurden missachtet oder mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt. Wäre man an der Sache und Lösungen wirklich interessiert gewesen, man hätte jede Gelegenheit zum Gespräch genutzt.

Auch die im Gespräch zwischen Bewohnern, Seniorenbeirat und BÄH-Bürgern diskutierte Lösung des Problems, die Bewohner schrittweise in das gegenüber dem Antoniusstift liegende Marienstift umzusiedeln und das Antoniusstift noch offen zu halten bis alle Bewohner dort einen Platz gefunden haben, wurde von Politik, Propst und Verwaltung beiseite gewischt und ignoriert.

Auch hätte es nie soweit kommen dürfen. Wären Propst und Stadt nicht so planlos und gedankenlos vorgegangen, man hätte frühzeitig eine Lösung finden können und müssen.

Der Propst hätte sein Bauvorhaben geordnet und planvoller verfolgen müssen. Sofern er jemals einen Zeitplan hatte, dann hat er sich offensichtlich selbst am Wenigsten daran gehalten. Als der Stadt klar wurde, dass sie einen Weiterbetrieb des Stiftes unter allen Umständen verhindern würde, und dass muss ihr spätestens klar geworden sein als der Propst im Dezember 2012 einen Antrag zur Verlängerung der Nutzung stellte, hätte sie das Gespräch mit den Bewohnern suchen müssen, um für diese eine tragbare Lösung zu finden. Doch man tat nichts, wartete mit dem ablehnenden Bescheid bis Anfang Mai, um den Bewohnern zu verkünden, dass sie bis 31.05. ausziehen müssten.

Der Presse erklärte die Stadt, die Bewohner könnten wegen akuter Sicherheitsmängel nicht im Antoniusstift verbleiben. Als die Bewohner nach den konkret bestehenden Mängeln fragten, stellte sich heraus, dass zumindest akute Baumängel, die die Sicherheit der Bewohner akut gefährden, nicht bestehen.

So geht man mit alten Menschen nicht um. Das hilf- und planlose Verhalten von Probst, maßgeblicher Politik und Verwaltung war einfach nur peinlich.

Jetzt ist die Gemeinde St. Peter und Paul in der Pflicht. Die Mehrarbeit der Mitarbeiter muss vollständig entlohnt werden, ggf. ist Hilfe zu leisten, wenn Mitarbeiter nach 3 Monaten keine neue Arbeitsstelle finden und für die Bewohner sind neue Heimplätze zu organisieren, die sicherstellen, dass die Gemeinschaft der Bewohner im Wesentlichen intakt bleiben kann. Wenn das der Trägerverein des Antoniusstiftes nicht mehr leisten kann, dann ist es jetzt Aufgabe der Gemeinde für das Notwendige zu sorgen, da sollten Propst, Gräfingholt, Jox, und Kuldszun vorne weg gehen, denn es gibt wohl einiges wieder gut zu machen.

Wer Seelsorge, Nächstenliebe und Barmherzigkeit ernst nimmt, schickt kein Altenheim in die Insolvenz, um sich der Verantwortung zu entziehen.

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Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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