Ich gehe zur Wahl, weil...
…ich selten den leichten Weg gehe und mich weder in mein Schicksal noch in eine Opferrolle fügen möchte. Selbstverständlich wäre es einfacher, mich nicht mit Politik zu beschäftigen und auch sonst keine eigenen Entscheidungen zu treffen, aber das ist nicht mein Ding.
Ich denke – wer heute behauptet, wählen würde nichts bringen und man müsse sich gar nicht erst zur Wahlurne schleppen, weil es doch eh egal ist, wen man wählt – der hat nicht unsere Demokratie aufgegeben, sondern sich selbst als ein selbstbestimmtes Wesen. Er begibt sich damit selbst in die Opferrolle gegenüber des politischen Systems und gibt so die Verantwortung und Mündigkeit ab, an eine scheinbar höhere, unüberwindbare Gewalt.
Komischerweise verstehen die meisten Nicht-Wähler das Nicht-Wählen als einen Akt der Selbstbestimmung oder gar Selbstbehauptung. Aus meiner Sicht ist das ein eklatanter Denkfehler: Selbstbestimmung heißt auch mitbestimmen und nicht separieren. Ich bin ungern schicksalsergeben und wähle lieber den anstrengenderen Weg, um am Ende sagen zu können: Ich habe es selbst so gewollt und entschieden. Das Recht auf Selbstbestimmung ist das teuerste Gut unserer Demokratie. Um dieses Recht nicht mit Füßen zu treten, muss man wählen gehen oder aus der EU auswandern – das wäre dann der richtig schwere Weg.
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Autor:Harald Gerhäußer aus Bochum |
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